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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
Helen Rutters "Ich heiße Billy Plimpton"
Ziemlich zu Beginn seines Berichts, der ein halbes Jahr abdeckt, den Herbst, in dem er zwölf Jahre alt wird, teilt Billy Plimpton seine Umgebung in vier Grundtypen ein, je nach Reaktion auf sein Stottern. Da sind die "Ermutiger", die sein Bemühen um flüssige Artikulation mit "interessant" oder "verstehe" kommentieren, dann die "Gedankenleser", die Billys verzögerte Sätze eigenmächtig (und oft genug falsch) beenden, die "Scherzbolde", die Witze über Billys Stottern machen, und schließlich die "Abwartenden" - naturgemäß die beste Kategorie.
Mit ihnen allen bekommt Billy es zu tun, und seine Geschichte ist durchzogen von immer neuen Versuchen, seine Situation, die er als unerträglich empfindet, zu ändern. Dia britische Schriftstellerin Helen Rutter - ihr Mann ist Komiker, ihr Sohn stottert - schildert in ihrem Roman "Ich heiße Billy Plimpton", welche Versuche der Junge dazu unternimmt. Einmal geht es ihm darum, nicht mehr anzuecken, was bedeutet, dass er in der neuen Schule beinahe verstummt und sich, so gut es geht, unsichtbar macht. Zum anderen greift er verzweifelt alles Sinnvolle und Unsinnige auf, was ihm geeignet erscheint, sein Stottern loszuwerden, geht zur Logopädie, trinkt ekligen Spezialtee und schließt sich sogar an eine Batterie an, weil er in der Zeitung von einem derartigen Experiment gelesen hat. Denn verstummen will er eigentlich nicht, schließlich träumt er davon, eines Tages als Komiker auf einer Bühne zu stehen und Witze zu erzählen.
Helen Rutter erfindet stilistisch und erzählerisch das Rad nicht neu, aber ihre Geschichte fesselt doch. Denn Billy, der sich der Welt gegenüber verwundbar glaubt, begreift erst allmählich, wie sehr er im Kreis von Freunden und Familie aufgehoben ist und wie diese Perspektive das übermächtige Stottern auf einmal recht klein aussehen lässt. TILMAN SPRECKELSEN
Helen Rutter: "Ich heiße Billy Plimpton". Roman.
Aus dem Englischen von Henning Ahrens. Atrium Verlag, Zürich 2021. 288 S., geb., 15,- Euro. Ab 10 J.
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