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Schauplatz dieses spannenden Krimis ist die Stadt Venedig. Mit ihrem Gewirr von kleinen Gassen, schmalen Kanälen und elegant gewölbten Brücken ist sie genau der richtige Ort, um zwei Kindern, die nach dem Tod ihrer Mutter aus England nach Italien flüchten, Schutz zu gewähren. Denn weder möchte der Jüngere bei der ungeliebten Tante leben, noch zieht es den Größeren in ein Internat. Und überhaupt: Die Jungen möchten auf jeden Fall zusammenbleiben. Im fernen Venedig treffen sie andere Kinder, die ohne Eltern auskommen müssen. Sie haben in einem abbruchreifen Kino Unterschlupf gefunden. Für den Unterhalt der Gruppe junger Flüchtlinge und Ausreißer sorgt der Herr der Diebe. Wer sich hinter diesem geheimnisvollen Titel verbirgt und welche Beziehung die beiden Jungen zu dem Unbekannten entwickeln, stellt sich im Laufe des Abenteuers heraus - natürlich mit spannenden Begegnungen.
Den Lesern hilft eine Karte des weitverzweigten Stadtimperiums mit uralter Geschichte bei der Orientierung, und natürlich werden auch alle italienischen Wörter erklärt.
hek
Cornelia Funke, "Herr der Diebe", Cecilie Dressler Verlag, 16 Euro (9 Jahre+)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Enge Gassen, dunkle Kanäle, Schwärme von Tauben... - Venedig ist nicht gerade der Ort, von dem Kinder träumen, schon gar nicht im Herbst, wenn es kalt wird. Umso mehr ist die alte Lagunenstadt ein gutes Versteck. Das zumindest hoffen Prosper und Bo, zwei Jungen aus Hamburg, zwölf und fünf Jahre alt. Ihre Mutter, die allein für sie sorgte, ist vor kurzem gestorben. Jetzt wollen Tante Esther und ihr Mann Max sich um sie kümmern: Bo soll bei ihnen wohnen, Prosper kommt ins Internat. Prosper und Bo getrennt? Um das zu verhindern, hauen sie einfach ab. Nach Venedig, in die Stadt, von der ihnen die Mutter so oft vorgeschwärmt hat...
Ein Detektiv, ein großer Diebstahl und eine verwunschene Insel
Kurz nach ihrer Ankunft schließen sie sich einer Gruppe elternloser Kinder, alles kleine Diebe und Ausreißer, an, die in einem alten, verlassenen Kino haust. Der Herr der Diebe, ein etwas größerer Junge, der stets mit einer Vogelmaske erscheint und sich als armer Waisenjunge ausgibt, hat ihnen dieses Quartier beschafft. Der Herr der Diebe - so lautet auch der Titel von Cornelia Funkes Überraschungs-Bestseller, der in Großbritannien und den USA unter dem Titel Thief Lord bereits als Nachfolger von Harry Potter gefeiert wird und bald auch im Kino zu sehen ist.
Die Geschichte setzt ein, als Esther Hartlieb und ihr Mann Victor Getz, einen Detektiv, beauftragen, die Jungen zu suchen. Victor wird schnell fündig, doch so leicht geben sich die Knirpse nicht geschlagen! Während Victor hinter ihnen her ist und durch Zufall dem Geheimnis des Herrn der Diebe auf die Spur kommt, winkt der Bande ein sensationeller Auftrag. Wird ihn der Herr der Diebe annehmen? Und Victor? Wird er die Jungen verraten?
Perfekt recherchiert und spannend erzählt
Bereits auf den ersten Seiten gelingt es Cornelia Funke, den Leser mit der Atmosphäre der Lagunenstadt vertraut zu machen. Hier dröhnt nicht der Auto-Verkehr auf den Straßen, nein, hier fährt man mit dem vaporetto über den Kanal. Sich nachts draußen rumtreiben ist gefährlich - es brennt kaum Licht und die Kanäle sind tief und schwarz. Nicht weniger gelungen ist die liebevolle Schilderung der Charaktere, wobei es der Autorin nicht nur die Kinder angetan haben. Auch die Erwachsenen, vor allem der skurrile Victor und seine ewig verschnupften Schildkröten, sind so lebendig erzählt, dass man sie so schnell nicht vergisst.
Dennoch verliert sich die Geschichte, die in mehreren Handlungssträngen ungeheuer spannend vorgetragen wird, nicht in kuriosen Details. Der Autorin geht es in diesem Roman um viel, viel mehr. Der Herr der Diebe erzählt vom Erwachsenwerden, von Freundschaften, die entstehen und wieder zerbrechen, von Enttäuschungen und Hoffnungen, die manchmal auch ganz unerwartet in Erfüllung gehen. Ein modernes Märchen, das auch Erwachsene begeistert! (Birgit Kuhn)
"Denn spannend und unterhaltsam ist das Buch allemal, man liest es leicht und locker, wird gut unterhalten und erlebt nebenbei noch den besonderen Charme Venedigs." (Süddeutsche Zeitung, 03.03.2000)
"Vielfältige Erzählstränge verbinden sich zu einem atemberaubenden, fantastischen Abenteuerroman, der alle Voraussetzungen bietet, sogar die erfolgreichen Wilden Hühner der Autorin zu überflügeln: eine stimmige Szenerie, furiose Spannung, originelle Akteure und eine temporeiche, farbige Sprache." (ekz-Informationsdienst, 6/2000)
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
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