Has any war in history gone according to plan? Monarchs, autocrats and elected leaders alike have a dismal record on launching and prosecuting wars. From pursuing over-ambitious goals, to making decisions without considering intelligence, terrain, morale or the enemy's capabilities, they have all erred. This not only wastes the lives of civilians, the enemy and one's own soldiers, but also means a failure to accomplish your objectives.
Conflict scholar and former soldier Mike Martin takes the reader through the hard, elegant logic of how to fight an interstate war on land, including the factors that are often overlooked: the importance of psychology, training, getting the logistics right, and maintaining your esprit de corps. He then explains how to orchestrate the building blocks of military forcefrom infantry, artillery and air support, to information and cyber warfarein order to prevail over your adversary.
How to Fight a War explains in cool and precise prose the art of using extreme violence to convince your enemy that they should submit. It should be read by everyone who seeks to understand today's conflicts and those to comeand by all those who wish to lead us through the next decade of wars.
Conflict scholar and former soldier Mike Martin takes the reader through the hard, elegant logic of how to fight an interstate war on land, including the factors that are often overlooked: the importance of psychology, training, getting the logistics right, and maintaining your esprit de corps. He then explains how to orchestrate the building blocks of military forcefrom infantry, artillery and air support, to information and cyber warfarein order to prevail over your adversary.
How to Fight a War explains in cool and precise prose the art of using extreme violence to convince your enemy that they should submit. It should be read by everyone who seeks to understand today's conflicts and those to comeand by all those who wish to lead us through the next decade of wars.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.08.2023Orchester mit hoch spezialisierten Akteuren
Wie man Kriege führt - und idealerweise auch gewinnt
Mit Büchern verhält es sich wie mit Wahlkämpfen oder militärischen Offensiven. Ob sie "zünden", hängt von vielen Variablen ab, die sich kaum beeinflussen lassen. Zweifellos kommt Mike Martins "How to fight a war" zur "richtigen" Zeit auf den Markt. Das Buch ist ein Kompendium von enormer Klarheit und Anschaulichkeit geworden, mit dessen Hilfe sich vieles von dem entschlüsseln lässt, was durch den dichten Nebel des Kriegs aus der Ukraine dringt, in den sozialen Medien aber allzu oft kurzatmig und selten mit Tiefgang kommentiert wird. In Martins Buch ist das anders. Dazu trägt schon die Perspektive bei, die der frühere Armeeoffizier, Kriegsforscher und liberaldemokratische Politiker gewählt hat. Er versetzt den Leser in die Rolle eines militärischen Oberbefehlshabers. Sein Handbuch soll ihm helfen zu verstehen was er braucht, um einen Krieg zu führen (und zu gewinnen).
Damit der Leser versteht, was dazu nötig ist, wählt Martin einen plausiblen Ansatz: Er klärt eingangs in einer Art Best-of der Kriegsforschung den Leser über Grundsätze auf, die in den Gesellschaften des Westens in den vergangenen Jahrzehnten in Vergessenheit geraten, sind: Kriege sind die Fortsetzung der Politik, Gewalt ist eine Methode, die Kommunikation mit anderen Mitteln fortzusetzen. Frieden und Krieg sind nicht binär, sondern ein Kontinuum, in dem der eine Zustand immer schon die Möglichkeit des anderen in sich trägt. Krieg ist kein rationaler Akt, Kriegführung Kunst und Wissenschaft zugleich. In den neun Kapiteln seines Buchs senkt Martin dann immer weiter die Flughöhe, bis sich der Leser sprichwörtlich im Kampf Mann gegen Mann wiederfindet. Der Ton Martins bleibt dabei stets nüchtern, realistisch, und es wird rasch klar, warum Krieg das größte vorstellbare Wagnis für eine Nation darstellt. Denn der Aufwand, einen Krieg zu führen, ist enorm und der Ausgang niemals sicher.
Dass die meisten Fehler bereits begangen werden, bevor der erste Schuss fällt, darauf weist Martin hin. Kluge Strategien, in denen Ziele, Pläne und Mittel für unterschiedliche Ereignisverläufe sich in Einklang miteinander befinden, seien selten, schreibt er. Dazu zählen für den Autoren auch Situationen, in denen große eigene Verluste in Kauf genommen werden müssen. In der Tat mag es in den friedensgewohnten Ohren mancher westlicher Leser schon fast barbarisch klingen, dass Winston Churchill 1940 als britischer Premierminister in Dünkirchen eine ganze Brigade mit rund 4000 Soldaten opferte, um parallel Hunderttausende über den Ärmelkanal vor der Wehrmacht in Sicherheit zu bringen und so die Fortführung des Kriegs gegen die Nazis überhaupt erst zu ermöglichen.
Dass eine kluge Strategie allein nicht ausreicht, wird in den folgenden Kapiteln immer anschaulicher. Martin zeigt auf, wie gigantisch der Versorgungsbedarf militärischer Verbände ist. Bei einer gepanzerten Division mit hohem Munitions- und Treibstoffverbrauch könne er schnell Hunderte Schiffscontainer pro Tag betragen, so der Autor. Ohne den steten Strom von Hunderttausenden Artikeln, allen voran Treibstoff, Munition, Ersatzteilen, Wasser und Nahrung, das wird schnell ersichtlich, droht jede Armee, rasch auseinanderzufallen.
