Heute Graben hat eine große Buchliebe in mir entfacht. Es ist bis jetzt der beste Roman, den ich in diesem Jahr gelesen habe.
Es trifft einen Ton, der mich lächeln lässt, nicht auf eine hohle Art. Sprachlich verströmt Heute Graben eine leichtfüßige Melancholie. Es handelt von dem nicht Ankommen,
der Unruhe und der Poesie, die dem Leben innewohnt.
Ein Totengräber sucht die Liebe. Er verliert…mehrHeute Graben hat eine große Buchliebe in mir entfacht. Es ist bis jetzt der beste Roman, den ich in diesem Jahr gelesen habe.
Es trifft einen Ton, der mich lächeln lässt, nicht auf eine hohle Art. Sprachlich verströmt Heute Graben eine leichtfüßige Melancholie. Es handelt von dem nicht Ankommen, der Unruhe und der Poesie, die dem Leben innewohnt.
Ein Totengräber sucht die Liebe. Er verliert sich in der Sehnsucht nach seiner ersten Liebe, läuft ihr hinterher und spinnt sie immer weiter.
Der Totengräber erzählt, monologisiert. Er beobachtet und kommentiert sich, versucht sich schreibend zu erretten. Er traut sich nicht über den Weg, verliebt sich in die Verliebtheit, kommt nicht darüber hinaus. Der Totengräber vergisst, verklärt, wandert rastlos weiter, bleibt einsam, beziehungslos und voll von Träumen, Illusionen und Poesie.
Der Totengräber vergräbt sich immer weiter in sich selbst. Abgesehen von sexuellen Begegnungen, mal romantisch verklärt, mal tragisch nüchtern, geht er keine Beziehungen zu anderen Menschen ein, auch nicht zu den Toten und Trauernden.
Bald wird er das Unternehmen seines Vaters beerben, er versucht sich an einem Buch und dreht sich schwindelerregend um sich selbst. Es befällt ihn die gleiche Lungenkrankheit, die Thomas Bernhardt heimsuchte, Morbus Boeck, Sarkoidose; ein Zeichen und die Möglichkeit große Literatur zu erschaffen, verdenkt sich der Totengräber. Die Krankheit selbst versucht er zu ignorieren, doch sie nimmt ihn immer mehr ein und verschlingt ihn fast.
Der Totengräber ist in seiner heiteren Tragik eine Figur, die man liebhaben muss. Die Poesie und seine Idee der Liebe lässt ihn den Wirklichkeiten entfliehen und trotz des Kampfes gegen Krankheit und Medikamente lebendig sein. Graben wir etwas tiefer, nur eine kleine Schicht, kommen wir an existenzielle Themen der Beziehungen des Menschen zu sich selbst und zu Anderen, der Einsamkeit, der Sprache, der Literatur, des Sinns.
Dies ist ein Buch für alle, die sich schon einmal selbst das Herz gebrochen haben, für verhinderte Poetinnen und Dichter.