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"Mein Leben ist mein Kapital, das Kapital meiner Imagination", sagte Susan Sontag einmal. Ihre Tagebücher sind Spiegel dieses Selbstverständnisses, das bei ihr auch immer an die Politik geknüpft war. Zentral sind ihr Aufenthalt in Hanoi und ihr Engagement in den USA gegen den Vietnamkrieg, ihre Begegnung mit Mary McCarthy und Reisen nach China, Marokko und Israel. In den Jahren 1964 bis 1980, die geprägt sind von ihrer Auseinandersetzung mit der Kunst von John Cage, Marcel Duchamp, Jasper John und vor allem Joseph Brodsky, entstehen auch Sontags bedeutendste Bücher. In diesen Tagebüchern legt…mehr

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Produktbeschreibung
"Mein Leben ist mein Kapital, das Kapital meiner Imagination", sagte Susan Sontag einmal. Ihre Tagebücher sind Spiegel dieses Selbstverständnisses, das bei ihr auch immer an die Politik geknüpft war. Zentral sind ihr Aufenthalt in Hanoi und ihr Engagement in den USA gegen den Vietnamkrieg, ihre Begegnung mit Mary McCarthy und Reisen nach China, Marokko und Israel. In den Jahren 1964 bis 1980, die geprägt sind von ihrer Auseinandersetzung mit der Kunst von John Cage, Marcel Duchamp, Jasper John und vor allem Joseph Brodsky, entstehen auch Sontags bedeutendste Bücher. In diesen Tagebüchern legt eine der außergewöhnlichsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts das intime Zeugnis ihrer Reifejahre ab. Die Übersetzung wurde von der Brougier-Seisser-Cleve-Werhahn-Stiftung gefördert: www.bscw-stiftung.de.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D, L ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Susan Sontag, 1933 in New York geboren, war Schriftstellerin, Kritikerin und Regisseurin. Sie erhielt u.a. den Jerusalem Book Prize 2001, den National Book Award und den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Bei Hanser erschienen zuletzt Das Leiden anderer betrachten (2003), Worauf es ankommt (2005), Zur gleichen Zeit (Aufsätze und Reden, 2008), Wiedergeboren. Tagebücher 1947-1963 (2010) und Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke. Tagebücher 1964-1980 (2013). Susan Sontag starb 2004 in New York. Über ihr letztes Lebensjahr berichtet ihr Sohn David Rieff in Tod einer Untröstlichen (Hanser, 2009).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Begeistert begrüßt Rezensentin Ina Hartwig den zweiten, nun unter dem Titel "Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke" von Susan Sontags Sohn David Rieff herausgegebenen Band ihrer Tagebücher, der die Jahre 1964 bis 1980 umfasst. Grund für Begeisterung gibt es inhaltlich allerdings wenig, denn wie Hartwig berichtet, erlebt sie die große Intellektuelle hier meist in tiefer Verzweiflung. Die Kritikerin erfährt anhand der meist sporadisch und nachlässig verfassten Einträge etwa von dem schwierigen Verhältnis zu ihrer alkoholkranken und depressiven Mutter, welches sich oft auch auf die Beziehungen zu Sontags Liebhaberinnen auswirkte. Auch Überraschendes tritt hier zutage, informiert Hartwig: Etwa, dass Sontag ihre Krebserkrankung in ihren Tagebüchern kaum thematisierte oder dass sie sich nicht nur als Essayistin, sondern auch als Schriftstellerin verstand, die sich gern mit berühmten Kollegen verglich. Interessiert liest die Rezensentin, wie sich Sontag auf manchmal geradezu "peinliche" Weise selbst preist, zugleich aber auch immer wieder ihre dunkle, verzweifelte Seite preisgibt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2013

"Im Grunde mag ich mich. Schon immer"

Diva, Mutter, öffentliche Intellektuelle: Der zweite Band von Susan Sontags Tagebüchern aus den Jahren 1964 bis 1980 ist der autobiographische Roman, den zu schreiben sie nie interessiert hat

Sie habe, stellt Susan Sontag im August 1967 in ihrem Tagebuch fest, ihre Freundinnen und Freunde eigentlich immer ausgebeutet. Wenn sie mit jemandem zusammen gewesen sei, mit Merrill, der Freundin ihrer Kindheit, Philip Rieff, dem Ehemann, mit Harriett, Irene oder den anderen Frauen und Männern, in die sie leidenschaftlich und oft unglücklich verliebt war, habe sie versucht, alles zu lernen, was diese wussten.

