Der Klappentext spiegelt die Ausganssituation sehr treffend. Besonders den letzten Satz kann ich ohne wenn und aber unterschreiben.
Wenn Erzengel als ein cooler Typ mit Gin Tonic in der Hand dasteht und über die Lösung der Situation mit der verlorenen Seele philosophiert, sein Bruder, der dunkle
Dämonenfürst, nicht weniger cool seinen Espresso in einer Bar sich schmecken lässt, nachdem er mit…mehrDer Klappentext spiegelt die Ausganssituation sehr treffend. Besonders den letzten Satz kann ich ohne wenn und aber unterschreiben.
Wenn Erzengel als ein cooler Typ mit Gin Tonic in der Hand dasteht und über die Lösung der Situation mit der verlorenen Seele philosophiert, sein Bruder, der dunkle Dämonenfürst, nicht weniger cool seinen Espresso in einer Bar sich schmecken lässt, nachdem er mit dem Katapult für Pinguine fertig ist, und schaut, wie er sonst an die arme Seele rankommen kann, leuchtet es ein, dass es keine gewöhnliche Geschichte ist. Spätestens als die Anzeichen des Weltuntergans geschildert werden, ist klar: Hier wird die Apokalypse neu erzählt, an die heutige Welt mit ihren Realien angepasst. Besonders interessant sind dabei die Besetzung und die Einflusszone der apokalyptischen Reiter im letzten Drittel des Romans.
Skurrile Figuren tun zuweilen auch skurrile Dinge, was nicht nur streckenweise für Erheiterung beim Lesen sorgt und immer weiter lesen lässt, sondern auch der modernen Gesellschaft mit ihren akuten Problemen ein Spiegel vors Gesicht hält. Das Ganze humorvoll bis sarkastisch dargeboten, so leichtfüßig und locker, dass es keine Zweifel gibt: Wir haben mit einem Werk der Meisterklasse zu tun.
Das Spannende ist, man kann gar nicht erraten, was als nächstes kommt, da man sich in einer phantastischen Realität befindet, das Verhalten vieler Akteure ein völliger Rätsel ist und ob das mir der Seele noch klappt und der Weltuntergang doch noch ausbleibt, ist bis zum Schluss ungewiss. Man hat keine andere Wahl, man muss einfach weiterlesen.
Ich muss auch anmerken, dass es mir irgendwo im letzen Viertel schlicht zu viel an Klamauk, sakrastischer Gesellschaftskritik, etc. wurde. Aber bis dahin las es sich wunderbar, das Buch wollte einfach nicht aus der Hand gelegt werden.
Mag sein, dass man, um in den vollen Genuss der Geschichte zu kommen, ein Quäntchen an Offenheit und Aufgeschlossenheit, z.B. gegenüber den mutigen Interpretationen der Bibel und Glaubensfragen, mitbringen sollte. Mag sein, dass der Roman für jemanden mit einem festen, naturwissenschaftlich geprägten Weltbild, das strickt auf Ursache-Wirkung basiert, einfach zu viel an Einfallsreichtum und Gedanken-/Interpretationsfreiheit ist.
Ich fand es aber herrlich, (endlich) eine Geschichte zu lesen, die durch ihre humorvolle, eigenartige Interpretation und leichtfüßig meisterhafte Präsentation deutlich aus der Reihe tanzt. Sie unterhält nicht nur, sie zeigt auf eine zugängliche Art, wohin man schauen und worüber man nachdenken sollte.
Fazit: Ein toller Roman zur Apokalypse der Gegenwart. Prima Idee, großartige Umsetzung. Absolut lesenswert. Fünf von fünf möglichen Sternen.