*A Waterstones Best Book of 2023*
*A BBC Radio 4 Book of the Week*
*A New York Times Editor's Pick*
'A total eye-opener, I loved it' Nuala McGovern
'You'll never look at Renaissance portraits in the same way' Maggie O'Farrell
'Terrific ... that rare thing, a serious history that is both accessible and entertaining' Literary Review
Plunge into the intimate history of cosmetics, and discover how, for centuries, women have turned to make up as a rich source of creativity, community and resistance
The Renaissance was an era obsessed with appearances. And beauty culture from the time has left traces that give us a window into an overlooked realm of history - revealing everything from sixteenth-century women's body anxieties to their sophisticated botanical and chemical knowledge.
How to be a Renaissance Woman allows us to glimpse the world of the female artists, artisans and businesswomen carving out space for themselves, as well as those who gained power and influence in the cut-throat world of the court.
In a vivid exploration of women's lives, Professor Jill Burke invites us to rediscover historical cosmetic recipes and unpack the origins of the beauty ideals that are still with us today.
'Taking a fresh, women-led perspective, Burke highlights a rich tapestry of female experience that encompasses everyone from artisans to aristocrats ... The everyday women mixing their own beauty products should rightly be considered chemists and botanists' The Times
'A fun, informative and occasionally sobering look at the lives of women across social strata ... The real shock of the book is not what's unfamiliar, it is how much of it seems to mirror today's obsessions and controversies' The New York Times
*A BBC Radio 4 Book of the Week*
*A New York Times Editor's Pick*
'A total eye-opener, I loved it' Nuala McGovern
'You'll never look at Renaissance portraits in the same way' Maggie O'Farrell
'Terrific ... that rare thing, a serious history that is both accessible and entertaining' Literary Review
Plunge into the intimate history of cosmetics, and discover how, for centuries, women have turned to make up as a rich source of creativity, community and resistance
The Renaissance was an era obsessed with appearances. And beauty culture from the time has left traces that give us a window into an overlooked realm of history - revealing everything from sixteenth-century women's body anxieties to their sophisticated botanical and chemical knowledge.
How to be a Renaissance Woman allows us to glimpse the world of the female artists, artisans and businesswomen carving out space for themselves, as well as those who gained power and influence in the cut-throat world of the court.
In a vivid exploration of women's lives, Professor Jill Burke invites us to rediscover historical cosmetic recipes and unpack the origins of the beauty ideals that are still with us today.
'Taking a fresh, women-led perspective, Burke highlights a rich tapestry of female experience that encompasses everyone from artisans to aristocrats ... The everyday women mixing their own beauty products should rightly be considered chemists and botanists' The Times
'A fun, informative and occasionally sobering look at the lives of women across social strata ... The real shock of the book is not what's unfamiliar, it is how much of it seems to mirror today's obsessions and controversies' The New York Times
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.04.2024Kosmetische Rezepturen
Schönheitsratgeber sind ein altes Genre: Jill Burke widmet sich auf aufschlussreiche Weise der Arbeit
am weiblichen Körper in der Renaissance.
Wer sind die größten Maler? Im späten vierzehnten Jahrhundert forderte der Florentiner Novellenschreiber Franco Sacchetti seine Leser mit dieser Fangfrage heraus. Denn die überraschende Auflösung lautet: die Frauen! Sacchettis misogyner Witz arbeitet mit zwei Ebenen. Zu dieser Zeit hatte sich in Italien der Ruhm einiger Künstler erstmals so weit verbreitet, dass sich die Frage nach einer Bestenliste durchaus ernsthaft an ein breiteres Publikum stellen ließ. Zumindest die Gebildeten hätten sogar die Option gehabt, auf eine Reihe antiker Malerinnen zu verweisen, an die wenig zuvor Giovanni Boccaccio in seiner Zusammenstellung berühmter Frauen erinnert hatte. Aber Sacchetti argumentiert ganz anders: Wenn er "malende Frauen" an Platz eins setzt, dann wegen deren überragender Schminkkünste. Schaffen es diese weiblichen Make-up-Artists doch angeblich, selbst bei noch so "mangelhafter naturgegebener Ausgangslage" ein attraktives, schönes Erscheinungsbild zu erzeugen.
"Die Kunst hilft der Natur", könnte man zusammenfassen - eine ästhetische Vorstellung, die es später immerhin zum Wahlspruch Tizians schaffte. Was freilich nichts daran änderte, dass das bereits von den Kirchenvätern scharf kritisierte Schminken auch weiterhin beliebtes Angriffsziel von Moralaposteln blieb: Wie kann Frau es wagen, die göttliche Schöpfung zu korrigieren (und zugleich den männlichen Blick zu täuschen)? Diese Mittel und Moden weiblicher Körperoptimierung in der Renaissance, die "bislang nicht erzählte Geschichte von Schönheit und weiblicher Kreativität", sind das Thema von Jill Burke.
