Diese phänomenologische Studie bietet im historisch orientierten ersten Teil eine umfassende mentalitätsgeschichtliche Analyse der Deutung und Bewertung des Lachens von der europäischen Antike bis zur Gegenwart. Kritisch analysiert werden die vier wichtigsten und folgenreichsten Argumentationsmodelle: - die ethisch orientierte platonisch-stoisch-augustinische Argumentationstradition, die dem Lachen misstrauisch bis feindlich gegenübersteht; - die anthropologisch orientierte Argumentationstradition, die von Aristoteles über Joubert und Kant bis herauf zu Plessner und Schmitz reicht und die das Lachen als ein proprium hominis deutet und rechtfertigt; - die physiologisch-mechanistisch-energetische Argumentationstradition, die mit Descartes beginnt und mit Freud immer noch nicht beendet ist; - die evolutionsgeschichtlich-ethologische Argumentationstradition, die von Darwin begründet wurde und heute die wohl dominanteste ist. Der zweite, systematische Teil führt die anthropologisch orientierte Argumentationstradition auf der Grundlage der Neuen Phänomenologie von Hermann Schmitz fort und beschreibt das Lachen in seinen drei Grundtypen als Bekundungs-, Interaktions- und Resonanz-Lachen auf den verschiedenen ontogenetischen Stufen von Lachmündigkeit als Spiel von personaler Emanzipation und personaler Regression wie auch als synergetisch-synästhetisches Gesamtverhalten bei verschiedenen Einstellungen und in verschiedenen Situationen. Die beiden letzten Kapitel bieten Überlegungen zur Lebensfunktion des Humors und Empfehlungen zum Vertrauen in die je eigene Leiblichkeit als dem tragenden Grund personalen Seins.
"Es gilt ein Werk anzuzeigen, wie es wohl nur alle hundert Jahre einmal zustande kommt, speziell über diesen Gegenstand, aber so noch nie geschrieben worden ist, und das, obwohl sich über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahrtausenden ausnahmslos alle westlichen Denker damit befasst haben".
Burkhard Müller, Süddeutsche Zeitung
Burkhard Müller, Süddeutsche Zeitung