Grandiose Geschichte über Freundschaft und Liebe -Isor ist von Geburt an anders als andere Kinder. Sie redet nicht - „Sie will nicht. (…) Aber sie könnte.“ Und sie lebt in ihrer ganz eigenen Welt. Ihre Eltern Maude und Camillio kommen kaum an sie heran. Ihre plötzlichen Wutanfälle und nächtlichen,
heimlichen Streifzüge durch die Stadt treiben die Eltern an die Grenzen ihrer Kräfte.
Die Mutter…mehrGrandiose Geschichte über Freundschaft und Liebe -Isor ist von Geburt an anders als andere Kinder. Sie redet nicht - „Sie will nicht. (…) Aber sie könnte.“ Und sie lebt in ihrer ganz eigenen Welt. Ihre Eltern Maude und Camillio kommen kaum an sie heran. Ihre plötzlichen Wutanfälle und nächtlichen, heimlichen Streifzüge durch die Stadt treiben die Eltern an die Grenzen ihrer Kräfte.
Die Mutter ist hilflos in der Situation gefangen, versucht aber, die Tochter zu verstehen und zu beschützen. Für sie ist klar, dass Isor um ihren Zustand weiß, und „…versucht, uns ihr Unglück nicht aufzubürden, davon bin ich überzeugt,…“. Ganz anders der Vater. Er macht keinen Hehl daraus, dass er den Zustand seiner Tochter nicht versteht. Er selbst sieht sich in der Geiselhaft der Tochter, gefangen in „einer Blase der Aufopferung“, erwartet eher „Anerkennung für die Opfer“, die er erbringen muss.
Und dann tritt eines Tages Lucien in Isors Leben. Der 76-jährige Nachbar, der Isor quasi vom ersten Moment in sein Herz schließt und dem Mädchen eine Welt eröffnet, die sie bis dahin nicht kannte. Aber auch für Lucien verändert sich von einem Moment auf den anderen alles. „Darf man eigentlich ungefragt in das Leben anderer Menschen eindringen? Einfach so „da bin ich“ zu verkünden und sich in einem fremden Herzen niederlassen? Sich einfach so in jemand anderem einnisten und jeden Winkel seines Wesens bewohnen?“
Der alte Mann und die Teenagerin entwickeln eine tiefe Verbundenheit, ja eine Seelenverwandtschaft, die immer intensiver wird. Und gerade, als ich beginne, mich zu fragen, in welche Richtung dies driftet, dreht der Plot komplett und ich bin fasziniert, sprachlos, begeistert. Was für eine grandiose Geschichte!
Es fällt mir schwer zu beschreiben, was dieses Kunstwerk so besonders macht. Die Autorin lässt uns Isor in großartigster Manier kennenlernen: aus der Außenperspektive des Vaters und der Mutter, über Lucien hin zu Isor selbst. Wir erleben die Metamorphose eines jungen Mädchens, das sich aus den Grenzen ihres Daseins befreit. Und das in einer Erzählsprache, die einerseits so brutal ehrlich ist, dass es einem die Sprache verschlägt und dann wieder so poetisch und feinfühlig daherkommt, dass man die Tränen wegblinzelt. Ganz zu schweigen von der bravourösen Leistung, die die beiden Übersetzerinnen Katharina Meyer und Lena Müller durchweg aber ganz besonders im zweiten Teil des Buches an den Tag gelegt haben.