Ihr Buch beginnt mit der Feststellung, dass ab 1526 eine Reihe von teils sehr erfolgreichen Schönheitsratgebern in unterschiedlichsten Formaten gedruckt wurden - mehrheitlich, aber nicht ausschließlich von Männern verfasst. Sie reihten sich neben andere Ratgeberliteratur, suchten Verlage und Autoren doch bereits damals händeringend nach neuen Themen- und Geschäftsfeldern: von Kochbüchern über Anleitungen für Spieleabende bis hin zu Sexhandbüchern. Andererseits - und damit endet Burkes Buch - wurde das Wissen über Kosmetika, Schönheitstipps und in fließendem Übergang auch über Arzneimittel und selbst von in diesen Zusammenhängen verwendete Giften wohl vorrangig mündlich in "weiblichen Wissensgemeinschaften" übermittelt.
Jill Burke präsentiert zwischen diesen Polen faszinierende Fallstudien: zu operativen Eingriffen (oder zumindest Ideen dazu), sei es an Vagina oder Nase, zu Techniken der Entfernung oder dem Färben von (Körper-)Haaren, zu den frühesten erhaltenen Beispielen für Büstenhalter (also nicht nur um die Brust gewickelte Tücher) aus dem späten fünfzehnten Jahrhundert und selbstverständlich zu Schönheitstipps und Make-up-Geheimnissen. So soll etwa die junge Isabella von Aragón vermutlich 1488 eine arsenhaltige Rezeptur erfunden haben, um ihren dunklen Teint aufzuhellen und so ihren frisch angetrauten, unwilligen Gatten Gian Galeazzo Sforza zum Vollzug der Ehe zu bewegen.
Bezeichnend für die in der frühen Neuzeit aussichtslose Stellung vieler Frauen aller Gesellschaftsschichten erweisen sich dagegen die Akten eines Gerichtsprozesses aus dem Rom des Jahres 1659: Angeklagt wurde eine Gruppe von Frauen, die ihr Wissen über giftige Bestandteile von Kosmetika dazu nutzten, Leidensgenossinnen zu helfen, ihre tyrannischen und gewalttätigen Ehegatten loszuwerden. Bis heute nicht geändert hat sich schließlich, liest man das Begleitschreiben zur Warensendung einer Anna Ebrea von 1508, dass bereits damals gute Kosmetika viel Geld kosteten.
Außergewöhnlich an dem Buch von Jill Burke ist, dass die Autorin im Rahmen einer Forschungsgruppe Renaissance-Rezepturen für Kosmetika selbst hergestellt und ausprobiert hat. Die Herausforderung dabei besteht nicht nur in den Zutaten, sondern auch in Mengenangaben und Vorgehensweise. Die historischen Anleitungen geben nach heutigem Verständnis nur sehr ungenaue Hinweise: Nimm so viel, wie dir richtig scheint, hiervon eine Hand voll, davon die Menge einer Walnussschale und so fort. Burke liefert im Anhang dreizehn Beispiele mit ihren experimentell ermittelten Erkenntnissen. Es sind offenbar auch heute noch nachvollziehbar wirkende Kosmetika.
In anderer Hinsicht führt das Bemühen um Überraschendes und aktuelle Bezüge freilich dazu, dass vermeintlich bekannte und weniger interessante Aspekte gar nicht mehr vorkommen. So geht es zwar um niederländische Pilgerabzeichen, die Vulven und Phalloi darstellen, um ein ebenfalls niederländisches Sprichwort zur Unmöglichkeit, dunkelhäutige Sklaven "weiß zu waschen", um gleichgeschlechtliche Sexualität und männliche Gewalt gegenüber Frauen. Das für die Renaissance zentrale Konzept "Liebe" und die grundlegenden Entwürfe eines weiblichen Schönheitskanons - Petrarca und die Folgen - spielen dagegen höchstens Nebenrollen. "Kreative" Frauen sind wenig überraschend Dichterinnen, Malerinnen, Schauspielerinnen, Kurtisanen. Die Kosmetikerinnen und Apothekerinnen der Renaissance, um die es ja eigentlich geht, werden dagegen erst in einem eigenen Kapitel am Ende des Buches vorgestellt.
