Ein Dorf hat Angst vor dem Verschwinden. Deshalb trifft es Maßnahmen: Die bei den Touristinnen und Touristen beliebte Hecke wird gehegt und gepflegt, der Stand der Dorfkasse wird regelmäßig überprüft. Vor allem aber kümmert man sich um Pina und Lobo, denn die Kinder sind die Zukunft des Dorfes. Doch Pina und Lobo wachsen schon lange nicht mehr. Während das Dorf auf die Wachstumsschübe der Kinder wartet, beobachtet Pinas Mutter in der Arktis, wie das Eis schmilzt und Grenzen sich verschieben. Nach ihrem gefeierten Debüt legt Gianna Molinari erneut ein eindrucksvolles Porträt über die wechselseitige Durchdringung von Natur und Kultur vor, einen Roman, der unsere Vorstellungen von Wachstum und Stillstand hinterfragt und dabei ebenso viel poetische wie politische Kraft entfaltet.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Extrem konstruiert ist Gianna Molinaris Roman laut Rezensentin Angelika Overath, die von dem Ergebnis zumindest eminent fasziniert ist. Diese Prosa funktioniert, lernen wir, eher über souveräne Setzungen als über einen Abgleich mit der Realität, und eben darin ist sie eventuell modern. Die Figuren leben nebeneinander her, Molinari beschreibt die Muster, so die Rezensentin. Zwei Erzählstränge hat der Roman, führt sie aus, einer dreht sich um die Arktisexpedition einer Forscherin, ein anderer um das Dorf, in dem sie gelebt hat, in das sie aber womöglich nicht zurückkommen wird. Die Arktisepisoden sind einigermaßen konkret, führt Overath aus, die Dorfepisoden hingegen erscheinen abstrakter. Mann und Tochter haben kaum Kontakt zur Mutter, erfahren wir, das Dorfleben ist von ständigem Schwund gekennzeichnet, im Umland ist erst recht nichts los. Lustig ist das oft, gerade in der Gegenüberstellung von Dorf und Arktis, findet Overath, die zu dem Schluss kommt, dass Molinari eine Welt entwirft, in der alles miteinander in Beziehung steht und doch jeder einsam bleibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein fantastischer Roman ... mit wunderbaren Bildern und Beschreibungen.« ZEIT online 20231231