Grauzone zwischen Recht und Unrecht
Im zweiten Fall des Leipziger Ermittlerduos Seiler und Novic geht es vordergründig um den Tod eines Lokalpolitikers. Dahinter verbergen sich aber noch andere Straftaten wie Korruption bei Behördenmitarbeitern, kriminelle Machenschaften politischer Gruppierungen
sowie der Baumafia und Verdunkelung bei der Polizei.
"Heißes Pflaster" ist ein zum großen Teil…mehrGrauzone zwischen Recht und Unrecht
Im zweiten Fall des Leipziger Ermittlerduos Seiler und Novic geht es vordergründig um den Tod eines Lokalpolitikers. Dahinter verbergen sich aber noch andere Straftaten wie Korruption bei Behördenmitarbeitern, kriminelle Machenschaften politischer Gruppierungen sowie der Baumafia und Verdunkelung bei der Polizei.
"Heißes Pflaster" ist ein zum großen Teil politischer Krimi, der mir noch besser gefällt als der erste Band der Buchreihe. Dies liegt vor allem an den originellen, glaubwürdig gezeichneten Ermittlern. Der Synästhetiker Novic leidet unter seiner Hypersensibilität, gleichzeitig befeuert sie seine Intuition bei der Aufklärung des Falles. Da bekommt die Redewendung, jemanden nicht riechen zu können, noch mal ein ganz anderes Ausmaß. Angesichts seiner offensichtlichen sozialen Isolation empfindet man Mitleid.
Auch Seiler bekommt in diesem Band mehr Raum, sei es durch private Beziehungen oder ihren Verdacht, dass der vermeintliche Suizid ihres Mannes mit Machenschaften seiner Exkollegen in Zusammenhang stehen könnte. Dabei spielt auch der Vorgesetzte der beiden Hauptkommissare eine noch undurchsichtige Rolle.
In diesem Krimi werden Zwiespalte aufgezeigt: welche Handlungen, die aufgrund von Wohnungsnot, wirtschaftlichen Interessen oder politischer Gesinnung erfolgen, können noch akzeptiert werden? Der Riss geht durch die Gesellschaft: ob es Polizisten sind, deren politische Einstellung ihre Arbeit beeinflusst, oder Anwohner, die zwar die soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit erkennen, aber nicht in das Sperrfeuer politischer Gruppierungen geraten wollen. Der Autor bezieht selber Stellung, indem er mit der Hausbesetzerszene sympathisiert, die naiv bis idealistisch dargestellt wird, während vor der rechten Gefahr gewarnt wird, die manipulativ ist und die Bereitschaft zeigt, über Leichen zu gehen.
Alex Pohl zeigt einmal mehr sein Talent für sehr spannende Szenen sowie unterschwelligen Humor. Dass er Liebeskummer und Trauer weniger gut oder weniger bereitwillig beschreibt, konnte mich nicht bewegen, dafür einen Stern abzuziehen.