Dabei reicht für Burke die Renaissance offenbar vom fünfzehnten bis mindestens in die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts. In diesem Zeitraum werden bei ihr historische Entwicklungen und geographische Unterschiede kaum sichtbar. Dabei nahmen die Zeitgenossen Veränderungen bei Schönheitsvorstellungen und Moden besonders aufmerksam wahr. Nicht nur gab es spätestens seit dem dreizehnten Jahrhundert radikale Stimmen, die die kulturelle Gemachtheit aller weltweit anzutreffenden Schönheitsideale betonten: spitz zugeschliffene oder schwarz gefärbte Zähne, verschiedene Haarfarben und Körperformen, ja selbst Tattoos konnten als schön gelten (wobei diese Relativität der Ideale positiv wie negativ gedeutet wurde). Auch der lokale Blick auf Modephänomene konnte sich geradezu grotesk feinteilig ausformen: So charakterisiert ein großer Kupferstich des späten sechzehnten Jahrhunderts ironisch die wichtigsten Städte Italiens mittels Frauenköpfen mit leicht unterschiedlichen Frisuren.
Trotzdem, für das Thema Körperoptimierung und Kosmetik - vor allem auch aus Sicht und Handlungsperspektive von Frauen - gelingt es dem gut lesbaren Buch, auf neue Weise die Bedeutung der Renaissance noch für unsere heutigen Körperbilder darzustellen. ULRICH PFISTERER
Jill Burke: "How to be a Renaissance Woman". The Untold History of Beauty and Female Creativity.
Wellcome Collection, London 2023.
336 S., Abb., geb., 32,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schönheitsratgeber sind ein altes Genre: Jill Burke widmet sich auf aufschlussreiche Weise der Arbeit
am weiblichen Körper in der Renaissance.
Wer sind die größten Maler? Im späten vierzehnten Jahrhundert forderte der Florentiner Novellenschreiber Franco Sacchetti seine Leser mit dieser Fangfrage heraus. Denn die überraschende Auflösung lautet: die Frauen! Sacchettis misogyner Witz arbeitet mit zwei Ebenen. Zu dieser Zeit hatte sich in Italien der Ruhm einiger Künstler erstmals so weit verbreitet, dass sich die Frage nach einer Bestenliste durchaus ernsthaft an ein breiteres Publikum stellen ließ. Zumindest die Gebildeten hätten sogar die Option gehabt, auf eine Reihe antiker Malerinnen zu verweisen, an die wenig zuvor Giovanni Boccaccio in seiner Zusammenstellung berühmter Frauen erinnert hatte. Aber Sacchetti argumentiert ganz anders: Wenn er "malende Frauen" an Platz eins setzt, dann wegen deren überragender Schminkkünste. Schaffen es diese weiblichen Make-up-Artists doch angeblich, selbst bei noch so "mangelhafter naturgegebener Ausgangslage" ein attraktives, schönes Erscheinungsbild zu erzeugen.
"Die Kunst hilft der Natur", könnte man zusammenfassen - eine ästhetische Vorstellung, die es später immerhin zum Wahlspruch Tizians schaffte. Was freilich nichts daran änderte, dass das bereits von den Kirchenvätern scharf kritisierte Schminken auch weiterhin beliebtes Angriffsziel von Moralaposteln blieb: Wie kann Frau es wagen, die göttliche Schöpfung zu korrigieren (und zugleich den männlichen Blick zu täuschen)? Diese Mittel und Moden weiblicher Körperoptimierung in der Renaissance, die "bislang nicht erzählte Geschichte von Schönheit und weiblicher Kreativität", sind das Thema von Jill Burke.
Ihr Buch beginnt mit der Feststellung, dass ab 1526 eine Reihe von teils sehr erfolgreichen Schönheitsratgebern in unterschiedlichsten Formaten gedruckt wurden - mehrheitlich, aber nicht ausschließlich von Männern verfasst. Sie reihten sich neben andere Ratgeberliteratur, suchten Verlage und Autoren doch bereits damals händeringend nach neuen Themen- und Geschäftsfeldern: von Kochbüchern über Anleitungen für Spieleabende bis hin zu Sexhandbüchern. Andererseits - und damit endet Burkes Buch - wurde das Wissen über Kosmetika, Schönheitstipps und in fließendem Übergang auch über Arzneimittel und selbst von in diesen Zusammenhängen verwendete Giften wohl vorrangig mündlich in "weiblichen Wissensgemeinschaften" übermittelt.
