"Es gibt viel zu tun, tasten wir uns voran!" (20)
"Ohne Tastsinn könnten wir nicht leben." (9) Martin Grunwald, Leiter des Haptik-Forschungslabors in Leipzig, macht deutlich, dass wir ohne Tastsinn nicht einmal wüssten, dass wir existieren. Damit kommt dem Tastsinn eine Bedeutung zu, die weit
über das hinausgeht, was man zum auditiven und visuellen Sinn sagen kann. Der Autor erklärt, warum das…mehr"Es gibt viel zu tun, tasten wir uns voran!" (20)
"Ohne Tastsinn könnten wir nicht leben." (9) Martin Grunwald, Leiter des Haptik-Forschungslabors in Leipzig, macht deutlich, dass wir ohne Tastsinn nicht einmal wüssten, dass wir existieren. Damit kommt dem Tastsinn eine Bedeutung zu, die weit über das hinausgeht, was man zum auditiven und visuellen Sinn sagen kann. Der Autor erklärt, warum das so ist.
Der Tastsinn ist das erste Wahrnehmungssystem, welches sich entwickelt; bereits das Embryo reagiert auf Berührungsreize. Grunwald beschreibt die drei Grundbausteine des Tastsinnessystems, die für die biologische Reifung eines körperlichen Selbst und eines Ichbewusstseins verantwortlich sind. Dazu zählen die Fähigkeit, den Zustand des Körpers wahrzunehmen, die Außenwahrnehmung sowie die Wahrnehmung von Bewegungen des Körpers im Raum.
Wer sein Kind in geistiger und körperlicher Hinsicht fördern möchte, benötigt dafür keine technischen Hilfsmittel wie z.B. Tablets. Ganz im Gegenteil wirken sich elektronische Geräte – zu früh eingesetzt - eher negativ auf die Entwicklung des Kindes aus. Das steht in Einklang mit dem, was Markowetz [1] und Spitzer [2] zum Thema veröffentlicht haben. Letztlich müssen die Umweltangebote stimmen. Kinder trainieren ihre Feinmotorik durch tastende Aktivitäten an verschiedensten Objekten.
Es gibt unterschiedliche Rezeptoren und die findet man überall, außer im Gehirn. Der Autor macht deutlich, dass der aufrechte Gang nicht nur die richtige Koordination von Muskeln und Knochen erfordert, sondern aus dem Blickwinkel des Tastsinns eine sensorische Meisterleistung darstellt. Berührungen führen zu bioelektrischen und biochemischen Veränderungen und wirken sich auf das Wohlbefinden aus. Massagestudios und Pflegeheime nutzen diesen Effekt.
Erkrankungen und Störungen des Tastsinnessystems können sehr schwerwiegend sein, wie der Autor an Beispielen deutlich macht. So bezeichnet der Autor Störungen des Körperschemas als Super-GAU, da diese dazu führen, dass Teile des Körpers als Fremdkörper empfunden werden. Grunwald entwickelt in seinem Labor Therapieansätze, wie mit solchen Störungen umgegangen werden kann. Es geht in seinen Ausführungen aber nicht nur um Erkrankungen, sondern auch um Gesundheitsvorsorge.
Die Gesundheit wird gefördert, wenn der Mensch in den Mittelpunkt gerückt wird und nicht die Produkte, die er nutzt. Die Produkte haben sich dem Menschen anzupassen. Das ist die Geburtsstunde des Haptik-Designs, bei dem der Fokus nicht auf der Optik liegt, sondern auf dem Tastsinn. Das Thema ist mittlerweile im Produkt-Design, in der Werbung und im Marketing angekommen. Produkte, die sich schlecht anfühlen, verkaufen sich auch schlecht.
Der Autor stellt in seinem Buch einige Projekte des Haptik-Forschungslabors vor. Es geht dabei um Grundlagenforschung und um konkrete Anwendungen. Letztere unterstreichen den Nutzen für den Menschen. Mit diesem Aufklärungsbuch richtet Grunwald den Fokus auf den Tastsinn. Das Thema ist nicht nur für Autobauer aufschlussreich, wenn es um Design-Fragen geht, sondern spricht in seiner Vielfalt jeden an. Die Ausführungen sind verständlich und die Beispiele prägnant.
[1] Alexander Markowetz: Digitaler Burnout
[2] Manfred Spitzer: Cyberkrank!