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Gelungene Kriminalliteratur steht immer noch im Ruf, stilistisch nicht der Rede wert, aber handwerklich sauber zu sein. Demnach hätte der Autor eines Thrillers besonders auf die Dramaturgie und den Detailreichtum zu achten, während er Sprache, Stil und ein komplexes Gedankengewebe vernachlässigen könnte. Es ist bezeichnend, dass diese Auffassung häufig von Lesern geteilt wird, die Krimis mit skandinavischer Dutzendware identifizieren und sich nie den rhetorischen Tollheiten James Ellroys oder der Finesse eines Richard Price ausgeliefert haben. Als Einstiegsdroge für Skeptiker des Genres empfehlen sich die Bücher des Australiers Garry Disher. In "Hitze", dem achten Roman um den Berufskriminellen Wyatt, bilden Stil und handwerkliche Genauigkeit eine Einheit. Wyatt erhält den Auftrag, ein flämisches Gemälde des siebzehnten Jahrhunderts aus einem Haus an der Sunshine Coast zu stehlen. Dummerweise gibt es noch weitere, nicht ungefährliche Interessenten, die falsche Fährten legen und sich gegenseitig hinters Licht führen. Auf zweihundertsiebzig Seiten macht Disher aus den Zutaten der klassischen Heist-Story eine Schule der Wahrnehmung, wobei Inhalt und Form die perfekte Symbiose eingehen. Wir sehen die erzählte Welt mit den Augen der wachsamen Hauptfigur, scannen jede Straße, jeden Raum und jedes Gesicht mit dem Blick des Profis. Die klaren und kantig geschliffenen Sätze verdichten sich dabei zu einer Manier, die auf kompositorischer Strenge basiert und uns zugleich eine atemlose Lektüre bereitet.
span.
Garry Disher: "Hitze". Ein Wyatt-Roman.
Aus dem Englischen von Ango Laina und Angelika Müller.
Pulp Master Verlag, Berlin 2019. 278 S., br., 14,80 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
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