Dorelas Affäre mit Antoine ist so unbeschwert wie das Studentendasein in Fribourg. Doch der plötzliche Tod des Onkels Durs gibt Rätsel auf: Seine Beschäftigung mit den Indianern war ihm offenbar zur Obsession geworden. Warum hat er sich zu Tode gestürzt? Und warum verschwindet Antoine plötzlich? An einem nasskalten Septembermorgen macht sich Dorela in Graubünden auf den Weg zurück an ihren Studienort Fribourg. Plötzlich vernimmt sie ein Geräusch: Ruft da jemand nach Hilfe? Einige Tage später erfährt Dorela vom Tod ihres Onkels Durs. Dorela ist verliebt und möchte ihr Studentenleben mit Antoine genießen. Doch gemeinsam mit ihrer Mutter reist sie nach Berlin, wo ihr Onkel für die Schweizer Vertretung tätig war. Das Chaos in seiner Wohnung löst Entsetzen aus: Zahllose auf dem Boden verteilte Dokumente, Aufzeichnungen und Notizen lassen vermuten, dass sich Durs völlig in der Besiedlungsgeschichte Nordamerikas verloren hat. Hatte sich der Onkel womöglich in den Wunsch verstiegen, Indianer zu werden? Wonach hatte er gesucht? Und was hat es mit dem mysteriösen, im Keller gegrabenen Loch auf sich? Hinweise lassen Dorela vermuten, dass auch sie Teil dieser Geschichte ist. Ein Netz rätselhafter Bezüge verbindet die Geschichte ihres Onkels mir ihrem eigenen Leben, mit Antoine und den Orten, an die sie reist. In Südfrankreich, Paris, Venedig und New York fügen sich ihre Erinnerungen zu einem Bild. Anhand detailreicher Beschreibungen der Ereignisse und Orte zieht Felix Heidenreich den Leser seines Debütromans wie durch einen Sog mit hinein in seine Geschichte.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Samuel Hamen empfiehlt den Debütroman des Philosophen und Politikwissenschaftlers Felix Heidenreich mit kleinen Einschränkungen. Die Geschichte um die Sprachwissenschaftlerin Dolera, die wir während des Studiums in den Achtzigern, fünfzehn Jahre später als Mutter und Lehrerin und dann mit Mitte fünfzig in Episoden begleiten, besticht für den Kritiker durch Referenzen und Theorien über das Römische Reich, die Romane Stendhals und die Entwicklung romanischer Sprachen. Die Mischung aus Sprache und historischem Rückblick erinnern Hamen mitunter gar an W.G. Sebald oder Norbert Gstrein, auch die Stimmung aus "Trotz und Bejahung", die Heidenreich vermittelt, überträgt sich auf den Leser. Ein bisschen mehr "Konfrontation" der Figuren und dafür weniger "elegische Selbstgefälligkeit" der Heldin wäre dem Roman aber gut bekommen, schließt der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»In der Art, wie hier Sprache und historische Rückschau zusammenfinden, erinnert Heidenreichs Text in seinen besten Passagen an die Prosa W. G. Sebalds oder Norbert Gstreins.« (Samuel Hamen, DLF Lesart, 08.08.22) »eine solch erinnerungsfähige Stimme, die niemals sentimental wird, hat man seit Uwe Timm nicht mehr gehört. (...) Die Gegenwartsliteratur ist um eine Stimme reicher geworden.« (Markus Steinmayr, der Freitag, 13.10.2022) »Ein wunderschöner Roman« (Catherine Newmark, Deutschlandfunk Kultur, 17.09.2023)