Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 2, Universität Wien (Vergleichende Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Remigration, Gender, Generation, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit versucht, die verschiedenen Perspektiven von Hilde Spiels Wienbild (und der Wiener) zu untersuchen, die zwischen persönlicher Meinung, künstlerischer Betrachtung und wissenschaftlicher Analyse wechseln und geht in einem Exkurs der Frage nach, ob es in Spiels Verständnis eine spezifische österreichische Nationalliteratur gibt. Hilde Spiels Wien- und Österreichbild im Allgemeinen war seit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der daraus folgenden Emigration ein zwiespältiges. Einerseits war für sie Wien ein sicherer kultureller Hafen, zu dem sie aus der Emigration immer wieder zurückkehrte, andererseits war es ein Ort voller antisemitischer Stimmungen und Gefahren, vor denen sie gezwungen wurde zu fliehen. Erst im Jahre 1963 entschloss sie sich, wieder nach Wien zurückzukehren und fortan hier zu leben. Ihre telegrammartigen Tagebuchaufzeichnungen von 1946, die sie in einem BBC – Kalender verfasste und der sich heute im Besitz des Österreichischen Literaturarchivs befindet, offenbaren ihre nicht selten pathetischen Gefühle über die Rückkehr nach Wien: „Heiligenstadt unchanged. Walked in sinking light. Heartbreak beyond words.“ Sie hat sich wohl zeitlebens mit keinem anderem Thema derart intensiv wie mit Wien auseinandergesetzt und dies in allen möglichen Facetten; sei es in kultureller, gesellschaftlicher oder geschichtlicher Hinsicht. Zahlreiche Artikel und Bücher, in denen „Wien“ explizit in den Titeln erwähnt wird, beweisen dies. Die aus dem Englischen übersetzten Artikel in „Glanz und Untergang – Wien 1866 – 1936“, der von ihr herausgegebene und maßgeblich verfasste Band „Wien – Spektrum einer Stadt“ mit Beiträgen von u. a. Friedrich Achleitner und Hans Weigel und unzählige Essays und Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften seien als Beispiele erwähnt. Auch in ihrem Opus Magnum, „Fanny von Arnstein“, spielt Wien zur Zeit des Wiener Kongresses eine zentrale Rolle. Vor allem die Zeit um 1900 mit ihren weltweit einzigartigen kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften erweckte ihr Interesse. „Um die Jahrhundertwende wurde in Wien, wie längst erkannt, so gut wie jede neue und folgenreiche Theorie im Bereich der Kunst und Wissenschaft begründet oder entscheidend weiterentwickelt […].“ Sie war eine faszinierte Bewunderin der Werke Doderers, dem „besten modernen Kenner des homo viennensis“ , der für sie als bester österreichischer Autor galt.