«Esst die Psalmen. Jeden Tag einen.» Diesen Ratschlag von Dorothee Sölle hat sich Ruth Näf Bernhard zu Herzen genommen. Jeden Morgen hat sie einen Psalm gelesen. Tag für Tag. Der Reihe nach. Von Psalm 1 bis Psalm 150. Und wie Dorothee Sölle hat sie sich nicht lange bei dem aufgehalten, was ihr unverständlich oder irritierend schien, sondern hat jeweils einen einzigen Vers gewählt - und diesen verdichtet. 150 Mal ist so aus einem Vers ein Gedicht oder ein Gebet entstanden. Eines, das den Psalm weiterschreibt. Weiterbetet. So ins Zentrum gerückt, steht ein Psalmvers plötzlich ganz neu da, als wäre er noch nie gelesen, noch nie gebetet worden. Im Schreiben verknüpft sich die heutige Sprache mit der Sprache der Psalmen. Ruth Näf Bernhards Texte machen neugierig, selbst Psalmen zu lesen, zu «essen», zu meditieren. Sie weiterzuschreiben. Weiterzubeten.
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