In den letzten zwei Jahren gab es eine Aneinaderreihung von kleinen bis größeren Entzündungen. Unerklärlich. Unbegründet. Mein Körper, bis dahin nahezu unempfindlich für Keime, zog sie an wie in Bauernhäuser der klebrige Sreifen Fliegen. Nun wurde dieses Etwas konkret, stieg aus der Dunkelheit empor, verdichtete sich zu dem Satz: Du hast ein Ende. Jedes Leben wächst mit diesem Todesurteil auf. Meistens verdrängen wir es. Plötzlich ist es da. Wir leben in einer Welt, in der alles geht und die ewiges Leben verspricht. Jugendliches Aussehen bis ins hohe Alter und auch beim Sex ist nicht tote, sondern volle Hose bis ins Greisenalter angesagt. Das klingt nach Inkontinenz, ich meine aber ausschließlich den genitalen Bereich. Trotz aller Verdrängungen: Die Existenz des Todes lässt sich auf Dauer nicht verleugnen. Irgendwann ist Schluss mit Sex und anderen Problemen. Wir werden sterben! Wie schafft es das? Ohne Medikamente? Er liegt neben mir, schläft wie ein Baby, das von der Welt nichts weiß. Wenn ich ihn streichle, lächelt er. Er wacht nicht auf. Er träumt wohl. Ich beneide ihn. Ich habe ihm viel zu selten gesagt, dass ich ihn liebe. Ich muss das nachholen. Jeden Tag ein Mal. Mindestens. Das wird nicht helfen gegen die Krankheit, würde er wohl sagen. Das ist mir egal.
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