Jill Burke präsentiert zwischen diesen Polen faszinierende Fallstudien: zu operativen Eingriffen (oder zumindest Ideen dazu), sei es an Vagina oder Nase, zu Techniken der Entfernung oder dem Färben von (Körper-)Haaren, zu den frühesten erhaltenen Beispielen für Büstenhalter (also nicht nur um die Brust gewickelte Tücher) aus dem späten fünfzehnten Jahrhundert und selbstverständlich zu Schönheitstipps und Make-up-Geheimnissen. So soll etwa die junge Isabella von Aragón vermutlich 1488 eine arsenhaltige Rezeptur erfunden haben, um ihren dunklen Teint aufzuhellen und so ihren frisch angetrauten, unwilligen Gatten Gian Galeazzo Sforza zum Vollzug der Ehe zu bewegen.
Bezeichnend für die in der frühen Neuzeit aussichtslose Stellung vieler Frauen aller Gesellschaftsschichten erweisen sich dagegen die Akten eines Gerichtsprozesses aus dem Rom des Jahres 1659: Angeklagt wurde eine Gruppe von Frauen, die ihr Wissen über giftige Bestandteile von Kosmetika dazu nutzten, Leidensgenossinnen zu helfen, ihre tyrannischen und gewalttätigen Ehegatten loszuwerden. Bis heute nicht geändert hat sich schließlich, liest man das Begleitschreiben zur Warensendung einer Anna Ebrea von 1508, dass bereits damals gute Kosmetika viel Geld kosteten.
Außergewöhnlich an dem Buch von Jill Burke ist, dass die Autorin im Rahmen einer Forschungsgruppe Renaissance-Rezepturen für Kosmetika selbst hergestellt und ausprobiert hat. Die Herausforderung dabei besteht nicht nur in den Zutaten, sondern auch in Mengenangaben und Vorgehensweise. Die historischen Anleitungen geben nach heutigem Verständnis nur sehr ungenaue Hinweise: Nimm so viel, wie dir richtig scheint, hiervon eine Hand voll, davon die Menge einer Walnussschale und so fort. Burke liefert im Anhang dreizehn Beispiele mit ihren experimentell ermittelten Erkenntnissen. Es sind offenbar auch heute noch nachvollziehbar wirkende Kosmetika.
In anderer Hinsicht führt das Bemühen um Überraschendes und aktuelle Bezüge freilich dazu, dass vermeintlich bekannte und weniger interessante Aspekte gar nicht mehr vorkommen. So geht es zwar um niederländische Pilgerabzeichen, die Vulven und Phalloi darstellen, um ein ebenfalls niederländisches Sprichwort zur Unmöglichkeit, dunkelhäutige Sklaven "weiß zu waschen", um gleichgeschlechtliche Sexualität und männliche Gewalt gegenüber Frauen. Das für die Renaissance zentrale Konzept "Liebe" und die grundlegenden Entwürfe eines weiblichen Schönheitskanons - Petrarca und die Folgen - spielen dagegen höchstens Nebenrollen. "Kreative" Frauen sind wenig überraschend Dichterinnen, Malerinnen, Schauspielerinnen, Kurtisanen. Die Kosmetikerinnen und Apothekerinnen der Renaissance, um die es ja eigentlich geht, werden dagegen erst in einem eigenen Kapitel am Ende des Buches vorgestellt.
Dabei reicht für Burke die Renaissance offenbar vom fünfzehnten bis mindestens in die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts. In diesem Zeitraum werden bei ihr historische Entwicklungen und geographische Unterschiede kaum sichtbar. Dabei nahmen die Zeitgenossen Veränderungen bei Schönheitsvorstellungen und Moden besonders aufmerksam wahr. Nicht nur gab es spätestens seit dem dreizehnten Jahrhundert radikale Stimmen, die die kulturelle Gemachtheit aller weltweit anzutreffenden Schönheitsideale betonten: spitz zugeschliffene oder schwarz gefärbte Zähne, verschiedene Haarfarben und Körperformen, ja selbst Tattoos konnten als schön gelten (wobei diese Relativität der Ideale positiv wie negativ gedeutet wurde). Auch der lokale Blick auf Modephänomene konnte sich geradezu grotesk feinteilig ausformen: So charakterisiert ein großer Kupferstich des späten sechzehnten Jahrhunderts ironisch die wichtigsten Städte Italiens mittels Frauenköpfen mit leicht unterschiedlichen Frisuren.
Trotzdem, für das Thema Körperoptimierung und Kosmetik - vor allem auch aus Sicht und Handlungsperspektive von Frauen - gelingt es dem gut lesbaren Buch, auf neue Weise die Bedeutung der Renaissance noch für unsere heutigen Körperbilder darzustellen. ULRICH PFISTERER
Jill Burke: "How to be a Renaissance Woman". The Untold History of Beauty and Female Creativity.
Wellcome Collection, London 2023.
336 S., Abb., geb., 32,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
A total eye-opener, I loved it Nuala McGovern, BBC Radio 4 Woman's Hour