Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, Universität Osnabrück (Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Seminar: Hermann Hesse, Sprache: Deutsch, Abstract: „ Ich war ein Suchender und bin es noch, aber ich suche nicht mehr auf den Sternen und in den Büchern, ich beginne die Lehren zu hören, die mein Blut in mir rauscht.“1 Mit diesem kurzen Satz wird dem Leser noch vor Beginn der eigentlichen Handlung des Romans Demian bereits dessen Hauptthematik offenbart: die Suche nach dem eigenem Selbst. Dies Thema ist insofern nicht außergewöhnlich, da fast sämtliche Werke Hermann Hesses geprägt sind von seiner Neigung zur Selbstreflexion und der Beschreibung innerer Prozesse. In seinen Romanen ging es Hesse hauptsächlich um das Seelenleben, die Erkenntnisse und Wandlungen der darin auftauchenden Figuren; die Handlung diente zumeist nur als Aufhänger, um deren geistige Veränderungen dem Leser verständlich und sichtbar zu machen.2 In dieser Hinsicht bildet Hermann Hesses Roman „Demian. Die Geschichte von Emil Sinclairs Jugend“ keine Ausnahme. Wie bereits in früheren Werken verarbeitet Hesse auch in Demian eigene Erlebnisse und Erfahrungen, und die Suche des jungen Sinclairs nach seinem Selbst weist zum Teil durchaus Parallelen zum Leben des Schriftstellers auf. Die Entstehung dieses Romans war geprägt von den Eindrücken des ersten Weltkrieges, Hesses familiären Krisen und nicht zuletzt von seiner langjährigen Therapie bei Dr. Josef Bernhard Lang, einem Schüler des Psychoanalytikers C.G. Jung, dessen Lehren auch in Demian eine große Rolle spielen. Aufgrund dieser tiefschürfenden Erlebnisse, die alle direkt vor oder noch während des Schreibprozesses stattfanden, liegt es nahe, bei einer Analyse des Romans nicht nur auf dessen Entstehungsgeschichte einzugehen, sondern auch zu überprüfen, inwiefern sich Autobiographisches in ihm wiederspiegelt. Daher wird sich der erste Teil dieser Hausarbeit mit der Textgeschichte und Rezeption Demians beschäftigen, und der Frage, ob oder inwieweit der Roman nur ein ausgeschmückter Erfahrungsbericht Hesses ist. Im zweiten Teil wird auf die spezielle Symbolik des Romans eingegangen, die sich an verschiedensten religiösen Mythen orientiert. [...] 1 Alle Seitenangaben zum Roman „Demian. Die Geschichte von Emil Sinclairs Jugend“ beziehen sich auf die kommentierte Auflage, die in der Reihe BasisBibliothek beim Suhrkampverlag erschienen ist. Genanntes Zitat findet sich dort auf Seite 10. 2 Vgl. Karalaschwili, R.: Hermann Hesse. Charakter und Weltbild. Köln: Böhlau Verlag GmbH & Cie 1993, S.49