"Wer in unserem Rock-und-Pop-Chor singen will, muss über sechzig sein." Kaum mehr stand in der Anzeige, doch bald fanden sie zusammen, 2010 in Berlin-Neukölln: Martin, der früher mit Geiselnehmern verhandelt hat. Ursula, die einst in Hamburg einen Mann ziehen ließ, den bald die ganze Welt begehrte. Bernd, der für Rudi Dutschke aus dem Fenster seines Kinderzimmers sprang - und all die anderen, ehemalige Stahlarbeiter und Bürofräulein, Stones-Fans und Altrockerinnen. Nadja Klinger erzählt von der verwegenen Gründung des Chores "High Fossility": Wie die Musik aus Fremden eine Gemeinschaft macht, Tage im Tonstudio zur Zerreißprobe werden und eine Konzertreise zum Wunder von Frankfurt gerät. Und sie erzählt die Geschichten seiner Mitglieder: Sie sind in den Ruinen zerbombter Städte geklettert und dem Muff der fünfziger Jahre entkommen, ihre Jugend prägten Mauerbau, Studentenbewegung, Kommunen, Woodstock, Rock, Reggae und Pop. All das legen sie nun in ihre Stimmen, die nicht perfekt sein müssen, denen man anhören darf, was sie erlebt haben. Ein bewegendes Buch darüber, wie das Leben seinen Rhythmus findet und seinen Klang, ein Buch über die zerbrechliche Freundschaft mit dem Altsein und die Kraft, die man daraus ziehen kann.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Über das Leben lachen konnte Judith von Sternburg des Öfteren bei der Lektüre von Nadja Klingers Buch über einen Berliner Laienchor für ältere Bürger. Die Lebensläufe, die Klinger hier nacherzählt, intensiv, interessiert, gut beobachtend, witzig und nie mit großen Thesen prahlend, wie Sternburg versichert, handeln vom Singen, vor allem aber von Pleiten und Glücksmomenten des Lebens, vom Älterwerden und vom Glück der Gemeinschaft. Dass ein Buch übers Singen sie dermaßen mitreißen könnte, hätte die Rezensentin nicht für möglich gehalten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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