England, 1573
Nell Leyshon entführt mich ins England unter Elisabeth I. auf einen kleinen Bauernhof. Neben Gestank, Dreck und niedrigstem Stand treffe ich auf Licht, Stärke und Mut in Person von Ellyn, einem vorpubertären Mädchen.
Ellyn erzählt ihre Geschichte ihrer kleinsten Schwester Agnes und
ich darf sie über 224 Seiten begleiten, wie sie ausbricht aus dem harten, entbehrungsreichen Leben…mehrEngland, 1573
Nell Leyshon entführt mich ins England unter Elisabeth I. auf einen kleinen Bauernhof. Neben Gestank, Dreck und niedrigstem Stand treffe ich auf Licht, Stärke und Mut in Person von Ellyn, einem vorpubertären Mädchen.
Ellyn erzählt ihre Geschichte ihrer kleinsten Schwester Agnes und ich darf sie über 224 Seiten begleiten, wie sie ausbricht aus dem harten, entbehrungsreichen Leben mit gelähmtem Vater, einer Mutter, die ihr Selbst aufgegeben hat, einem älteren Bruder, der die körperliche Schwäche des Vater durch Härte ausgleichen möchte und eben Agnes, die neugeborene Schwester, welche Ellyn’s ganzes Herz erfüllt und für die sie Besseres möchte als ihre, diese Welt, in der sie lebt.
Als sie auf dem Markt für die Familie etwas verkaufen soll, hört sie in der Kathedrale Orgelmusik und bei dem Gesang bekommt sie “ein fühlen”, welches ihre ganze Welt verändert, denn neben dem Gefühl ist auch Talent in ihr. Sie erfährt von der Singschule an der Kirche, neben Gesang stehen dort auch Allgemeinbildung und Latein auf dem Lehrplan…der einzige Haken ist, dass es ein Knabenchor ist und Mädchen keinen Wert und Zutritt haben.
Für Ellyn ist die Welt eine Scheibe und natürlich könnte sie am Rand herunterfallen, aber das hält sie nicht davon ab loszulaufen für ihren Traum, das Singen und für mehr als nur die Feldarbeit und in Armut zu leben.
Das wohl Außergewöhnlichste an diesem Roman ist der Stil, denn der bewegt sich abseits von Orthografie, den Regeln der Interpunktion und Grammatik.
“ich denk dran was sie gesagt haben oh wie schade dass sie ein mädchen ist und ich denk ja ich bin ein mädchen aber ich werd nicht weinen denn ich bin stark in arm und bein und ich bin stark in kopf und in dem moment fühl ich diese sache in mir die neue sache die sich ändert ‘sist wie ein samen was gepflanzt worden ist” (S. 56)
Die ersten Seiten waren etwas holprig, aber ich war sehr erstaunt, denn wider Erwarten konnte ich die Geschichte flüssig lesen und Ellyn folgen.
Ein rundum großartiger Roman und meinen besonderen Respekt hat nicht nur Ellyn, sondern auch die Übersetzerin dieses wunderbaren Buches, Wibke Kuhn.
Mit diesem sehr außergewöhnlichen Stil sind Nell Leyshon und Wibke Kuhn, durch ihre gekonnte Übersetzung dieses Durcheinanders an Worten und Sätzen ohne Zeichen, etwas ganz besonderes gelungen: eine authentische, differenzierte, einfühlsame, ehrliche Geschichte von einem Bauernmädchen im 16. Jahrhundert und ein Highlight für mich.
Unbedingt lesen!!!