Oliver von Dobrowolskis Buch „Ich kämpfe für eine bessere Polizei“ ist ein Buch, das mich gleichermaßen nachhaltig beeindruckt wie verstört hat. Der langjährige Polizeibeamte schreibt über Dinge, die bei der Polizei schieflaufen. Das, was in den Medien und von den Verantwortlichen so gern als
„bedauerliche Einzelfälle“ bezeichnet wird, ist in Wahrheit oft eher die Regel als die Ausnahme und ein…mehrOliver von Dobrowolskis Buch „Ich kämpfe für eine bessere Polizei“ ist ein Buch, das mich gleichermaßen nachhaltig beeindruckt wie verstört hat. Der langjährige Polizeibeamte schreibt über Dinge, die bei der Polizei schieflaufen. Das, was in den Medien und von den Verantwortlichen so gern als „bedauerliche Einzelfälle“ bezeichnet wird, ist in Wahrheit oft eher die Regel als die Ausnahme und ein erschreckender Trend in eine gefährliche Richtung.
Ebenso wie der Autor (wir sind etwa gleichaltrig) bin noch in einer Zeit aufgewachsen, als Polizisten und Richter als integre Respektspersonen angesehen wurden. Sicher stand dies nicht allen zu, dennoch waren vermutlich noch die meisten „rechtschaffen“. Heute sind viel zu viele mehr rechts als schaffend und S*xismus, s*xuelle Belästigung und Machtmissbrauch sind viel zu häufig. Das Bild, das Oliver von Dobrowolski von seinen Kollegen zeichnet, ist sehr durchwachsen. Natürlich arbeiten dort immer noch überwiegend kompetente Menschen, die für die innere Sicherheit des Landes einstehen und auch sie machen einen Teil des Buchs aus.
Aber es gibt eben zum Glück nicht nur sie.
Offen, kompetent und menschlich beschreibt der Autor den Polizeidienst und man merkt beim Lesen, wie sehr er seinen Beruf liebt. Sein Plädoyer für eine bessere Polizei (#betterpolice) ist deshalb sehr leidenschaftlich und fesselnd, wenn er über seine Sorge über die Entwicklungen innerhalb der Polizei, rechtsextreme Chatgruppen, Rassismus, Gewalt und Diskriminierungen schreibt. Ein mutiges Buch, das zwar sprachlich gut und leicht zu lesen ist, inhaltlich aber schwer zu verdauen. Seine Lösungsansätze sind für den Laien nachvollziehbar, aber vermutlich innerhalb der Strukturen nicht leicht zu implementieren. Er wurde aus den eigenen Reihen als Nestbeschmutzer und „Kollegenschwein“ beschimpft und hat sich mit seinen Aussagen (auch in den sozialen Medien) bei vielen sehr unbeliebt gemacht.
Für mich war das Buch ein Lichtblick und gibt mir Hoffnung, dass sich irgendwann einmal wieder etwas zum Guten ändern wird und die vielbesungenen „Einzelfällle“ wieder eben das sein werden. Von mir fünf Sterne.