Die literarische Moderne entdeckt die Gefährdung des Ich in der Heimkehr: Wo es heimkehrend zu sich zurückfinden soll, droht es gerade unterzugehen. Heimkehr ist nicht nur ein drängendes Problem in den Flüchtlingsbewegungen aktueller Weltpolitik - sie ist auch immer schon ein ehrwürdiges und vielbenutztes Motiv der abendländischen Literatur gewesen. Der vorliegende Essay untersucht in konzentrierten Einzelinterpretationen wichtiger Gedichte und Prosatexte der deutschsprachigen Moderne (u.a. Heine, Eichendorff, Celan, Rilke, Kafka), wie die große Literatur das Subjekt in der Heimkehr zunehmend als gefährdet sieht: Der Selbstverlust in der Heimkehr akzentuiert die Heimatlosigkeit des Ichs in einer Welt beständigen Umbruchs. Eingebettet wird diese Problemgeschichte in eine Reflexion der philosophischen bzw. theologischen Modelle der Heimkehr seit der Antike, die als Ideenreservoir den dichterischen Bearbeitungen zugrunde liegen und in ihnen produktiv kritisiert werden. Dass die Unmöglichkeit der Heimkehr die Anerkennung der Schutzlosigkeit des Fremden fordert, haben Philosophie und Literatur eindringlich sichtbar gemacht: So liefert der Essay gute Gründe dafür, das Wissen der Literatur auch für gegenwärtige Fragen zu konsultieren.
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»das beeindruckende, ebenso intelligent wie sensibel argumentierende Buch von Jan Urbich« (Eckart Goebel, Die Welt, 06.06.2020) »eine ebenso stilistisch lesenswerte wie literaturwissenschaftlich erkenntnisreiche Problemgeschichte« (Jakob Christoph Heller, literaturkritik.de, 21.10.2020) "Urbich gelingt die präzise Lektüre einzelner Gedichtzeilen ebenso wie das souveräne Spannen weiter Bögen über die Philosophiegeschichte (...). Seine Textarbeit im Modus des (...) close reading ist subtil und produziert immer wieder wertvolle Einsichten.« (Martin Klebes, Monatshefte 114, 2022) »Urbichs stupend belesene 'Problemgeschichte' der Heimkehr (leistet) einen in der Breite und Tiefe der Aspekte bisher konkurrenzlosen monographischen Beitrag, dessen Lektüre reiche Anregungen zum weiteren Nachdenken und Nachforschen gibt.« (Christoph Deupmann, Zeitschrift für deutsche Philologie 2/2023)