Diese Geschichte beginnt (schlecht) und endet (gut) auf dem Kangchendzönga, dem dritthöchsten Gipfel der Welt. Es ist eine epische Geschichte, die nicht nur vom Bergsteigen erzählt, sondern auch von Partnerschaft, Liebe und von innerem Wachstum. Wir schreiben das Jahr 2009, Nives Meroi gilt als Favoritin, als erste Frau alle 14 Achttausender zu besteigen - ein Meilenstein, den die Medien als Wettlauf inszenieren. Wie immer nimmt sie auch den Kangchendzönga, ihren zwölften Achttausender, gemeinsam mit ihrem Mann Romano Benet in Angriff, wie immer ohne Höhenträger, ohne künstlichen Sauerstoff. Wenige hundert Höhenmeter unterhalb des Gipfels fühlt sich Romano nicht gut und beschließt umzukehren. Wie entscheidet sich Nives nun? Erobert sie alleine einen weiteren Gipfel, der sie dem Sieg näherbringt - so wie es ihr viele andere, auch ihr Mann Romano geraten hätten? Nein, sie zögert keine Sekunde: Sie steigt aus dem Achttausender-Wettkampf aus, da sie Romano weder allein absteigen noch warten lassen will. Damit schließt der erste Akt dieser Geschichte. Diesem folgen drei weitere, die von der heimtückischen Krankheit bestimmt werden, die Romanos Leben bedroht und das Paar vor größere Herausforderungen stellt als alle 14 Achttausender zusammen; nun gilt es, einander beizustehen, beharrlich und geduldig zu warten, sich zu stärken. Um dann zum glücklichen Ende zu gelangen: Im dritten Anlauf - der Wettlauf um die 14 Achttausender ist längst entschieden - erreichen Nives Meroi und Romano Benet 2014 endlich den Gipfel, der sie so lange warten ließ: den Kangchendzönga. Außer Konkurrenz, aber am Ziel ihrer Träume. Und unendlich dankbar.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.05.2016Der Gipfel des Verzichts
Wer behauptet, Extrembergsteiger seien allesamt narzisstische Ehrgeizlinge, den belehrt Nives Meroi eines Besseren. Die Italienerin ist auf dem besten Weg, als erste Frau überhaupt alle vierzehn Achttausender zu besteigen. Annapurna, Makalu und Kangchendzönga fehlen noch, als sie im Jahr 2009 mit ihrem Mann Romano am Fuß des Kangchendzönga steht. So weit läuft alles normal, bis Romano in 7500 Metern Höhe, eine Etappe vor dem Gipfel, von einer unerklärlichen Schwäche übermannt wird. Sein Vorschlag: Sie solle allein aufsteigen. Nives Meroi entscheidet sich dagegen. Mit Müh und Not bringt sie ihren Mann hinunter - die Diagnose der Ärzte: schwere Knochenmarkaplasie. Ein langer Kampf gegen eine schwere Krankheit beginnt, den die Bergsteigerin ihren "15. Achttausender" nennt. Nives Meroi erzählt von Nepal und von dem Leben auf einer Expedition, den Begegnungen mit Einheimischen, aus denen Freundschaften entstehen, der Enge im Zelt und den Konflikten, die für das Paar daraus erwachsen, auch dem von Medien inszenierten Wettkampf unter den Bergsteigerinnen. Und sie erzählt, wie sie und ihr Mann es aus der Tiefe der Krankheit zurückgeschafft haben: ins Leben - und auf die höchste Gipfel. Über Übungsberge führte der Weg Nives Meroi und ihren Mann wieder an den Kangchendzönga. Am 17. Mai 2014, auf den Tag genau fünf Jahre nach dem Abbruch, stehen sie gemeinsam auf dem 8586 Meter hohen Gipfel. Und erst dieser Tage erstiegen sie gemeinsam den Makalu. So wird "Ich werde dich nicht warten lassen" zur Krankengeschichte, die Mut macht und aus der sich Kraft schöpfen lässt.
sgr.
"Ich werde dich nicht warten lassen" von Nives Meroi. Tyrolia Verlag, Innsbruck 2016. 176 Seiten. Gebunden, 19,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer behauptet, Extrembergsteiger seien allesamt narzisstische Ehrgeizlinge, den belehrt Nives Meroi eines Besseren. Die Italienerin ist auf dem besten Weg, als erste Frau überhaupt alle vierzehn Achttausender zu besteigen. Annapurna, Makalu und Kangchendzönga fehlen noch, als sie im Jahr 2009 mit ihrem Mann Romano am Fuß des Kangchendzönga steht. So weit läuft alles normal, bis Romano in 7500 Metern Höhe, eine Etappe vor dem Gipfel, von einer unerklärlichen Schwäche übermannt wird. Sein Vorschlag: Sie solle allein aufsteigen. Nives Meroi entscheidet sich dagegen. Mit Müh und Not bringt sie ihren Mann hinunter - die Diagnose der Ärzte: schwere Knochenmarkaplasie. Ein langer Kampf gegen eine schwere Krankheit beginnt, den die Bergsteigerin ihren "15. Achttausender" nennt. Nives Meroi erzählt von Nepal und von dem Leben auf einer Expedition, den Begegnungen mit Einheimischen, aus denen Freundschaften entstehen, der Enge im Zelt und den Konflikten, die für das Paar daraus erwachsen, auch dem von Medien inszenierten Wettkampf unter den Bergsteigerinnen. Und sie erzählt, wie sie und ihr Mann es aus der Tiefe der Krankheit zurückgeschafft haben: ins Leben - und auf die höchste Gipfel. Über Übungsberge führte der Weg Nives Meroi und ihren Mann wieder an den Kangchendzönga. Am 17. Mai 2014, auf den Tag genau fünf Jahre nach dem Abbruch, stehen sie gemeinsam auf dem 8586 Meter hohen Gipfel. Und erst dieser Tage erstiegen sie gemeinsam den Makalu. So wird "Ich werde dich nicht warten lassen" zur Krankengeschichte, die Mut macht und aus der sich Kraft schöpfen lässt.
sgr.
"Ich werde dich nicht warten lassen" von Nives Meroi. Tyrolia Verlag, Innsbruck 2016. 176 Seiten. Gebunden, 19,95 Euro.
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