Alles, was sie kriegen konnte, hätte sie eingesammelt wie Schätze und sich dann aus dem Staub gemacht: "Ich eile durch die Welt und bediene mich aus den Brunnen anderer Menschen, und dann laufe ich mit meinen Eimern zurück + gieße all die Gaben in meinen Superbrunnen. Niemand soll das ganze Ausmaß sehen, die Reichtümer, die dort angesammelt sind. Mein größtes Geheimnis! Sehen sollen die anderen nur meine Fähigkeiten und die Hervorbringungen, die durch diese mühsam angesammelten Ressourcen ermöglicht werden."

Die Methode hatte Erfolg. Die wissenshungrige Schatzsammlerin, 1933 als Susan Lee Rosenblatt geboren, wurde zu einer der faszinierendsten und glamourösesten amerikanischen Intellektuellen des zwanzigsten Jahrhunderts. "Ich will mich selbst erfinden", liest man schon früh in ihren Tagebüchern, deren erster Band, "Wiedergeboren", vor drei Jahren erschienen ist. Der zweite, "Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke", erscheint in diesen Tagen. Er umfasst die Jahre 1964 bis 1980. Und was man hier wiederfindet und was ihrer Methode, Dinge zusammenzutragen, einzusammeln, mitzunehmen für den eigenen "Superbrunnen", so vollkommen entspricht, sind Listen.

Listen von Dingen, an die sie glaubt oder nicht, von Chinarestaurants in aller Welt, Listen von Adjektiven, die sie in ihren Romanen verwenden will, Listen von Filmen, die sie zwischen dem 17. September und dem 12. November 1965 im Kino gesehen hat, Listen von Büchern, die sie kaufen oder noch lesen will oder gerade gelesen hat: Tschechow, Melville, Gorki, Tolstoi, Nabokov, Conrad, Agatha Christie - in nur einem Monat.

Susan Sontag war unersättlich. Sie betrieb das "Projekt Susan Sontag", wie sie selbst das nannte, mit heiligem Ernst und war wohl von nichts so selbstverständlich überzeugt wie von der Wichtigkeit ihrer eigenen Person: "Im Grunde mag ich mich. Schon immer", stellt sie im November 1967 fest. "Ich glaube bloß nicht, dass andere mich mögen. Und ich ,verstehe' ihren Standpunkt. Aber - wenn ich andere Leute wäre -, dann würde ich mich sehr mögen."

Sie schreibt das auf - und meint es ernst. Ironie, Selbstironie zumal, sind ihr fremd. "Meine Mutter war überhaupt nicht ironisch", hat ihr Sohn, David Rieff, über sie gesagt und darauf hingewiesen, dass die Künstler, über die sie Essays geschrieben hat, es auch nicht waren. Dostojewskij nicht, Elias Canetti nicht, Pina Bausch nicht. Nur solle man, so David Rieff, daraus nicht die Schlussfolgerung ziehen, dass sie keinen Spaß gehabt habe im Leben: "Sie hatte eine Menge Spaß."

Im zweiten Band der Tagebücher erfährt man von diesem Spaß allerdings so gut wie nichts, wie man überhaupt von sehr vielen Dingen nichts erfährt. Nichts über den Alltag in New York, merkwürdigerweise (es sind die Jahre des Vietnamkriegs) auch nichts vom tagespolitischen Geschehen, nichts über ihre Krebsdiagnose oder die Entstehung der Essays, mit denen sie in jenen Jahren berühmt wurde. Der Verleger Roger Straus war es, der sie damals zu einer Marke machte, indem er ihre Texte nicht nur den intellektuellen Blättern, sondern auch der "Vogue" oder "Mademoiselle" anbot, Zeitschriften also, die eigentlich als "Middle Brow", als Mittelklassepublikationen, abgetan wurden. 1964 erschienen ihre "Notes on Camp", 1966 "Against Interpretation", 1977 ihr berühmter Essay über Fotografie und 1978 der über "Krankheit als Metapher". In ihrem Tagebuch findet man kaum eine Spur davon. Für Susan Sontag waren ihre Notizhefte ganz offenbar keine Arbeitsjournale.

