Die Geschichte der russischen Frauenklöster liegt im Spannungsfeld zwischen dem Ideal der Klosterregeln und einer weitaus prosaischeren Wirklichkeit. In der frühen Neuzeit übten sie eine Vielzahl verschiedener, zum Teil widersprüchlicher Funktionen aus: Beim Klostereintritt mischten sich religiöse und pragmatische Motive. Eine zentrale Aufgabe der Nonnen war das Fürbittengebet, so dass die Klöster einen wichtigen Bestandteil des Stifterwesens darstellten. Karitative Tätigkeiten spielten dagegen eine untergeordnete Rolle. Zur gleichen Zeit dienten die Klöster als Verwahrungsort für Verbrecherinnen, Geisteskranke oder verstoßene Ehefrauen. Die Autorin analysiert und vergleicht zwei historische Phasen: Im 16. und 17. Jahrhundert waren die Klöster weitgehend selbstständig und am stärksten durch äußere Gefahren bedroht. Im 18. Jahrhundert dagegen stellte Peter I. die Existenzberechtigung des Mönchtums in Frage. Auch wenn seine Reformpläne und die seiner Nachfolgerinnen nur ansatzweise verwirklicht wurden, führten sie doch zu Verunsicherung und Schwächung der Klöster.
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