Bachelorarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Deutsche Literatur), Sprache: Deutsch, Abstract: Heiner Carows Schwarz-Weiß-Film „Die Russen kommen“ lässt sich beinahe nur noch thematisch als ein Film der Nachkriegszeit betrachten. In seinem Entstehungsjahr 1968 war die Welle der Filme mit explizit antifaschistischer Thematik bereits abgeebbt. Die DDR, die sich in ihren Gründungsjahren als Gegenmodell zu einem faschistischen Staat gesehen hatte, setzte nun auch durch politische Weisung auf Filme, die einen sozialistischen Helden gegenüber einem einsichtigen Übeltäter oder einem engagierten Regimegegner favorisierten. Filme, die den nationalsozialistischen Faschismus durch die Darstellung von Einzelschicksalen - auch in Übertragung auf andere Epochen - verurteilten, waren für Meinungsbildung und Propaganda in der DDR nur noch wenig relevant. Wenn sie gezeigt wurden, sollten sie jedoch immer in Ausrichtung auf die Gegenwart der DDR verstanden werden können. Als Carow durch eine Kurzgeschichte von Egon Richter zu „Die Russen kommen“ inspiriert wurde, waren seit dem Kriegsende bereits 23 Jahre vergangen. Im Gegensatz zu dem zur gleichen Zeit gedrehten Werk „Ich war neunzehn“ von Konrad Wolf wurde die Aufführung von Carows Film verboten. Die dafür genannten Gründe waren pragmatischer Natur, wirken aber heute beinahe zu einfach, um plausibel zu sein. Die Geschichte, die Carow erzählt, und die Art und Weise, auf die er sie erzählt, irritierten und irritieren. Die schließlich genehmigte Schnittfassung „Karriere“ von 1971 hat nur noch wenig mit dem Ausgangsthema gemein. Erstmals gezeigt wurde „Die Russen kommen“ schließlich 1987 nach einer Arbeitskopie aus dem Fundus von Evelyn Carow.