Facharbeit (Schule) aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Didaktik für das Fach Deutsch - Literatur, Werke, Note: 1,33, , Sprache: Deutsch, Abstract: Fragt man einen Psychologen oder einen Literaturwissenschaftler nach einem Werk mit einem geistig kranken Protagonisten wird nicht selten ein Titel genannt: Robert Louis Stevensons „Der Seltsame Fall des Dr. Jekyll and Mr. Hyde“. Mehr als ein Jahrhundert fasziniert diese Geschichte von der Doppelnatur schon ihre Leser. Kaum ein Motiv wurde bisher in so großem Maße in Literatur und Kunst verarbeitet. Der Charakter „Gollum“ aus der Verfilmung Tolkiens „Der Herr der Ringe“ ist wohl das bekannteste Beispiel für eine filmische Umsetzung von Stevensons Motiv. Tatsächlich gilt sein Werk sogar als die mit Abstand meistverfilmte literarische Vorlage überhaupt. Eine Erklärung für das große Interesse an dem Gedankenexperiment des schottischen Schriftstellers ist Neugierde auf eine regelfreie Welt. Mr. Hyde ist die triebhafte, keiner Moral unterworfene Seite des Dr. Jekyll. Mit ihm wagt Stevenson einen Ausbruch aus den Normen und Wertvorstellungen der schottischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Besonders vor dem Hintergrund der damaligen sozialen Umstände liegt der Schluss nahe, dass hinter dieser außergewöhnlichen Geschichte mehr steckt als man zunächst annimmt. Und tatsächlich zeigte sich, dass der geisteskranke Dr. Jekyll nicht zufällig die soziokulturellen Probleme im Großbritannien des 19. Jahrhunderts widerspiegelt. Stevenson schuf seinen geisteskranken Protagonisten bewusst dafür, die soziale Situation in seiner Heimat zu kritisieren. Betrachtet man die Biografie des Autors müssen allerdings noch einige weitere Faktoren zu seinem Werk beigetragen haben: Verglichen mit seinem Leben sind deutliche Parallelen zum seltsamen Fall des Dr. Jekyll erkennbar. Es ist also möglich, dass Stevenson Umstände und Erfahrungen seines Lebens in seinem Werk verarbeitet hat. Im Rahmen dieser Arbeit wird die Novelle „The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ und deren Figur „Dr. Jekyll“ zusammenfassend und ergänzend auf ihre gesellschaftskritische Funktion und auf mögliche Parallelen und Verbindungen zur Biografie des Autors untersucht.