Alles kann passieren. Es kann auch anders werden.
Der Isländer Jonas sieht in seinem Leben keinen Sinn mehr. Die Ehe ist zu Ende, er hat das Gefühl, alles im Leben, positiv wie negativ, bereits erlebt zu haben und beschließt deshalb zu sterben. Seinen ursprünglichen Plan sich zu erschießen,
verwirft er, er möchte es niemandem und schon gar nicht seiner Tochter zumuten, seine Leiche zu finden.…mehrAlles kann passieren. Es kann auch anders werden.
Der Isländer Jonas sieht in seinem Leben keinen Sinn mehr. Die Ehe ist zu Ende, er hat das Gefühl, alles im Leben, positiv wie negativ, bereits erlebt zu haben und beschließt deshalb zu sterben. Seinen ursprünglichen Plan sich zu erschießen, verwirft er, er möchte es niemandem und schon gar nicht seiner Tochter zumuten, seine Leiche zu finden. Deshalb bucht er ein One-Way Ticket in ein Land, in dem noch vor kurzem Bürgerkrieg herrschte. Sein einziges Gepäckstück ist ein Werkzeugkasten, für den Fall, dass er sich erhängen möchte und einen Haken anbringen muss.
Es wird nicht gesagt, um welches Land es sich handelt, und für die Geschichte ist dies auch unerheblich. Viel wichtiger ist es, dass dieser ungewöhnliche Schauplatz ihm die Augen öffnet, welch vielfaltige Arten von Leid es gibt. Seine eigene Depression tritt angesichts von Menschen mit fehlenden Gliedmaßen, die durch die Hölle gegangen sind, in den Hintergrund. Zunächst wird Jonas misstrauisch beäugt. Keiner glaubt ihm, dass er in diesem noch von Minen übersäten Land Urlaub machen will. Vielmehr könnte er zu denjenigen gehören, die versuchen, Geschäfte in dem zerstörten Land machen.
Als Jonas den Bitten des Geschwisterpaars, das das Hotel Silence führt, in dem er abgestiegen ist, nachkommt, ein paar Reparaturen durchzuführen, spricht sich dies in dem kleinen Ort herum und bald werden seine Dienste von allen Seiten nachgefragt. Jonas ist ein Autodidakt, er repariert provisorisch mit dem wenigen Werkzeug, das ihm zur Verfügung steht, doch anscheinend ist er der Einzige weit und breit, der handwerklich begabt ist. Dieser Teil der Geschichte erscheint mir nicht sehr realistisch, doch tut es dem Ganzen keinen Abbruch. Herrscht am Anfang des Romans noch Jonas‘ niedergedrückte Stimmung vor, spürt man nun etwas von Aufbruchstimmung und Hoffnung. Allerdings erfährt man auch von den traumatischen Erfahrungen der Einheimischen, die jedoch versuchen, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Nicht fragen, was jemandem Schlimmes zugestoßen ist (oder was eine Person Schlimmes getan hat), sondern nach vorne schauen, ist die Devise.
Der Schauplatz dieses Romans ist sehr ungewöhnlich. Ich habe zwar schon Romane gelesen, die beispielsweise in Afghanistan spielen und aus Sicht der Soldaten erzählt werden, aber über ein Land, in dem gerade erst ein Bürgerkrieg zu Ende gegangen ist und die Leute versuchen, wieder eine Zukunft aufzubauen, hatte ich noch nie gelesen.
Im Übrigen befasst sich das Buch zwar mit ernsten Themen wie Krieg, Vergewaltigung, Depression usw., doch gibt es auch jede Menge lustige und skurrile Szenen. Auch der besondere Schreibstil und die vielen bemerkenswerten Zitate machen das Buch wirklich lesenswert. Hervorheben möchte ich noch das wunderschön gestaltete Cover, eine weiße Wasserlilie auf schwarzem Grund. Es gibt so viele Bücher, bei denen die Covergestaltung vollkommen willkürlich erscheint. Ich freue mich deshalb immer, wenn ein Bezug zum Buch besteht, was hier der Fall ist.