Wenn einem alles auf den Wecker geht, die Mitmenschen mit ihren Verhaltensweisen unverständlich werden und die Ehe schon lange währt, ist die eigene Haltung dringend neu zu bestimmen. Hermann T. tut dies, aber nicht auf direktem Wege. Er hat den Ruhestand vor sich, ist verheiratet mit der im öffentlichen Dienst stehenden Lisa, die Kinder sind aus dem Haus, er sorgt für das Alltägliche, liebt seine Bücher und schreibt in kontemplativ versunkenen Stunden literarische Geschichten. Seit er die neue Hausärztin aufsuchen musste, merkt Hermann, wie hochgradig nervös er in ungewohnten Situationen werden kann und wie gereizt, wenn die Dinge nicht so ablaufen, wie er es sich vorstellt. Hermann ist unbemerkt zum Nörgeler geworden. Er beschimpft die junge Hausärztin ob ihrer Jugend, verachtet den Regierenden Bürgermeister, der Berlin verschlampen lässt und zur gewaltbereiten Trinkerstadt macht. Die Abendschau des regionalen Fernsehens und die Zeitungsmedien erhalten rundweg schlecht Noten. Er mokiert sich über den "Vierschröter" und sein vollbusiges Weibchen von gegenüber. Die Menschen in seiner Straße erscheinen ihm kalt und gleichgültig. Den Neubau vor seinem Fenster, das so genannte "Aquarium" kritisiert er als Fehlplanung und Fremdkörper und insbesondere die eine darin wohnende gehbehinderte Frau attackiert er als "Krücke" ohne jegliche nachbarschaftliche Regungen. Sogar über den nächtlichen Zeitungszusteller regt er sich auf und scheut sich nicht, körperliche Gewalt gegen ihn aufzufahren. Gehässig wird Hermann angesichts einer dicken Frau, die als Pflegekraft angestellt ist und schlechten Mundgeruch haben muss, weil sie raucht. Die Ehe mit Lisa durchforstet Hermann eitel nach Schwachstellen und stellt abenteuerliche, ausspähende Theorien des Zusammenlebens mit Lisa auf. Nicht der ungebremste Umgang allen Gesindels der Stadt mit Handys und Iphones, sondern die Forderung eines neu hinzugezogenen fettleibigen Nachbarn, Hermann solle seinen Ahornbaum nahe der Grundstücksgrenze fällen, bringt Hermanns Wut gegen Gott und die Welt zum Überlaufen. Er hat Mordgedanken. Seine Schreibarbeiten erlahmen, er versinkt in Tagträume und findet sich häufig in Kindheitserinnerungen wieder. Plötzlich aber bricht Hermann unter einer schweren Erkrankung zusammen. Trotz Lisas aufopferungsvoller Pflege erholt sich Hermann nicht vollständig, bleibt geschwächt und gezeichnet von den Operationen und den Infusionslösungen. Eines Tages trifft er Margarete, die ihm kindliches Sehen und Fühlen wieder nahebringt. Margarete entschwindet so zufällig, wie sie in Hermanns Gesichtskreis gekommen war. Er aber hat den kindlichen Virus in sich, fühlt die Verlockung, kindhaft zu sein und spürt die Sehnsucht nach elterlicher Liebe und Zuspruch. Der fettleibige Nachbar stört eines Tages Hermanns Kindgefühl. Da wird Hermann zum Täter und lässt den Fetten von der Leiter stürzen. Singend und hüpfend ernfernt sich Hermann vom Tatort und verschwindet im Haus. Der Autor überlässt es dem Leser zu befinden, ob der Hermann dement geworden handelte oder sein Tun abseits jeglicher Realitiät liegt und nur einer surrealen Phantasie entspringt. Die hinter dem Geschehen sich auftuenden Fragen zu den Eigentümlichkeiten und möglichen Verhaltensänderungen beim Altwerden werden nicht gestellt, aber sind jedem Leser erlaubt, wie ja auch der Autor viele schöne und schwierige Konjunktive in den verschiedenen Erzählerperspektiven anwendet. Eine lesenswerte Geschichte nicht ohne Humor und Ironie.
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