Facharbeit (Schule) aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Didaktik für das Fach Deutsch - Literatur, Werke, Note: 1,0, , Veranstaltung: W-Seminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Als Herta Müller 2009 mit dem Nobelpreis der Literatur für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet wurde, war die Freude in Deutschland verständlicherweise groß. Dass Günther Grass diese Ehrung erst zehn Jahre zuvor erhielt, tat dem keinen Abbruch. Die Begründung der Auswahl der Preisträgerin, dass sie „mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit zeichnet “, konnte sie auch dem Buchmarkt in ihrer Heimat unter Beweis stellen: Erst zwei Monate zuvor erschien ihr neuster Roman, „Atemschaukel“, der es einen Monat zuvor in die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft hatte. Dennoch wäre er wohl schwerlich ein Bestseller geworden, hätte ihm der Nobelpreis nicht zu unverhoffter Berühmtheit verholfen. Nicht etwa, dass es ihm an literarischen Wert mangelt – im Gegenteil, er zeugt von höchster Kunstfertigkeit. Es liegt am zentralen Thema: der Deportation der Siebenbürger Sachsen in die Sowjetunion am Ende des Zweiten Weltkrieges. Dieses traurige Kapitel der Geschichte wurde stets totgeschwiegen, Werke dazu ignoriert. Dies liegt wohl einerseits am Historikerstreit und der steten Präsenz des Holocaust, anderseits wohl an der traumatischen Aufladung dieses Themas. Dazu trägt auch die nachlässige Behandlung des Themas in Rumänien selbst bei, da „es an die faschistische Vergangenheit Rumäniens erinnerte, war das Thema Deportation tabu“. Deshalb kann man die Vergabe des Nobelpreises an Herta Müller in diesem Jahr als Befreiungsschlag für dieses Thema sehen, wurde doch das Werk dadurch zu einem Bestseller und Aushängeschild deutscher Literatur. Ohne die Ehrung wäre es wohl nicht im geringsten so bekannt und gefeiert, wie es jetzt ist. Dennoch lassen sich noch auffällige Defizite bei der Rezeption von „Atemschaukel“ feststellen, und zwar umso stärker, je mehr man sich an den kritischen Bereich, den historischen Begebenheiten, nähert. So konnte ich bei meiner Recherche zahlreiche Arbeiten zu anderen Werken von Herta Müller finden, sowie Texte, in denen „Atemschaukel“ als Werk eines weiblichen Autors betrachtet wurde, jedoch gab es kaum Sekundärliteratur, die sich mit der Beziehung zu den historischen Begebenheiten und damit mit der Bedeutung dieses Werkes zur Erinnerungskultur beschäftigt. Um diese zu betrachten, müssen wir zuerst definieren, was Erinnerungskultur ist.