Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es um ein Kind des Autors Ernest Hemingway. Genauer gesagt um sein jüngstes Kind. Geboren als Gregory Hemingway, versucht er zeitlebens seinem Vater zu imponieren, leidet unter seiner Bekanntheit und auch unter der Familiengeschichte, die gespickt ist von
depressiven Erkrankungen und Suizid. Schon früh merkt Greg, dass er einen starken Drang dazu verspürt…mehrWie der Titel schon vermuten lässt, geht es um ein Kind des Autors Ernest Hemingway. Genauer gesagt um sein jüngstes Kind. Geboren als Gregory Hemingway, versucht er zeitlebens seinem Vater zu imponieren, leidet unter seiner Bekanntheit und auch unter der Familiengeschichte, die gespickt ist von depressiven Erkrankungen und Suizid. Schon früh merkt Greg, dass er einen starken Drang dazu verspürt Frauenkleidern zu tragen, lange versucht er diesem zu widerstehen und lässt sich auf Grund dessen, sowie auf Grund von immer wiederkehrenden depressiven und manischen Phasen, jahrelang mit Elektroschocks behandeln. Er will gefallen, er will nicht anders sein, er verurteilt trans Personen aufs schärfste, bis er sich im Alter von 60 Jahren einer Transition unterzieht. Fortan lebt sie meist unter dem Namen Gloria, benutzt aber auch andere Frauennamen und ab und zu auch noch Greg.
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Gleich zu Anfang möchte ich erwähnen: Es handelt sich nicht um eine Biographie. Die Erzählung ist laut Aussage des Autors fiktional, lehnt sich aber am Leben von Greg/Gloria Hemingway an. Schaut man sich dieses Leben an, wird schnell klar: Es war kein Einfaches. Geprägt von Depressionen und Manie, verfällt er/sie immer wieder dem Alkohol, es kommt zu wiederholten Zusammentreffen mit der Polizei, Autorität ist nur schwer hinnehmbar. Vor allem sein/ihr Verlangen zeitweise als Frau aufzutreten, machen es schwierig ein glückliches Leben zu führen, da immer wieder Selbstvorwürfe, -hass und -zweifel vorherrschen. Bis zuletzt ist sich Greg/Gloria nicht sicher, ob sie/er eher Mann oder Frau ist, auf die Frage des Sohnes, wie er/sie fortan angesprochen werden will, antwortet er/sie, dass dies jeden Tag anders ist. Heute würde er/sie sich wahrscheinlich als non-binary bezeichnen, aber zu der damaligen Zeit gab es einfach keinen Begriff.
Russell Franklin hat dies zweifelsohne brilliant eingefangen. Nicht nur Greg’s/Gloria‘s innere Zerissenheit ist toll dargestellt, auch die Familiengeschichte wurde intensiv beleuchtet. Es wird schnell bewusst, dass diese ganzen Strukturen mehr als toxisch sind. Der Vater als großes Vorbild, dem man es nie recht machen kann, der aber auf der anderen Seite auch mit seinen Dämonen zu kämpfen hat. Die lieblose Mutter, die von Kindern eher genervt war und nicht viel mit ihnen anfangen konnte und ihr Leben lang darauf hofft, dass ihr Mann zu ihr zurück kehrt. Der Großvater (später auch der Vater, Onkel und Cousine), allesamt wählen den Freitod, um dem Leben zu entkommen.
Das Buch erzählt das Leben von etwa dem 10 Lebensjahr bis zum Tod. Dabei verläuft die Erzählung nicht linear, vielmehr wird wild zwischen verschiedenen Jahren hin und her gesprungen. Dies fand ich anfangs gewöhnungsbedürftig, nach dem ich aber angefangen habe die Jahreszahlen mit dem Alter zu ersetzen, ging es ganz gut. Dieses Vorgehen sorgt außerdem dafür, dass ein Spannungsbogen aufrecht erhalten wird. Zumindest mit ging es so, dass ich immer wissen wollte, wie es mit Greg/Gloria weiter geht, aber auch die Rückblicke in die Kindheit toll fand, erklären sie doch so einiges. Der tolle Schreibstil, der sich angenehm lesen lässt, tut sein übriges.
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Ein wirklich tolles Buch und eine große Empfehlung von mir.