"I Was a Rat!” So insists a scruffy boy named Roger. Maybe it's true. But what is he now? A terrifying monster running wild in the sewers? The Daily Scourge is sure of it. A victim of "Rodent Delusion”? The hospital nurse says yes. A lucrative fairground freak? He is to Mr. Tapscrew. A champion wriggler and a budding thief? That's what Billy thinks. Or just an ordinary small boy, though a little ratty in his habits? Only three people believe this version of the story. And it may take a royal intervention—and a bit of magic—to convince the rest of the world. Set against the backdrop of a Royal Wedding—and a playful parody of the press, I Was a Rat! is a magical weaving of humor, fairy tale, and adventure.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.11.2002Der mit den Ratten tanzt
Philip Pullmans fulminantes Medien-Märchen
Die Seite mit den "vermischten Nachrichten" in unseren Zeitungen ist ein unerschöpfliches Reservoir für moderne Märchen. Immer wieder gibt es Geschichten, die so unglaublich sind, daß sie einfach wahr sein müssen. Der neue Kinderroman von Philip Pullman könnte auch von dort stammen, wenn auch an seinem Anfang eine etwas nachlässige unsichtbare Fee steht, die einem Aschenputtel namens Mary Jane, das sich einen richtigen Prinzen angeln soll, rasch zu einem Pagen verhelfen muß. Später geht dann etwas schief. Nicht beim Prinzenangeln, das klappt hervorragend. Vielmehr mit dem kleinen Jungen in der Pagenuniform. Er irrt durch die Menschenwelt und weiß am Anfang nur eins: Ich war eine Ratte.
Allerdings lernt er schnell, wenn auch zumeist auf schmerzhafte Weise. Gäbe es da nicht die unerschütterliche Liebe der beiden alten Leute Bob und Joan, denen das kleine Kerlchen zugelaufen ist. Sie übernehmen die ersten Erziehungsübungen, haben einen Namen für ihn und sind bei Schwierigkeiten immer zur Stelle. Und an Schwierigkeiten fehlt es wahrhaftig nicht, was in der Hauptsache an einigen höchst unerfreulichen Zeitgenossen liegt, dem königlichen Hofphilosophen etwa, der ebenso beredt wie dämlich ist - eine sehr gefährliche Mischung! -, oder einem auf unechte Monster spezialisierten Schausteller. Am übelsten aber ist die Presse, die den Jungen, der eine Ratte war, bis vor das oberste Gericht hetzt und dort seine Hinrichtung fordert. Zum Glück hat das Aschenputtel, inzwischen heißt es Lady Aurelia, seinen Prinzen in Windeseile geangelt, was es zugleich zum allgemeinen Liebling der Presse macht. So geht schließlich alles gut aus, und der kleine Roger, der tatsächlich eine Ratte war, wird bei Bob und Joan zu einem prächtigen und wohlerzogenen Jungen heranwachsen.
Philip Pullman spielt virtuos mit den roten Fäden beliebter und beim Wiedererkennen auf neue Art spannender Geschichten. Ein bißchen Candide und ein bißchen Mowgli, wirkt der Junge wie ein glasklarer Spiegel all der Macken und Lügen, aber auch der Nettigkeiten und der Liebe von Menschen, mit denen er es zu tun bekommt. Die monarchische Romanze und vor allem ihre medienwirksame Aufbereitung im "Morgen-Echo" bringen den ganzen süßlichen Kitsch der Hofberichterstattung unserer Boulevardblätter und Illustrierten ins Spiel. Es wird ein grausames, beinahe tödliches Spiel, nicht etwa aus abgrundtiefer Bosheit, sondern in der Perspektive der Zeitungsmacher gewissermaßen geschäftslogisch. Hier kommt ein sehr ernsthaftes Element in diese ansonsten mit großem Vergnügen zu lesende Geschichte. Philip Pullman, der versierte Erzähler phantastischer Anderswelten für Jugendliche, ist viel zu beschlagen, um mit dem pädagogisch erhobenen Zeigefinger zu wackeln. Den braucht man hier nur, um sich bei den Tiraden des Hofphilosophen an die Stirn zu tippen.
Am Schluß haben sich für Roger alle Probleme, die er der Unachtsamkeit der Fee zu verdanken hat, in Wohlgefallen aufgelöst. Hoffen wir, daß sie weiterhin ihre schützende Hand über Lady Aurelia hält. Aus den "vermischten Nachrichten" wissen wir schließlich: Das Glück von engelsgleichen Prinzessinnen, die sich einen Prinzen geangelt haben, ist nicht auf ewig garantiert, jedenfalls nicht in modernen Märchen.
