Goethes Italienreise als Selbstentdeckung
Ich bin kein Goethe-Experte, sondern ich interessiere mich für Reisen. Neu für mich war, dass Goethe erst im vierten Anlauf bis nach Italien reiste, zweimal war er vorher auf dem Gotthard, dann gilt: „Goethe kam nur bis Heidelberg.“ (24, als in den
Weimarer Fürst nicht in Frankfurt abholte)
Doch scheint es mir, dass der Autor Goethe nicht in den…mehrGoethes Italienreise als Selbstentdeckung
Ich bin kein Goethe-Experte, sondern ich interessiere mich für Reisen. Neu für mich war, dass Goethe erst im vierten Anlauf bis nach Italien reiste, zweimal war er vorher auf dem Gotthard, dann gilt: „Goethe kam nur bis Heidelberg.“ (24, als in den Weimarer Fürst nicht in Frankfurt abholte)
Doch scheint es mir, dass der Autor Goethe nicht in den Mittelpunkt stellen wollte, sondern die Auswirkungen seiner Reise auf die Nachwelt. „Goethe hatte als Letzter den Vorteil, nicht auf den Spuren Goethes reisen zu müssen“, schreibt er selbst-kritisierend seine Weisheit auf S.110.
Mit dem besprochenen Gedicht „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,“ (265) öffnet er den Raum für ironische Dichtung wie diese:
„Kennst du das Land, wo die Kartoffeln blühn,
Wo dürre Ochsen krumme Furchen ziehn,
Wo Magd und Bauer aus derselben Schüssel fressen?
Da ist das Land der dummen Hessen.“ (269)
Dass er Herder als Nachfolger behandelt, ok. Dass der goethekritische Nicolai mit dem schönen Satz zitiert wird: „Venedig nahm sich aus wie eine größere Stadt am Horizont einer Ebene, etwa wie Leipzig oder Breslau.“ (299), auch ok.
Danach wird die Auswahl aber willkürlich und mir bleibt nur dass Zitat von Curtius: „Florenz ist schön, aber nicht groß. Interessant, nicht überwältigend. Das Quattrocento ist süß, innig – aber kindlich. Keine Kunst höchsten Ranges.“ (364) Selbst Thomas Mann und Ingeborg Bachmann, also jeder, der mal in Rom gewesen ist und ein Buch geschrieben, wird erwähnt.
„Sehenswürdig ist, was andere schon gesehen hatten.“ (461) ist eine Definition des Autors. Seltsam, denn lesenswert ist nicht alles, was andere gelesen haben. Dieses Buch hat dank dden für mich neuen Themen und den guten Zitaten 3 Sterne verdient. Wie aber drei Literaturwissenschaftler in Rom von den Nazis verfolgt werden, ist ein neues Thema und deswegen gibt es auch nicht mehr.