Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1.0 (sehr gut), Universität Trier (Neuere Deutsche Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Seminar Hölderlins Lyrik, Sprache: Deutsch, Abstract: Setzt man sich mit der Frage auseinander, welcher Geschichtsphilosophie Friedrich Hölderlin in seinem literarischen Werk Ausdruck verleiht, so befindet man sich im Kontext seiner Oden und späten Hymnen, vor allem aber seiner Elegien. Unter diesen Elegien wiederum ist die Elegie "Brod und Wein" das umfangreichste, vielleicht auch das bedeutendste Werk, da es in besonders eindrucksvoller und zugleich umfassender Weise Hölderlins Auffassung von Geschichte deutlich werden läßt (vgl. z.B. Schmidt 1968, 6). Gerade die Epoche, in der Hölderlins Hauptwerk anzusiedeln ist - also etwa der Zeitraum von 1788 bis 1806 -, ist besonders bedeutend nicht nur für die europäische Geschichte bzw. die Weltgeschichte, sondern auch für die Philosophie und die Literatur. Gerade deshalb ist es angemessen, sich mit dem philosophischen und dem literaturtheoretischen Hintergrund auseinanderzusetzen, vor dem Hölderlins Werk betrachtet werden muß. Dabei ist es unumgänglich, über den damaligen deutschsprachigen Raum hinaus zu blicken, weil die deutschen Philosophen und Schriftsteller jener Zeit insbesondere von Frankreich beeinflußt worden sind. Für die literarische Entwicklung Friedrich Hölderlins war Friedrich Schiller von großer Bedeutung, und es liegt besonders deshalb nahe, einen Vergleich zwischen beiden anzustellen, weil Hölderlin zunächst in vielem den knapp elf Jahre älteren Schiller als Vorbild ansah, sich dann aber von ihm in mancherlei Hinsicht distanziert hat. Dieser Zusammenhang zwischen Hölderlins und Schillers Werk besteht auch zwischen Schillers Gedicht "Die Götter Griechenlandes", dessen erste Fassung aus dem Jahre 1788 stammt, und Hölderlins Elegie "Brod und Wein", die wohl 1800/1801 entstanden ist: Hölderlins Elegie gehört zur poetischen Rezeption des Schiller-Gedichtes, und wie zu zeigen sein wird, gibt es grundlegende Parallelen zwischen beiden Werken, zugleich werden aber auch deutliche Unterschiede sichtbar, die nicht zuletzt aus einer unterschiedlichen Geschichtsphilosophie resultieren. Wenn im Titel der vorliegenden Arbeit vom "literarhistorischen Kontext" von Hölderlins Werk die Rede ist, so wird damit eigentlich auch die Literatur der Frühromantik mit einbezogen. Dies gilt insbesondere für Novalis, den wohl wichtigsten Frühromantiker. Denn dieser hat insbesondere mit der fünften seiner "Hymnen an die Nacht", die 1799/1800 entstanden sind, eine Dichtung verfaßt, die in engem Zusammenhang mit den beiden zu untersuchenden Gedichten steht. [...]
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