WILFRIED VON BREDOW
Philip Pullman: "Ich war eine Ratte". Aus dem Englischen von Wolfram Ströle und Cornelia Stoll. Mit Vignetten von Willi Glasauer. Carlsen Verlag, Hamburg 2002. 224 S., geb., 13,50 [Euro]. Ab 8 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Philip Pullmans fulminantes Medien-Märchen
Die Seite mit den "vermischten Nachrichten" in unseren Zeitungen ist ein unerschöpfliches Reservoir für moderne Märchen. Immer wieder gibt es Geschichten, die so unglaublich sind, daß sie einfach wahr sein müssen. Der neue Kinderroman von Philip Pullman könnte auch von dort stammen, wenn auch an seinem Anfang eine etwas nachlässige unsichtbare Fee steht, die einem Aschenputtel namens Mary Jane, das sich einen richtigen Prinzen angeln soll, rasch zu einem Pagen verhelfen muß. Später geht dann etwas schief. Nicht beim Prinzenangeln, das klappt hervorragend. Vielmehr mit dem kleinen Jungen in der Pagenuniform. Er irrt durch die Menschenwelt und weiß am Anfang nur eins: Ich war eine Ratte.
Allerdings lernt er schnell, wenn auch zumeist auf schmerzhafte Weise. Gäbe es da nicht die unerschütterliche Liebe der beiden alten Leute Bob und Joan, denen das kleine Kerlchen zugelaufen ist. Sie übernehmen die ersten Erziehungsübungen, haben einen Namen für ihn und sind bei Schwierigkeiten immer zur Stelle. Und an Schwierigkeiten fehlt es wahrhaftig nicht, was in der Hauptsache an einigen höchst unerfreulichen Zeitgenossen liegt, dem königlichen Hofphilosophen etwa, der ebenso beredt wie dämlich ist - eine sehr gefährliche Mischung! -, oder einem auf unechte Monster spezialisierten Schausteller. Am übelsten aber ist die Presse, die den Jungen, der eine Ratte war, bis vor das oberste Gericht hetzt und dort seine Hinrichtung fordert. Zum Glück hat das Aschenputtel, inzwischen heißt es Lady Aurelia, seinen Prinzen in Windeseile geangelt, was es zugleich zum allgemeinen Liebling der Presse macht. So geht schließlich alles gut aus, und der kleine Roger, der tatsächlich eine Ratte war, wird bei Bob und Joan zu einem prächtigen und wohlerzogenen Jungen heranwachsen.
Philip Pullman spielt virtuos mit den roten Fäden beliebter und beim Wiedererkennen auf neue Art spannender Geschichten. Ein bißchen Candide und ein bißchen Mowgli, wirkt der Junge wie ein glasklarer Spiegel all der Macken und Lügen, aber auch der Nettigkeiten und der Liebe von Menschen, mit denen er es zu tun bekommt. Die monarchische Romanze und vor allem ihre medienwirksame Aufbereitung im "Morgen-Echo" bringen den ganzen süßlichen Kitsch der Hofberichterstattung unserer Boulevardblätter und Illustrierten ins Spiel. Es wird ein grausames, beinahe tödliches Spiel, nicht etwa aus abgrundtiefer Bosheit, sondern in der Perspektive der Zeitungsmacher gewissermaßen geschäftslogisch. Hier kommt ein sehr ernsthaftes Element in diese ansonsten mit großem Vergnügen zu lesende Geschichte. Philip Pullman, der versierte Erzähler phantastischer Anderswelten für Jugendliche, ist viel zu beschlagen, um mit dem pädagogisch erhobenen Zeigefinger zu wackeln. Den braucht man hier nur, um sich bei den Tiraden des Hofphilosophen an die Stirn zu tippen.
Am Schluß haben sich für Roger alle Probleme, die er der Unachtsamkeit der Fee zu verdanken hat, in Wohlgefallen aufgelöst. Hoffen wir, daß sie weiterhin ihre schützende Hand über Lady Aurelia hält. Aus den "vermischten Nachrichten" wissen wir schließlich: Das Glück von engelsgleichen Prinzessinnen, die sich einen Prinzen geangelt haben, ist nicht auf ewig garantiert, jedenfalls nicht in modernen Märchen.
WILFRIED VON BREDOW
Philip Pullman: "Ich war eine Ratte". Aus dem Englischen von Wolfram Ströle und Cornelia Stoll. Mit Vignetten von Willi Glasauer. Carlsen Verlag, Hamburg 2002. 224 S., geb., 13,50 [Euro]. Ab 8 J.
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From the acclaimed author of the His Dark Materials trilogy comes an outrageously funny middle-grade twist on a familiar fairy tale.