Hugo Ball (* 22. Februar 1886 in Pirmasens, + 14. September 1927 in Sant'Abbondio-Gentilino, Schweiz) war ein deutscher Autor und Biograf. Außerdem war er einer der Mitgründer der Dada-Bewegung und ein Pionier des Lautgedichts. (Auszug aus Wikipedia)
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.05.2006Beispielhaft: Hugo Balls Hesse-Buch
Unter den großen und kleinen, schmalen und dicken Lebensbeschreibungen gehört Balls "Hesse" zu den schmalen großen. Man sollte dieses Buch allein schon deshalb lesen, um sich die noble Strenge vor dem Objekt der Neugier vorführen zu lassen. Der "Hesse" ist ein Buch ohne hochgespielte privatistische Dramen und ohne intellektuelle Plakate. Statt dessen: Maß und Form, Respekt, Würde, Zurückhaltung und Unerbittlichkeit, Schlichtheit und Kraft.
In den zwanziger Jahren hatten sich Hermann Hesse und Hugo Ball im Tessin kennengelernt, und die beiden sind sich dann zeit ihres beispielhaft unruhigen, exzentrischen Lebens treu geblieben, das für Ball, den Jüngeren, recht kurz werden sollte. Am Morgen des 14. September 1927 starb Ball an Krebs. Er wurde nur 41 Jahre alt. In seinem Nachruf auf den Freund, der am Ende nur noch die Hoffnung hatte, daß ganz Deutschland eines Tages katholisch sein werde, schreibt Hesse: "Du warst uns ein Vorbild. In der Zucht deines Denkens, in der Strenge deines sprachlichen Verantwortungsgefühls, im unablässigen Dienst am Worte, im bewußten Kampf gegen die Neigung der Epoche zur Fahrlässigkeit und Verantwortungslosigkeit im Denken und im Reden, bist du uns manche Jahre ein Beispiel gewesen ..." Der von Bärbel Reetz vor drei Jahren herausgegebene und sehr gut kommentierte Briefwechsel der beiden gibt über deren Zusammensein beseelte Auskunft.
Hesses Verleger Samuel Fischer suchte im Jahr 1926 einen Autor für eine Hesse-Biographie, die zu dessen fünfzigstem Geburtstag im Juli 1927 erscheinen sollte, und zwar in der Reihe "Dichterbiographien", in der schon Biographien über Gerhart Hauptmann, Richard Dehmel, Arthur Schnitzler und Thomas Mann erschienen waren. Samuel Fischer schlug dem solcherart zu ehrenden Geburtstagskind in einem Brief seinen Lektor Oskar Loerke als Autor der Biographie vor. Auf Hugo Ball wäre er allein nicht gekommen. Hesse ergriff die Gelegenheit beim Schopfe und schlug seinen Freund und Nachbarn, den Asketen Ball, vor, der sein Leben lang in argen Geldnöten schwebte. Samuel Fischer war einverstanden und schickte Ball einen Vertrag und eine Vorauszahlung von 450 Mark. Ball hatte vier Monate Zeit.
Der Hesse-Lektor des Suhrkamp Verlags, Volker Michels, hat die Biographie in der schönen Ausgabe der Sämtlichen Schriften herausgegeben und mit einem informativen Nachwort versehen (unsere Abbildung zeigt eine Verlagswerbung). Nachdem Ball sein Manuskript geliefert hatte, schrieb Samuel Fischer an Hesse: "Mit dem Buch von Ball freue ich mich sehr. Sie haben nicht zuviel gesagt: Ball ist eine starke Persönlichkeit, was er sagt, ist auf seinem Boden gewachsen. Es wird die beste biographische Arbeit, die ich in meinen Verlag habe." Nebenher, um die Erde dieser Biographie eines geistigen Menschen als Neurotikers zu riechen, sollte man Balls Essay "Der Künstler und die Zeitkrankheit" lesen.