Aber was waren sie dann? "Hauptsächlich über mich selbst zu schreiben scheint mir ein ziemlich umständlicher Weg zu Themen zu sein, über die ich schreiben möchte", hat sie einmal in einem Interview mit der "Boston Review" gesagt und hinzugefügt, dass sie nie der Ansicht gewesen sei, ihre Neigungen oder Geschicke hätten Vorbildcharakter. Ihr Sohn, der die Tagebücher herausgibt (ein dritter Band soll folgen), weist im Vorwort des neuen Bandes auf dieses Zitat hin und hebt hervor, dass das Autobiographische in ihren Texten eigentlich abwesend sei. Selbst in "Krankheit als Metapher", einem Buch, das sie ganz bestimmt nicht geschrieben hätte, wenn sie nicht am eigenen Leib die Stigmatisierung erlebt hätte, die mit einer Krebserkrankung einherging - sie erkrankte mit vierzig an Krebs -, spielt sie als Person kaum eine Rolle. In kühneren Momenten denke er, so David Rieff, dass die Tagebücher seiner Mutter nicht nur die Autobiographie darstellten, die sie letztlich nie schrieb, sondern auch den großen autobiographischen Roman, den zu schreiben sie nie interessiert habe.

Spricht man mit Menschen, die Susan Sontag gekannt haben, erinnern sich diese an sie mit oft sehr ambivalenten Gefühlen. Da ist auf der einen Seite die scharfsinnige Analytikerin, charmant, eigensinnig, eine atemberaubende Erscheinung, immer bereit, sich einzumischen, eine Frau, der viele zu Füßen lagen - und auf der anderen eine von sich selbst besessene Diva, monumental wichtig und egozentrisch bis zur Rücksichtslosigkeit, die furchtbar anstrengend sein konnte.

Den neuen Band der Tagebücher liest man mit genau diesen ambivalenten Gefühlen, nicht zuletzt weil Susan Sontag ihre eigene Widersprüchlichkeit in den Notizen voll auslebt. Immer wieder fühlt sie sich ihren Liebhaberinnen gegenüber schwach, zurückgewiesen, nicht genug geliebt. Gleichzeitig könnte sie grundsätzlicher nicht überzeugt sein von ihrer eigenen Überlegenheit: "Die anderen setzen sich so bescheidene Ziele, ermüden so schnell, sind so antriebslos."

Von ihrer Rücksichtslosigkeit konnte man sich schon in dem ersten Band der Tagebücher einen guten Eindruck verschaffen. Da packte sie ihre Koffer, um allein nach Europa zu gehen. David war knapp fünf Jahre, er war zusammen mit seinem Vater gerade verreist. Sie schrieb: "Baby, sweet boy, forgive me" - und dokumentierte den Abschied aus der gemeinsamen Wohnung.

Auch im zweiten Band findet man die enge und komplizierte Mutter-Sohn-Beziehung immer wieder: "Warum ich David nicht gestillt habe: Mutter hat mich nicht gestillt. (Ich entlaste sie, indem ich es mit David genauso mache - es ist in Ordnung, ich mache es mit meinem Kind genauso)", heißt einer der ersten Einträge im zweiten Tagebuchband. Im selben Jahr: "Irene war eifersüchtig auf David, denn das war der einzige Teil meines Lebens, in dem sie nicht die Führung übernehmen konnte." Oder: "Wenn ich David nicht gehabt hätte, dann hätte ich mich letztes Jahr umgebracht."

Dass es ausgerechnet der Sohn ist, der die Tagebücher als ihr Nachlassverwalter herausgibt, erscheint einem an vielen Stellen beinahe ungeheuerlich. Wie er sich das bloß antun kann, fragt man sich. Wie er, da er so involviert ist, bei Kürzungen Objektivität wahren will.

David Rieff, der auch ein Buch über Susan Sontags letzte Tage geschrieben hat, "Tod einer Untröstlichen", hat auf Fußnoten verzichtet, er hat Vor- oder Nachnamen ergänzt und kursiv in den Text gelegentlich Kommentare oder Erklärungen eingestreut, die jedoch nie mehr sind als Andeutungen: Dass Dexamyl "eine Art Amphetamin" sei, eigentlich wie Speed, "das SS ab Mitte der sechziger Jahre zum Schreiben brauchte und bis in die frühen Achtziger nahm, wenn auch in immer geringeren Dosen", ergänzt er an einer Stelle knapp, wo man gerne mehr erfahren hätte über ihren Tablettenmissbrauch und darüber, wie sich dieser auf ihr Schreiben auswirkte.

