Vorkriegszeit im ländlichen Bayern: Während die Industrialisierung im Inntal Einzug hält, stemmt ein Bauernbub aus Kolbermoor jeden Tag Mehlsäcke im Dachkammerl über der Sägemühle des Großvaters. Josef Straßberger hat ein Ziel ¿ der stärkste Mann der Welt zu werden. Und weder seine Herkunft noch die Einberufung ins ¿1. Bayerische Fußartillerie-Regiment¿ können ihn aufhalten. Er überlebt den Ersten Weltkrieg. Verwundet, aber nicht gebrochen geht er in die große Stadt zu den Gewichthebern des TSV 1860 München. Bald folgt Titel auf Titel: Deutscher Meister, Weltmeister, Weltrekordhalter ¿ alles führt ihn zu seinem größten Triumph bei den Olympischen Spielen 1928. Die schillernden Zwanzigerjahre bringen den wirtschaftlichen Aufschwung, mit Gastronomie und Pferden häuft er ein Vermögen an. Doch dann entfachen die Nationalsozialisten den Weltenbrand ¿ Andreas Lechner taucht tief in das Leben seines Großvaters, des Gewichthebers und Olympiasiegers Josef Straßberger, ein und entwirft dabei das grandiose Sittengemälde eines halben Jahrhunderts deutscher Geschichte, von der Jahrhundertwende bis in die frühen Tage des Wirtschaftswunders.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.07.2020Die besten Seiten des Sommers
Ein Bayer stemmt
sich nach oben
Ein Bauernbub aus dem Inntal, der auszieht, der „schwerste Mann der Welt“ zu werden. Erst stemmt er Mehlsäcke im „Muckikammerl“ auf dem Hof, später die ganz großen Gewichte. 1928, bei den Olympischen Spielen in Amsterdam, holt der Schwerathlet und Weltmeister Josef „Sepp“ Straßberger, Gewichtheber beim TSV 1860 München, tatsächlich Gold. Wie dieser Kraftlackl und Vorzeigesportler in den Zwanzigerjahren in Münchens bessere Kreise aufsteigt, wie er zu Geld kommt und Gastronom wird und neben seiner Ehe eine Affäre mit einer feierfreudigen Gräfin lebt, das erzählt sein Enkel Andreas Lechner bajuwarisch-griffig in dem dokufiktionalen Roman „Heimatgold“. Die Biografie des Großvaters ist alleine schon eine fabelhafte Geschichte. Plastisch ausgestaltet mit viel Lokalkolorit und Zeitgeschichte – Wirtshaus-München, Nazis, Nachkriegsjahre –, entsteht ein lesenswertes Porträt: eines Bayern, seiner Stadt und seiner Zeit.
CHRISTINE DÖSSEL
Andreas Lechner:
Heimatgold.
Volk Verlag,
München 2019.
287 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Ein Bayer stemmt
sich nach oben
Ein Bauernbub aus dem Inntal, der auszieht, der „schwerste Mann der Welt“ zu werden. Erst stemmt er Mehlsäcke im „Muckikammerl“ auf dem Hof, später die ganz großen Gewichte. 1928, bei den Olympischen Spielen in Amsterdam, holt der Schwerathlet und Weltmeister Josef „Sepp“ Straßberger, Gewichtheber beim TSV 1860 München, tatsächlich Gold. Wie dieser Kraftlackl und Vorzeigesportler in den Zwanzigerjahren in Münchens bessere Kreise aufsteigt, wie er zu Geld kommt und Gastronom wird und neben seiner Ehe eine Affäre mit einer feierfreudigen Gräfin lebt, das erzählt sein Enkel Andreas Lechner bajuwarisch-griffig in dem dokufiktionalen Roman „Heimatgold“. Die Biografie des Großvaters ist alleine schon eine fabelhafte Geschichte. Plastisch ausgestaltet mit viel Lokalkolorit und Zeitgeschichte – Wirtshaus-München, Nazis, Nachkriegsjahre –, entsteht ein lesenswertes Porträt: eines Bayern, seiner Stadt und seiner Zeit.
CHRISTINE DÖSSEL
Andreas Lechner:
Heimatgold.
Volk Verlag,
München 2019.
287 Seiten, 22 Euro.
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