Honorio Delgado war in den ersten Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts ein begeisterter Anhänger der Psychoanalyse. Er begann schon als Student einen Briefwechsel mit Freud und versuchte später an der psychiatrischen Klinik Limas dessen Konzepte in die praktische Arbeit umzusetzen. Auf zwei Europareisen suchte er die Nähe Freuds und begehrte die Aufnahme in die Psychoanalytische Gesellschaft. In der rennommierten peruanischen Tageszeitung "El Commercio" fand man, nach seinem zweiten Besuch in Europa, einen ersten Psychoanalysekritischen Artikel Delgados, in dem er sich selbst als Psychoanalytiker bezeichnet und von Ernest Jones in die Britische Psychoanalytische Gesellschaft aufgenommen worden sei. In der Zukunft distanzierte er sich zunehmend von der Psychoanalyse und machte, nachdem er zu grossem politischen und wissenschaftlichem Einfluss gekommen war, deren Verbreitung in Peru zu seinen Lebzeiten praktisch unmöglich. Er sympathisiserte mit dem Nationalsozialismus und machte jüdischen Immigranten in Peru das Leben unmöglich. Die Hintergründe der persönlichen Entwicklung Delgados und deren weitreichende Auswirkungen auf die Entwicklung der Psychoanalyse in Südamerika untersucht dieses Buch anhand von unveröffentlichen Materialien und eigenen Recherchen. Es deckt dabei einige erstaunliche medizinhistorische Irrtümer auf.
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