Eine ausführlich und von anderer Seite kommentierte Ausgabe der drei Tagebuchbände könnte ein umfassendes biographisches Susan-Sontag-Dokument sein. Hier, wo so vieles Andeutung bleibt, muss der Leser aber schon sehr gut über sie Bescheid wissen, wenn sich ihm Nebenbemerkungen und Anspielungen erschließen sollen.

",Ich' spiele mich selbst", steht im Tagebuch. Dass Susan Sontag in ihren Essays auf die autobiographische Perspektive verzichtet hat, dass sie das eigene Ich keine Hauptrolle spielen ließ, sich zurücknahm, um den Dingen, über die sie nachdachte und schrieb, gewissermaßen den Vortritt zu lassen - das machte ihre Texte brillant und stellte ihre analytische Schärfe heraus. Wo sie in den Tagebuchnotizen dagegen unablässig "ich" sagt und es um nichts anderes geht als Autobiographie, wird es schnell zu laut, zu eitel, oft zu larmoyant.

So liest man den Satz "Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke", zwar neugierig, voyeuristisch auch, wo es um die Liebesbeziehungen geht, schweift in den oft seitenlangen psychoanalytischen Sitzungen über die Mutter oder die tyrannischen Freundinnen und bei der Lektüre der endlosen Listen aber schnell ab.

Susan Sontag war da am besten, wo sie darauf verzichtete, "ich" zu sagen. Da rannte sie mit ihrem randvollen, geheimnisvollen "Supereimer" herum und schöpfte aus dem Vollen.

JULIA ENCKE

Susan Sontag: "Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke". Tagebücher 1964-1980. Übersetzt von Kathrin Razum. Hanser, 556 Seiten, 27,90 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Für die Entscheidung von David Rieff, die Tagebücher seiner Mutter zu veröffentlichen spricht, dass die Notizen Susan Sontag noch einmal als das zeigen, was sie vor allem war: einer der brilliantesten Köpfe ihrer Zeit." Claudia Voigt, DER SPIEGEL, 41/2003

"Es gibt bedeutende, belanglose und interessante Tagebücher; die von Susan Sontag gehören zur dritten Kategorie." Ina Hartwig, Süddeutsche Zeitung, 08.10.13

"Der Band führt genau in die aufregenden Jahre, in denen Susan Sontag zu Susan Sontag wurde." Susanne Mayer, Die Zeit, 26.09.13

"'Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke' in Kathrin Razums intelligenter Übersetzung auf Deutsch herausgekommen, umfassen die Jahre 1964 bis 1980. Es ist die Zeit in der Sontag einige ihrer wichtigsten Essays schreibt und zur intellektuellen Ikone aufsteigt." Andrea Köhler, 05.10.13

"1964 bis 1980 ist die Zeit, in der Susan Sontag zu Susan Sontag wird, es geht um den Moment, in dem aus der Frau ein Mythos wird. ... 'Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke' kann man lesen als Protokoll des Erwachsenwerdens einer Intellektuellen. ... Der erste Band der Aufzeichnungen war das Protokoll des Entstehens eines fühlenden Intellekts, mit dem zweiten ist er angekommen bei sich, im Dunklen wie im Hellen." Mara Delius, Die Welt, 05.10.13

"Ihre Tagebücher sind auch deshalb so lesenswert, weil Sontag, die als Essayistin und Feministin im späten 20. Jahrhundert weltweit gefeiert wurde, hier als eine Frau sichtbar wird, die das Denken aus existentiellen Gründen betrieb. ... 'Mit 13 habe ich eine Regel für mich aufgestellt: keine Träumereien.'" Claudia Voigt, Der Spiegel, 41/2013

"Es ändert nichts an der Freude, Einblicke zu bekommen in die geistige und seelische Werkstatt einer der einflussreichsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts." Süddeutsche Zeitung, 08.10.13

"Susan Sontag war da am besten, wo sie darauf verzichtete, "ich" zu sagen. Da rannte sie mit ihrem randvollen,geheimnisvollen "Supereimer" herum und schöpfte aus dem Vollen." Julia Encke, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 6.10.13

"Das poetisch-persönliche Programm einer Zweiflerin, die zugleich eine der größten Romanautorinnen, Essayistinnen und Philosophinnen unsere Zeit gewesen ist." Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung Online, 05.10.13

"Eine der faszinierendsten und glamourösesten amerikanischen Intellektuellen des zwanzigsten Jahrhunderts." Julia Encke, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.13
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