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In einer überwältigenden Sprach- und Bilderflut, in der sich die Wirklichkeit ständig aufzulösen droht, beschwört Stangl einerseits eine bestimmte Topographie, ein Wien, das so überwältigend kaum je zu lesen war, andererseits die Zeit, das Vergehen der Zeit. Wie in einem Taumel stürzt der Leser in die Erinnerungen und Vorstellungen zweier Frauen, Mutter und Tochter, und droht in ihnen verloren zu gehen.Ein überwältigendes Leseerlebnis, das unsere Wahrnehmung in eine andere Dimension hebt. Thomas Stangl ist ein einzigartiger Erforscher des Bewußtseins, ein Reisender in Bereichen, in denen nur die Literatur Ergebnisse zutage bringt.…mehr

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Produktbeschreibung
In einer überwältigenden Sprach- und Bilderflut, in der sich die Wirklichkeit ständig aufzulösen droht, beschwört Stangl einerseits eine bestimmte Topographie, ein Wien, das so überwältigend kaum je zu lesen war, andererseits die Zeit, das Vergehen der Zeit. Wie in einem Taumel stürzt der Leser in die Erinnerungen und Vorstellungen zweier Frauen, Mutter und Tochter, und droht in ihnen verloren zu gehen.Ein überwältigendes Leseerlebnis, das unsere Wahrnehmung in eine andere Dimension hebt. Thomas Stangl ist ein einzigartiger Erforscher des Bewußtseins, ein Reisender in Bereichen, in denen nur die Literatur Ergebnisse zutage bringt.

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Autorenporträt
Thomas Stangl, geboren 1966 in Wien, studierte Spanisch und Philosophie. 2014 erhielt er das George-Saiko-Reisestipendium. Der Autor wohnt in Wien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.02.2007

Sprachbarriere
Verstörung als Formprinzip: Thomas Stangls zweiter Roman

"Wie in einem Taumel stürzen wir in die Erinnerungen und Vorstellungen der beiden Frauen hinein und drohen in ihnen verloren zu gehen": Was der Verlag in enthusiastischem Ton zum neuen Roman des österreichischen Schriftstellers Thomas Stangl annonciert, ist auf gespenstische Weise wahr. Der Text ergießt eine Bilder- und Sprachflut - und wir gehen beinahe darin unter. Ob dieser Umstand allerdings für das Buch spricht, bleibt erst noch zu klären. Ein vertrackter Fall ist dieser Zweitling des 1966 in Wien geborenen Schriftstellers auf jeden Fall, der vor zwei Jahren für "Der einzige Ort" mit dem Aspekte-Preis ausgezeichnet wurde. Wie schwierig der Zugang zum hermetischen Sprachgebilde ist, davon zeugen auch die positiven Kritiken, die bislang diese Geschichte einer Mutter-Tochter-Beziehung würdigten - denn selbst das Lob wird oft weniger am Text als an der Person und der elitären Haltung des Autors entwickelt.

Stangl macht es dem Leser nicht leicht. Man wird den Eindruck nicht los, hier wolle einer nicht erzählen, sondern sich in der Sprache verbarrikadieren, keinen Ausschnitt des Lebens zeigen, sondern sich gegen dieses Leben mit einer undurchdringlichen Sprachhülle panzern. Der erste Texteindruck ist ein visueller, und er ist durchaus symptomatisch. Der Roman drängt atemlos voran, meist über viele Seiten ohne Abschnitte, ohne Kapitel, ohne optisch wahrnehmbare Gedankenzäsuren - ein einziges gigantisches Textgeschiebe, das sich seinen Weg bahnt. Dieses Muster wiederholt sich auf der Mikroebene: Wenig ordnende Strukturen sind auszumachen, ebenso wenig Hierarchien des Erzählten oder eine Fokussierung auf Handlungszentren. Stattdessen wird man mit einer manisch detaillierten Beschreibung von Kulissen, Figuren und Aktionen konfrontiert. Jede Beobachtung erscheint gleich wichtig, mit dem Effekt, dass sich alles gegenseitig neutralisiert.

Trotzdem gibt es eine Art Handlung. Emilia Degen, eine Universitätsdozentin, und ihre Tochter, die eben vor dem Abschluss ihres juristischen Studiums steht, leben zusammen in einer Wohnung im Wiener Stadtteil Leopoldstadt. Beide sind Verlorene. Die Tochter, die unter multipler Sklerose leidet, lebt durch die existentielle Erfahrung der latenten Todesbedrohung in einer Zwischenwelt. Die Mutter ist der Tochter fremd, ihre Sätze erreichen sie nicht, ihre Gefühle berühren sie ebenso wenig. "Jede Annäherung (so unvermittelt sie erscheinen mag) hat etwas von einem Wiedererkennen und zugleich von einem immerfort Verlieren." Auf diese paradoxe Formel bringt der Text das Verhältnis der beiden Frauen. Die Mutter, eine Frau über fünfzig, erscheint der Tochter eingeschlossen in ihr Denken und in ihre Texte, die sie für Zeitschriften schreibt, die niemand liest. Die Tochter aber, lebenssüchtig und wirklichkeitsgierig, fühlt sich im Mutterleben eingekerkert wie in einem Verlies, aus dem es kein Entkommen gibt. Ohne Vertrauen und ohne Trost erschafft sie in ihrem Denken ständig eine Gegenwelt, in dem sie sich selber ein "Gegenvertrauen" und einen "Gegentrost" gibt.

Um dieses inhaltliche Zentrum dreht sich die Erzählmaschine ohne Anfang und ohne Ende. Die Irritation über die formale Entwicklungslosigkeit überwiegt schließlich doch, da sie in keiner Funktion zum Geschehen des Romans steht. Stangl erreicht mit seiner Erzählstrategie weniger ein mit Sinn aufgeladenes Oszillieren zwischen der Realität und dem Abgründigen, eine Erweiterung des Konkreten in das Imaginäre als eine Zersplitterung in Einzelteile, welche die Erzähllandschaft seltsam verstellen.

PIA REINACHER

Thomas Stangl: "Ihre Musik". Roman. Droschl Literaturverlag, Graz 2006. 192 S., geb., 19,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Auch in seinem zweiten Buch "Ihre Musik" geht es Thomas Stangl nicht um Plots und Geschichten, sondern um Momente, erklärt Hans Jürgen Balmes. Stangl schildert Momente aus dem Leben von Mutter und Tochter, die zwar eine Wohnung teilen, aber dennoch ganz in getrennten Welten leben. Was der Rezensent nun erwartet, nämlich der Versuch, die Psychologie zwischen den beiden Figuren auszuloten, trifft nicht ein: Stangl verlasse sich vielmehr ganz auf die Erkenntnis stiftende Kraft der Sprache und spüre dem "ungreifbaren Moment Gegenwart" in den einsamen Spaziergängen der beiden Protagonistinnen durch Wien nach, so Balmes fasziniert, und lässt wissen, dass der offene Schluss des Romans noch länger in ihm nachschwingt.

© Perlentaucher Medien GmbH