Zugespitzt betrachtet, bewegt sich das derzeitige politische Denken, Handeln und Geschehen zwischen zwei Polen: rationalem Diskurs und ideologischem Diktat. Vor diesem Hintergrund schlägt Anton Sterbling in seinem vorliegenden Buch einen neuen Ideologiebegriff vor – unter maßgeblicher Berücksichtigung grundlegender Zusammenhänge zwischen Werten und Wertordnungen, Interessen und Wissens- und Deutungssystemen. Sein Anliegen zielt darauf, das Ideologiekonzept so zu justieren, dass es auch in konsolidierten demokratischen Gesellschaften bestimmte Prozesse der Ideologisierung wie auch bestimmte Anzeichen und Schwellenwerte ideologischer Gefährdungen signalisiert und erkennbar macht. Dabei geht es um Ideologie und Herrschaft, namentlich um Macht, Autorität, Herrschaftstypen und die polarisierende Rolle von Ideologien im politischen Handeln wie auch um ideologisch, religiös, demokratisch und utopisch begründete und legitimierte Formen der politischen Herrschaft. Ebenso um Ideologie im Kontext von Staaten- und Nationenbildung und Nationalismus. Desgleichen werden Ideologie und Sprache und insbesondere fragwürdige ideologiegeleitete Regulations- und Manipulationsversuche der Sprachverwendung thematisiert und das Verhältnis von Ideologie und Kunst im Horizont der Moderne und die Widerstandspotenziale künstlerischer Tätigkeit in ideologisch-totalitären Herrschaftssystemen behandelt. Schließlich werden aktuelle Herrschaftsauseinandersetzungen, Sinnkrisen, apokalyptische Untergangsstimmungen und neue ideologische Denkfiguren und Heilsangebote wie auch die Rolle gesinnungsethischen Handelns im Gravitationsfeld neuer Ideologien diskutiert. Eine kurze Betrachtung über Gefahren und mögliche Verhängnisse der Dominanz ideologischen Denkens und der Wirkung geschichtsmächtiger Ideologien runden die Überlegungen ab.