Lissabon aus der Perspektive des Einwanderers ist ein Gewirr aus Gassen und heruntergekommenen Etablissements: billige Kneipen, Pensionen, Telefonbuden für den Kontakt in die Heimat. Serginho schlägt sich durch, ohne Papiere, ohne Geld, mit dem bescheidenen Wunsch, es durch fleißige Arbeit zu etwas zu bringen. Dann trifft er die Brasilianerin Sheila, der in scheuer Zuneigung zugetan ist. Luiz Ruffatos neuer Roman erzählt mit lakonischer Präzision vom alltäglichen Überlebenskampf eines mittellosen Migranten in Europa und zeigt uns ein Bild der Stadt Lissabon fernab von touristischen Klischees. Eine moderne Parabel.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Für Marko Martin ist Luiz Ruffato der derzeit interessanteste Schriftsteller Brasiliens. Dem Sound seiner Prosa nicht zu verfallen, sei praktisch unmöglich. Tragikomisch seien vielfach auch die Sätze des Protagonisten Serginho, einem Mann aus der brasilianischen Provinz, den es nach Lissabon verschlägt, weil das Geldverdienen dort angeblich leichter ist als in der Heimat. Es ist gar nicht wichtig, so Martin, ob diese Figur real existiert, wie es der Autor behauptet. Der Rezensent hält Serginho jedenfalls für einen "Erzsympathischen - halb Hans im Glück, halb Rastignac". Ruffatos Bücher seien stets mehr als simple Sozialanklagen, und auch am neuesten Werk lobt der Kritiker, es werde trotz Hypotaxe und Detailreichtum "nicht enervierend schwadroniert - oder gar subersives Bewusstsein vorgeführt". Überzeugt hat Martin auch die kongeniale Übersetzung durch Michael Kegler.
© Perlentaucher Medien GmbH
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