Das gilt freilich auch für Truppen, die über eine schlechte Moral verfügen, deren Führer korrupt sind, in denen schlechte Disziplin herrscht oder in denen Kameradschaft ein Fremdwort ist. Und es gilt auch für Streitkräfte, in denen bei der Ausbildung geschlampt wurde. Martin plädiert für eine möglichst harte Ausbildung, die jeder Soldat zumindest auf Gruppenebene erfahren haben sollte. Denn, so der Afghanistanveteran, je härter die Ausbildung sei, umso besser seien die Soldaten auf den Kampf vorbereitet. Jeder Soldat müsse mit den grundlegendsten, brutalsten Formen der Kriegführung vertraut sein. Mit dem Töten also.
Dass eine Armee dessen ungeachtet zugleich ein "Orchester" mit zum Teil hoch spezialisierten Akteuren ist, arbeitet Martin ebenso heraus, angefangen von einer Panzerbesatzung (sechs Monate) über einen Hubschrauberpiloten (in der Regel drei Jahre) bis hin zu einem General, der in der Regel gut ein Vierteljahrhundert braucht, um die ihm zugedachten Aufgaben erfolgreich zu bewältigen. Bei der Betrachtung der militärischen Dimensionen, misst Martin dem Land eine besondere Bedeutung bei. Aufgrund der Beschaffenheit des Menschen sei es nun mal diejenige Dimension, in der Kriege gewonnen und verloren würden. Martin schildert, welchen Einfluss Wetter und Topgraphie haben. Er beschreibt, was genau die Infanterie, Panzer und Artillerie zu einer "hocheffektiven Triade" macht und warum es so schwierig ist, sie richtig auszubalancieren. Dass die Schilderungen zu den übrigen militärischen Dimensionen sowie die über Massenvernichtungswaffen demgegenüber weniger Erkenntniswert bieten, fällt kaum ins Gewicht. Schließlich ist der Krieg in der Ukraine vielen Lesern näher als die Straße von Taiwan.
Im letzten Teil seines Buches führt Martin die vorherigen Erkenntnisse zusammen und konzentriert sich auf die Kriegführung selbst. Er schildert, warum das Kräfteverhältnis der Konfliktparteien so wichtig ist, wie Geländegewinne auch ohne eigene Verluste zu Truppenfressern werden können. Martin erklärt, warum die russischen Streitkräfte stärker auf Zermürbungsangriffe setzen als die Ukrainer. Vor allem aber wird anhand seiner Ausführungen verständlich, warum die Frontveränderungen (vulgo Geländegewinne), auf denen stets ein großes Augenmerk liegt, für den militärischen Erfolg der ukrainischen Offensive am Ende ähnlich wenig bedeuten wie der Ballbesitz beim Fußball.
Das Ende der russischen Invasion lässt sich mit Martins Handbuch nicht vorhersagen. Aber wer nur ein Buch über Kriegführung lesen möchte, erhält mit "How to fight a war" einen guten Schlüssel zu ihrem Verständnis. LORENZ HEMICKER
Mike Martin: How to fight a war.
C. Hurst & Co Publishers, London 2023. 272 S., 22 £
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie man Kriege führt - und idealerweise auch gewinnt
Mit Büchern verhält es sich wie mit Wahlkämpfen oder militärischen Offensiven. Ob sie "zünden", hängt von vielen Variablen ab, die sich kaum beeinflussen lassen. Zweifellos kommt Mike Martins "How to fight a war" zur "richtigen" Zeit auf den Markt. Das Buch ist ein Kompendium von enormer Klarheit und Anschaulichkeit geworden, mit dessen Hilfe sich vieles von dem entschlüsseln lässt, was durch den dichten Nebel des Kriegs aus der Ukraine dringt, in den sozialen Medien aber allzu oft kurzatmig und selten mit Tiefgang kommentiert wird. In Martins Buch ist das anders. Dazu trägt schon die Perspektive bei, die der frühere Armeeoffizier, Kriegsforscher und liberaldemokratische Politiker gewählt hat. Er versetzt den Leser in die Rolle eines militärischen Oberbefehlshabers. Sein Handbuch soll ihm helfen zu verstehen was er braucht, um einen Krieg zu führen (und zu gewinnen).
Damit der Leser versteht, was dazu nötig ist, wählt Martin einen plausiblen Ansatz: Er klärt eingangs in einer Art Best-of der Kriegsforschung den Leser über Grundsätze auf, die in den Gesellschaften des Westens in den vergangenen Jahrzehnten in Vergessenheit geraten, sind: Kriege sind die Fortsetzung der Politik, Gewalt ist eine Methode, die Kommunikation mit anderen Mitteln fortzusetzen. Frieden und Krieg sind nicht binär, sondern ein Kontinuum, in dem der eine Zustand immer schon die Möglichkeit des anderen in sich trägt. Krieg ist kein rationaler Akt, Kriegführung Kunst und Wissenschaft zugleich. In den neun Kapiteln seines Buchs senkt Martin dann immer weiter die Flughöhe, bis sich der Leser sprichwörtlich im Kampf Mann gegen Mann wiederfindet. Der Ton Martins bleibt dabei stets nüchtern, realistisch, und es wird rasch klar, warum Krieg das größte vorstellbare Wagnis für eine Nation darstellt. Denn der Aufwand, einen Krieg zu führen, ist enorm und der Ausgang niemals sicher.
