Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Geschichte Europas - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 1,3, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Veranstaltung: Der Investiturstreit, Sprache: Deutsch, Abstract: Über die Herrschaftszeit Heinrichs IV. ist bereits viel publiziert worden, nicht zuletzt weil der sogenannte Investiturstreit als ein prominentes und prägendes Moment eine wichtige Rolle in Heinrichs Regierungszeit spielte. Dass die Konflikte im Investiturstreit weit über das gewohnte Maß hinausgingen, stellt unter anderem Gerd Althoff fest und schließt daraus, dass der Investiturstreit gar eine Krise des gesamten Herrschaftssystems evozierte.1 Im Kontext des Investiturstreits fanden zeitgleich auch innerhalb des Herrschaftsgebietes Heinrichs IV. massive politische Konflikte statt, die teils von kriegerischen Auseinandersetzungen begleitet wurden und das althergebrachte Herrschaftsgefüge ins Wanken brachten. Inwiefern diese Auseinandersetzung zwischen dem deutschen König und dem Papst in Rom ausschlaggebend für die Haltung der deutschen Fürsten gegenüber dem König war, bleibt in der wissenschaftlichen Betrachtung umstritten. Egon Boshof spricht den Kernaspekten des eigentlichen Investiturstreits nur eine marginale Rolle in einem von Machtkämpfen geprägten Zeitalter zu: „Das Problem der Investitur hat bei diesen Ereignissen keine Rolle gespielt. Es ging um grundsätzliche Fragen.“2 Dieser Aussage folgend soll im Folgenden die Fürstenopposition gegen Heinrich IV. in den Blick genommen werden, die mit der Wahl Rudolfs von Rheinfelden am 15. März 1077 in Forchheim und den darauf folgenden militärischen Auseinandersetzungen mit Heinrich ihren Höhepunkt erreichten. Dabei soll besonders das Verhältnis der süddeutschen Herzogtümer Schwaben, Bayern und Kärnten zu Heinrich IV. untersucht werden, da diese mit Sachsen zusammen ständige Unruheherde in Heinrichs Regierungszeit bildeten. Diese Gebiete spielten aufgrund ihrer geografischen Lage eine besondere Rolle für den deutschen König: Sie waren Transitgebiete auf dem Weg über die Alpen nach Italien. Da zu jener Zeit weite Gebiete im heutige Norditalien deutsche Besitztümer waren und sich das deutsche Königtum als Schutzmacht des apostolischen Stuhls in Rom verstand, war die Lage für Heinrich IV. mit dem Aufbegehren der süddeutschen Herzöge besonders prekär. Um die Ursachen der Fürstenopposition zu beleuchten, sollen zuerst Herrschaftsform und Herrschaftspraxis aufgezeigt werden, wie sie um die Zeit Heinrichs IV. gebräuchlich waren.