Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 1,3, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Theaterwissenschaft), Veranstaltung: Hauptseminar Rezeption und Wirkung des Theaters, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Hausarbeit untersucht das Orgien Mysterien Theater aus psychoanalytischer Perspektive. Hermann Nitschs Theorie des Orgien Mysterien Theaters fordert, durch den theatral-rituellen Akt kollektive, also gesamtgesellschaftliche Neurosen aufzudecken und im Abreaktionsprozess durch Freisetzung und Ausleben von Trieben zu lösen. Sigmund Freud verspricht eben diese Behandlung und Auflösung von Neurosen beim Individuum mittels der Psychoanalyse. Bei der Lektüre Nitschs theoretischer Schriften zu seinem Theater fallen immer wieder Begrifflichkeiten ins Auge, die der Psychoanalyse von Sigmund Freud entstammen und von diesem zu Beginn des 20. Jahrhunderts etabliert wurden. Ein zentraler Terminus der Psychoanalyse ist die Neurose. Sie soll anhand Freuds Schriften zur Psychoanalyse definiert werden. Im Folgenden liegt der Fokus dann auf Nitschs Theater und dessen Theorie und versucht zu erläutern, was die Neurose bei Nitsch ausmacht und wie das Orgien Mysterien Theater (O.M. Theater) diese gleichsam behandelt. Zusammenhänge und Unterschiede des Begriffs der Neurose bei Freud und Nitsch sollen herausgearbeitet werden. Vor allem ist beim Vergleich der theoretischen Ansätze Freuds und Nitschs der Übergang von der individuellen zur kollektiven Neurose interessant und steht im Mittelpunkt der Ausführungen. Hierzu ist auch der praktische Ablauf des Orgien Mysterien Theaters zu betrachten. Darüber hinaus lohnt auch ein Blick auf die zentrale Präsenz des menschlichen Körpers in den Aktionen. Schließlich gipfeln die Aktionen des Orgien Mysterien Theaters gemäß der Theorie im Grundexzess und bewirken somit eine Katharsis beim Rezipienten. Hier stellt sich die Frage, wo dies bei den Neurosen ansetzt und inwieweit diese geheilt werden. Dass die Durchführbarkeit des Orgien Mysterien Theaters in einem allumfassenden, gesamtgesellschaftlichen Rahmen außer Frage steht, scheint unbezweifelbar. Dennoch sorgte und sorgt Hermann Nitschs Kunstform und Ästhetik für reichlich Gesprächsstoff in den Medien und der Kunstszene. Jedoch stellt sich die Frage, inwieweit eine Auf- beziehungsweise Durchführung einer O.M. Theater Aktion im Rahmen derartiger konventioneller Institutionen überhaupt sinn- und wirkungsvoll ist und wie sich beim dortigen Publikum ein psychohygienischer Effekt einstellen könnte.