Eine Geschichte aus Palästina, beinahe zeitlos: Besatzung, Hungersnöte, Frömmelei, Clangesellschaft, Fanatismus als Grundübel. Dreißigjährig blickt Jesus auf sein Leben zurück, das er als rebellischer Heranwachsender teils mit der Suche nach seinem verschwundenen Vater verbracht hat; eine Wanderschaft voller Abenteuer und Gefahren, samt dem glühenden Erwachen des Eros. Maria, die Mutter, war selbst noch ein Kind, als sie ihn bekam, vermutlich infolge einer Vergewaltigung. Nun hat sie ein Geheimnis, einen unausgesprochenen Plan. Der ernüchterte, gleichzeitig getriebene Jesus spürt, dass er ihre Erwartungen nicht erfüllen kann, bis es zu einer letzten Wendung kommt.
»Calaciuras Sprache ist voller Poesie und Magie, die schmerzlich innehält vor einer verstörenden Enthüllung: Der Mensch ist nichts als ein krummes Stück Holz, dessen Buckel auch von geschicktester Schreinerhand nicht zu glätten sind. Es liegt an der fehlerhaften Maserung, dem uralten Stachel einer zerstreuten Schöpfung.« Marcello Benfante
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Christiane Pöhlmann hat Giosuè Calaciuras fiktive Biographie von Jesus mit Interesse gelesen. Der Autor spielt darin mit dem Stoff des neuen Testaments, indem er dessen Hauptfigur, so die Rezensentin, anthropomorphisiert: Bei Calaciura zieht Jesus, von seinem Vater verlassen, aus, um diesen zu suchen, verliebt sich, will sich umbringen, wird von einem gewissen Judas davon abgebracht. Hinter dem Mythos, der sich um Jesus und die vermeintlich von ihm vollbrachten Wunder entspinnt, steckt laut Pöhlmann nicht zuletzt seine Mutter, die ihren Wunsch nach Trost auf ihn projiziert und das Leben des Helden zu einer Art selbsterfüllenden Prophezeiung werden lässt. Die Rezensentin lobt besonders die Originalität dieser zum Denken anregenden Geschichte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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