EBERHARD RATHGEB
Hugo Ball: "Hermann Hesse". Sein Leben und sein Werk. Herausgegeben von Volker Michels. Band 8 der Sämtlichen Werke und Briefe Hugo Balls. Wallstein Verlag, Göttingen 2006. 247 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Unter den großen und kleinen, schmalen und dicken Lebensbeschreibungen gehört Balls "Hesse" zu den schmalen großen. Man sollte dieses Buch allein schon deshalb lesen, um sich die noble Strenge vor dem Objekt der Neugier vorführen zu lassen. Der "Hesse" ist ein Buch ohne hochgespielte privatistische Dramen und ohne intellektuelle Plakate. Statt dessen: Maß und Form, Respekt, Würde, Zurückhaltung und Unerbittlichkeit, Schlichtheit und Kraft.
In den zwanziger Jahren hatten sich Hermann Hesse und Hugo Ball im Tessin kennengelernt, und die beiden sind sich dann zeit ihres beispielhaft unruhigen, exzentrischen Lebens treu geblieben, das für Ball, den Jüngeren, recht kurz werden sollte. Am Morgen des 14. September 1927 starb Ball an Krebs. Er wurde nur 41 Jahre alt. In seinem Nachruf auf den Freund, der am Ende nur noch die Hoffnung hatte, daß ganz Deutschland eines Tages katholisch sein werde, schreibt Hesse: "Du warst uns ein Vorbild. In der Zucht deines Denkens, in der Strenge deines sprachlichen Verantwortungsgefühls, im unablässigen Dienst am Worte, im bewußten Kampf gegen die Neigung der Epoche zur Fahrlässigkeit und Verantwortungslosigkeit im Denken und im Reden, bist du uns manche Jahre ein Beispiel gewesen ..." Der von Bärbel Reetz vor drei Jahren herausgegebene und sehr gut kommentierte Briefwechsel der beiden gibt über deren Zusammensein beseelte Auskunft.
Hesses Verleger Samuel Fischer suchte im Jahr 1926 einen Autor für eine Hesse-Biographie, die zu dessen fünfzigstem Geburtstag im Juli 1927 erscheinen sollte, und zwar in der Reihe "Dichterbiographien", in der schon Biographien über Gerhart Hauptmann, Richard Dehmel, Arthur Schnitzler und Thomas Mann erschienen waren. Samuel Fischer schlug dem solcherart zu ehrenden Geburtstagskind in einem Brief seinen Lektor Oskar Loerke als Autor der Biographie vor. Auf Hugo Ball wäre er allein nicht gekommen. Hesse ergriff die Gelegenheit beim Schopfe und schlug seinen Freund und Nachbarn, den Asketen Ball, vor, der sein Leben lang in argen Geldnöten schwebte. Samuel Fischer war einverstanden und schickte Ball einen Vertrag und eine Vorauszahlung von 450 Mark. Ball hatte vier Monate Zeit.
Der Hesse-Lektor des Suhrkamp Verlags, Volker Michels, hat die Biographie in der schönen Ausgabe der Sämtlichen Schriften herausgegeben und mit einem informativen Nachwort versehen (unsere Abbildung zeigt eine Verlagswerbung). Nachdem Ball sein Manuskript geliefert hatte, schrieb Samuel Fischer an Hesse: "Mit dem Buch von Ball freue ich mich sehr. Sie haben nicht zuviel gesagt: Ball ist eine starke Persönlichkeit, was er sagt, ist auf seinem Boden gewachsen. Es wird die beste biographische Arbeit, die ich in meinen Verlag habe." Nebenher, um die Erde dieser Biographie eines geistigen Menschen als Neurotikers zu riechen, sollte man Balls Essay "Der Künstler und die Zeitkrankheit" lesen.
EBERHARD RATHGEB
Hugo Ball: "Hermann Hesse". Sein Leben und sein Werk. Herausgegeben von Volker Michels. Band 8 der Sämtlichen Werke und Briefe Hugo Balls. Wallstein Verlag, Göttingen 2006. 247 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main