Studienarbeit aus dem Jahr 2024 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,0, Ruhr-Universität Bochum (Philologie (Komparatistik)), Veranstaltung: Weltliteratur in deutscher Sprache (2). Auf dem Weg in die Moderne, Sprache: Deutsch, Abstract: "Ist denn Henrik Ibsen für uns ein Fremder?". Mit dieser Frage macht Leo Berg 1888 auf einen Diskurs aufmerksam, der sich offenbar bis heute gehalten hat: Ibsen wurde bereits zu seinen Lebzeiten vielfach als 'deutscher' Dramatiker rezipiert. Doch wie kommt es dazu, dass ein norwegischer Schriftsteller sich mit seinen Werken derart in die deutsche Literatur integrieren kann, dass er als zu den deutschen Autoren zugehörig empfunden wird? Dieser Frage soll in der folgenden Hausarbeit nachgegangen werden, indem ein genauerer Blick auf die zeitgenössische Rezeption Ibsens in Deutschland geworfen wird. Besonderen Erfolg bei den Deutschen erlangte er mit seinen Gesellschaftsdramen, weshalb der Fokus vor allem auf dieser Art von Theaterstücken und der - teilweise sehr kontroversen - Rezeption ihrer schriftlichen Darlegung sowie der szenischen Umsetzung liegen soll. Eines der heute noch bekanntesten Stücke ist Et Dukkehjem (1879), in welchem Ibsen sich bereits stark kritisch gegenüber dem zeitgenössischen Gesellschaftsmodell sowie der Rolle der verheirateten Frau äußert: Die Hauptfigur Nora wird zum Sinnbild der weiblichen Emanzipation, indem sie ihren Mann, nachdem dieser ihr einen Gesetzesverstoß verziehen hat, freiwillig verlässt. Doch während es hier noch recht friedlich zugeht und Noras rechtliches Vergehen lediglich im Fälschen einer Unterschrift liegt, kommt es in Hedda Gabler (1890), welches eine ähnliche Familiensituation aufzeigt, zu heftigen Intrigen und sogar Todesfällen durch die Titelfigur. Dieses eher späte Drama scheint folglich einen Kontrast zu dem ohnehin schon stark kritisierten Et Dukkehjem und somit die Folge einer Entwicklung Ibsens darzustellen, der scheinbar ein Wandel in der zeitgenössischen Rezeption vorausgeht. Durch einen Vergleich dieser beiden Stücke und ihrem jeweiligen Bezug zur gesellschaftlichen und politischen Situation im Deutschland des späteren 19. Jahrhunderts soll der Verlauf der damaligen Aufnahme des norwegischen Dramatikers in die deutsche Literatur- und Bühnenkunst sowie die verschiedenen Positionen zu den Dramen herausgestellt werden.
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