Heinrich von Kleist (1777-1811) war einer der größten Dichter deutscher Sprache, dem jedoch zu Lebzeiten die ehrgeizig erstrebte Anerkennung versagt blieb. In diesem Band wird geschildert, wie es Kleist gelang, aus den Nöten seiner unglücklichen Existenz ein Werk zu destillieren, das an beunruhigender Faszination bis heute ohne Vergleich ist. Das Bildmaterial der Printausgabe ist in diesem E-Book nicht enthalten.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.12.2008In Sachen Kleist
Mancher sprach schon von einem Stück bundesrepublikanischer Bildungsgeschichte, nun wird es ausgemustert: Curt Hohoffs Kleist-Bändchen aus dem Jahr 1958. Gleich mehreren Generationen von Schülern und Studenten bot der legendäre Band 1 der Reihe Rowohlts Monographien, noch voriges Jahr in der vierunddreißigsten Auflage erhältlich, erste Hilfe. Hohoffs Nachfolger heißt Hans-Georg Schede und legt das vor, was man von der altehrwürdigen Reihe gewohnt ist: eine konzise, vorzüglich lesbare, auf der Höhe der Forschung befindliche Darstellung von Leben und Werk. Unaufgeregt und ohne Neigung zu Spekulationen, lässt Schede Kleist nicht nur an Gesellschaft und preußischem Staat scheitern, sondern auch an der Maßlosigkeit seines Anspruchs. Was Kleists geheimnisvolle Würzburger Reise angeht, dem nach Ansicht des Kleist-Biographen Gerhard Schulz meistgedeuteten Ereignis der deutschen Literaturgeschichte, hält Schede die Industriespionage-These für die plausibelste Erklärung. Schade nur, dass die soliden Werkdeutungen zum Schluss etwas ins Biographische abgleiten und Schede die noch heutige Leser schockierenden Gewaltexzesse in Kleists Werk als Ausdruck "menschlicher Not", nämlich unterdrückter Sexualität, erscheinen: "Kleist spielt nicht mit der Gewalt, sondern er teilt durch sie mit, was ihn selbst im Griff hat ... Das gibt ihnen ihre moralische Rechtfertigung." (Hans-Georg Schede: "Heinrich von Kleist". Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2008. 160 S., 8,95 [Euro].) O.P.
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Mancher sprach schon von einem Stück bundesrepublikanischer Bildungsgeschichte, nun wird es ausgemustert: Curt Hohoffs Kleist-Bändchen aus dem Jahr 1958. Gleich mehreren Generationen von Schülern und Studenten bot der legendäre Band 1 der Reihe Rowohlts Monographien, noch voriges Jahr in der vierunddreißigsten Auflage erhältlich, erste Hilfe. Hohoffs Nachfolger heißt Hans-Georg Schede und legt das vor, was man von der altehrwürdigen Reihe gewohnt ist: eine konzise, vorzüglich lesbare, auf der Höhe der Forschung befindliche Darstellung von Leben und Werk. Unaufgeregt und ohne Neigung zu Spekulationen, lässt Schede Kleist nicht nur an Gesellschaft und preußischem Staat scheitern, sondern auch an der Maßlosigkeit seines Anspruchs. Was Kleists geheimnisvolle Würzburger Reise angeht, dem nach Ansicht des Kleist-Biographen Gerhard Schulz meistgedeuteten Ereignis der deutschen Literaturgeschichte, hält Schede die Industriespionage-These für die plausibelste Erklärung. Schade nur, dass die soliden Werkdeutungen zum Schluss etwas ins Biographische abgleiten und Schede die noch heutige Leser schockierenden Gewaltexzesse in Kleists Werk als Ausdruck "menschlicher Not", nämlich unterdrückter Sexualität, erscheinen: "Kleist spielt nicht mit der Gewalt, sondern er teilt durch sie mit, was ihn selbst im Griff hat ... Das gibt ihnen ihre moralische Rechtfertigung." (Hans-Georg Schede: "Heinrich von Kleist". Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2008. 160 S., 8,95 [Euro].) O.P.
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Hohoffs Nachfolger heißt Hans-Georg Schede und legt das vor, was man von der altehrwürdigen Reihe gewohnt ist: eine konzise, vorzüglich lesbare, auf der Höhe der Forschung befindliche Darstellung von Leben und Werk. FAZ.NET