Dass die meisten Fehler bereits begangen werden, bevor der erste Schuss fällt, darauf weist Martin hin. Kluge Strategien, in denen Ziele, Pläne und Mittel für unterschiedliche Ereignisverläufe sich in Einklang miteinander befinden, seien selten, schreibt er. Dazu zählen für den Autoren auch Situationen, in denen große eigene Verluste in Kauf genommen werden müssen. In der Tat mag es in den friedensgewohnten Ohren mancher westlicher Leser schon fast barbarisch klingen, dass Winston Churchill 1940 als britischer Premierminister in Dünkirchen eine ganze Brigade mit rund 4000 Soldaten opferte, um parallel Hunderttausende über den Ärmelkanal vor der Wehrmacht in Sicherheit zu bringen und so die Fortführung des Kriegs gegen die Nazis überhaupt erst zu ermöglichen.
Dass eine kluge Strategie allein nicht ausreicht, wird in den folgenden Kapiteln immer anschaulicher. Martin zeigt auf, wie gigantisch der Versorgungsbedarf militärischer Verbände ist. Bei einer gepanzerten Division mit hohem Munitions- und Treibstoffverbrauch könne er schnell Hunderte Schiffscontainer pro Tag betragen, so der Autor. Ohne den steten Strom von Hunderttausenden Artikeln, allen voran Treibstoff, Munition, Ersatzteilen, Wasser und Nahrung, das wird schnell ersichtlich, droht jede Armee, rasch auseinanderzufallen.
Das gilt freilich auch für Truppen, die über eine schlechte Moral verfügen, deren Führer korrupt sind, in denen schlechte Disziplin herrscht oder in denen Kameradschaft ein Fremdwort ist. Und es gilt auch für Streitkräfte, in denen bei der Ausbildung geschlampt wurde. Martin plädiert für eine möglichst harte Ausbildung, die jeder Soldat zumindest auf Gruppenebene erfahren haben sollte. Denn, so der Afghanistanveteran, je härter die Ausbildung sei, umso besser seien die Soldaten auf den Kampf vorbereitet. Jeder Soldat müsse mit den grundlegendsten, brutalsten Formen der Kriegführung vertraut sein. Mit dem Töten also.
Dass eine Armee dessen ungeachtet zugleich ein "Orchester" mit zum Teil hoch spezialisierten Akteuren ist, arbeitet Martin ebenso heraus, angefangen von einer Panzerbesatzung (sechs Monate) über einen Hubschrauberpiloten (in der Regel drei Jahre) bis hin zu einem General, der in der Regel gut ein Vierteljahrhundert braucht, um die ihm zugedachten Aufgaben erfolgreich zu bewältigen. Bei der Betrachtung der militärischen Dimensionen, misst Martin dem Land eine besondere Bedeutung bei. Aufgrund der Beschaffenheit des Menschen sei es nun mal diejenige Dimension, in der Kriege gewonnen und verloren würden. Martin schildert, welchen Einfluss Wetter und Topgraphie haben. Er beschreibt, was genau die Infanterie, Panzer und Artillerie zu einer "hocheffektiven Triade" macht und warum es so schwierig ist, sie richtig auszubalancieren. Dass die Schilderungen zu den übrigen militärischen Dimensionen sowie die über Massenvernichtungswaffen demgegenüber weniger Erkenntniswert bieten, fällt kaum ins Gewicht. Schließlich ist der Krieg in der Ukraine vielen Lesern näher als die Straße von Taiwan.
Im letzten Teil seines Buches führt Martin die vorherigen Erkenntnisse zusammen und konzentriert sich auf die Kriegführung selbst. Er schildert, warum das Kräfteverhältnis der Konfliktparteien so wichtig ist, wie Geländegewinne auch ohne eigene Verluste zu Truppenfressern werden können. Martin erklärt, warum die russischen Streitkräfte stärker auf Zermürbungsangriffe setzen als die Ukrainer. Vor allem aber wird anhand seiner Ausführungen verständlich, warum die Frontveränderungen (vulgo Geländegewinne), auf denen stets ein großes Augenmerk liegt, für den militärischen Erfolg der ukrainischen Offensive am Ende ähnlich wenig bedeuten wie der Ballbesitz beim Fußball.
Das Ende der russischen Invasion lässt sich mit Martins Handbuch nicht vorhersagen. Aber wer nur ein Buch über Kriegführung lesen möchte, erhält mit "How to fight a war" einen guten Schlüssel zu ihrem Verständnis. LORENZ HEMICKER
Mike Martin: How to fight a war.
C. Hurst & Co Publishers, London 2023. 272 S., 22 £
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main