Aufwühlende und bewegende Geschichte
In ihrem autobiografischen Roman "Ich liebe dich, weil ich dich brauche" erzählt die Schweizer Autorin Julia Obuco mit großer Offenheit und auch selbstkritisch die Geschichte ihrer Beziehung mit Ben, einem jungen Nigerianer.
Ben wächst in Nigeria auf, seine
Familie lebt nach den strengen Regeln der Zeugen Jehovas. Seit er mit 10 Jahren zum ersten Mal einen…mehrAufwühlende und bewegende Geschichte
In ihrem autobiografischen Roman "Ich liebe dich, weil ich dich brauche" erzählt die Schweizer Autorin Julia Obuco mit großer Offenheit und auch selbstkritisch die Geschichte ihrer Beziehung mit Ben, einem jungen Nigerianer.
Ben wächst in Nigeria auf, seine Familie lebt nach den strengen Regeln der Zeugen Jehovas. Seit er mit 10 Jahren zum ersten Mal einen Europäer gesehen hat, träumt er davon, sein eigenes Leben zu leben und nach Europa zu gehen. Ein Onkel finanziert ihm Jahre später die Reise nach Italien, wo er vor die Wahl gestellt wird, entweder in seine Heimat zurückzugehen oder als Drogendealer zu arbeiten. Er bleibt zunächst in Florenz und geht mit 19 Jahren gemeinsam mit seinem Freund Conrad in die Schweiz. Auch dort findet er keine legale Arbeit und verdient sein Geld als Dealer. Bald lernt er die junge Lena kennen, die in einem sehr christlichen Umfeld aufgewachsen ist. Lena gefällt die Zurückhaltung und Höflichkeit des jungen Mannes. Die beiden verlieben sich ineinander und träumen von einer gemeinsamen Zukunft.
Lena ist 18 Jahre alt und konsumiert bereits regelmäßig Marihuana, als sie und Ben heiraten. Schon bald kommt der kleine Kenny zur Welt. Ben unterstützt großzügig seine Familie in Nigeria, während in seiner kleinen Familie das Geld oft knapp ist, was zu Problemen und Streitigkeiten führt. Auf Dauer kann auch Ben den Drogen nicht widerstehen und nimmt immer häufiger Kokain. Die Beziehung der beiden wird auf eine harte Probe gestellt, als die Polizei auf Ben aufmerksam wird ...
Die Geschichte ist in klarer Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Sie ist keine leichte Kost und ging mir unter die Haut. Nicht nur Drogen, Sucht und Abhängigkeit sind Themen des Buches, es geht auch um kirchliche Zwänge, um Missbrauch, Manipulation und Schuldgefühle, und es geht auch um Glaube und Hoffnung. Die Autorin schildert sehr eindrucksvoll die Schwierigkeiten, denen Menschen ausgesetzt sind, die hoffen, in Europa ihr Glück und eine neue Heimat zu finden. Die Charaktere sind sehr authentisch und bildhaft gezeichnet, und wir blicken sehr tief in Lenas Gefühls- und Gedankenwelt. Ich habe mitgelitten, als Lena und Ben, die anfangs so viele Träume und Hoffnungen hatten, immer mehr in eine Abwärtsspirale gerieten.
Mir hat das fesselnde Buch sehr gut gefallen. Es ist in zahlreiche Kapitel gegliedert und erzählt die Geschichte abwechselnd sowohl aus Lenas als auch aus Bens Sicht. Ich durchlebte ein Wechselbad der Gefühle, war erschüttert über ein Verbrechen, das an dem 11-jährigen Mädchen verübt wurde, freute mich anfangs mit Lena und Ben, ärgerte mich über ihren Umgang mit den Drogen und war von der tiefen Liebe, die das junge Paar trotz aller Schwierigkeiten miteinander verband, zutiefst berührt.
Auch das Nachwort ist sehr lesenswert. Julia Obuco erklärt darin, weshalb sie ihre Geschichte nicht in der Ich-Form, sondern in der dritten Person geschrieben hat.
Absolute Leseempfehlung für dieses aufwühlende und bewegende Buch!