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Jenny Valentine beginnt mit "Joy" eine Serie mit Neuanfängen
Wie mag wohl dieser Großvater heißen, auf dessen Fußmatte vor dem Haus T. E. Blake steht? Thomas, das findet Joy sehr leicht heraus. Aber wofür das E steht, will der Großvater nicht verraten. Also rät Joy unentwegt. Von Elefant über Ernstnehmer bis Erdling, es würde allerhand sehr gut zu diesem E passen. Vor allem Letzteres.
Denn auch wenn Joy gleich zu Beginn von Jenny Valentines "Ich bin Joy" beteuert, an ihr und ihrer Familie sei nichts Magisches: Besonders sind Rina und Dan, die Eltern, und Claude, die große Schwester, in jedem Fall. Vielleicht gerade, weil sie so alltäglich scherzen, streiten, nach Lösungen suchen, dass es beinahe schon ideal wirkt. Ideal normal sozusagen. Dazu ist die Familie zehn Jahre lang durch die Welt gereist, was den Kindern einen Alltag ohne Schule, aber mit viel Lebenskunde rund um den Globus beschert hat. Außerdem können sie in neun Sprachen fluchen und schimpfen. Leider sind keine Kostproben dieser Kunst im Buch enthalten.
Dafür darf man die zehn Jahre alte Hauptfigur kennenlernen, die hier ihre Geschichte erzählt. Das hat dann schon einen Hauch Magie, heißt sie doch so, wie sie ist - oder sein sollte: eben Joy. Das Mädchen hält Probleme für dornige Chancen, wie einst ein späterer FDP-Minister. Damit ist Joy bislang gut zurechtgekommen. Weshalb der Titel "Ich bin Joy" durchaus als Entschluss, als Vorsatz zu verstehen ist. So freudvoll, wie ihr Name es vorgibt, ist Joy in dieser Geschichte allerdings oft nicht. Denn die Leser sollen eine Figur kennenlernen, deren Geschichte als Trilogie angelegt ist. Und deren nomadisches Familienidyll in einer britischen Reihenhaussiedlung jäh ein Ende findet, als die Eltern beschließen, in die Heimat zurückzukehren, um den gebrechlich werdenden Großvater nicht allein zu lassen.
Die englische Autorin, die mit ihrem Erstling "Wer ist Violet Park?", auf Deutsch erschienen 2009, auf Anhieb international bekannt und erfolgreich geworden ist, hat ein Gespür dafür, große Themen in Kinder- und Jugendbüchern zur Sprache zu bringen. Vor rund zehn Jahren erschien ihr Vierteiler "Kiki und ich" in deutscher Übersetzung. Nun wirft sie sich ein weiteres Mal ins Serien-Getümmel. Mit "Alles Liebe von Joy" ist der zweite Band für Februar 2023 angekündigt. Leider merkt man dem ersten den Willen an, alles richtig zu machen.
Valentine widmet ihr jüngstes Buch "den optimistischen Menschen überall auf der Welt", und schon diese Widmung könnte von Joy selbst stammen. Schließlich versucht sie im ersten Band unter großen Mühen, in der Schule anzukommen, einen Baum zu retten und Freunde zu finden - was, dramaturgisch schlicht, aber plausibel, dann auch eingefädelt wird. Mit Luft für die nächsten Bände und Personen, die so sprechende Namen tragen wie Mrs. Hunter, die superstrikte Lehrerin.
Die Stärke der Autorin, alltägliche Misstöne und deren liebevolle Lösung zu erzählen und sie mit dem Fluss der Ereignisse in einem jungen Leben zu verbinden, prägt auch "Ich bin Joy". Doch der erzählerische Überschwang klingt sehr danach, als solle er den Erwachsenen gefallen, die schließlich die meisten Kinderbücher kaufen. Welche Zehnjährige würde sich selbst als "kleines Mädchen" bezeichnen und mit Dorothy aus "Der Zauberer von Oz" vergleichen? Es ist alles ein bisschen zu viel - zu viel Silberstreif am Horizont, zu viel Pubertätsärger der Schwester, zu viel Verlass darauf, dass Joy diejenige ist, die immer eine Lösung findet -, um jene Magie vollends zu entfalten, die man durchaus spürt. Auch den zweiten Vornamen ihres Großvaters findet Joy - im Ernst. EVA-MARIA MAGEL
Jenny Valentine: "Ich bin Joy".
Aus dem Englischen von Anu Stohner. Dtv, München 2022. 208 S., geb., 13,- Euro. Ab 9 J.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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