Albert Ostermaiers Stück Herz sticht, entstanden im Jahr 2014, ist eine Adaptation von Thomas Bernhards 1969 erschienenem Prosatext Watten. Ein Nachlaß. Der Titel bezeichnet ein in Süddeutschland sowie in den Alpenregionen weit verbreitetes Kartenspiel, an dem sich vier Personen beteiligen: Herz-König ist der höchste Trumpf in diesem Spiel, das sich angeblich von dem französischen 'va tout' (alles geht) ableitet, da es während der Feldzüge Napoleons entstanden sein soll. In Bernhards Prosa wird der Erzähler - er lebt in einer Baracke, nachdem er in Folge seiner Morphiumabhängigkeit seine Praxis schließen musste - regelmäßig von einem Fuhrmann aufgesucht, der ihn immer auffordert, wieder zum Watten ins Wirtshaus 'Racher' zu gehen, wo er zwanzig Jahre lang mit dem Lehrer Urban sowie dem Papiermacher Siller gespielt, diese Gewohnheit aber zwei Monate zuvor aufgegeben hat. Die Bezeichnung als 'Nachlaß' verweist auf die Konstruktion: Der Text ist angelegt als Antwort auf die briefliche Aufforderung des Mathematikers und Juristen F. Undt an einem Novembertag, ihm 'über mehrere Stunden andauernde Wahrnehmungen Ihrerseits des Tages zu berichten, der dem Tag, an welchem Sie diese Zeilen in die Hand bekommen haben, vorausgegangen ist'. Albert Ostermaier, geboren 1967, lebt in München. Er begann seine Autorenkarriere als Lyriker; der Gedichtband Herz Vers Sagen (1995) bedeutete seinen Durchbruch. Das erste 1993 geschriebene, 1995 uraufgeführte Stück Zwischen zwei Feuern. Tollertopographie gilt Ernst Toller. 2008 veröffentlichte er seinen ersten Roman Zephyr, 2011 folgte Schwarze Sonne scheine, 2013 Seine Zeit zu sterben und 2015 Lenz im Libanon. Er erhielt u.a. den Kleist-Preis, den Bertolt-Brecht-Preis und den Welt-Literaturpreis. Für die Nibelungen-Festspiele in Worms 2015 wurde er von Nico Hofmann als Autor und Kurator verpflichtet.
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