Patrick Modiano
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Im Café der verlorenen Jugend (eBook, ePUB)
Roman
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Paris in den 60er Jahren: Schon als Mädchen ist Louki aus der Wohnung der Mutter, einer Garderobiere im Moulin Rouge, immer wieder weggelaufen. Den Vater hat sie nie gesehen. Ihren Mann, einen reichen Immobilienmakler, verließ sie ein Jahr nach der Heirat wieder. Mit ihrem Geliebten, dem angehenden Schriftsteller Roland, der in einer zwielichtigen Buchhandlung arbeitet, streift sie tagelang durch die große Stadt. Im Café Condé, dem "Café der verlorenen Jugend", glaubt Louki Zuflucht zu finden ... Mit wunderbarer Leichtigkeit erschafft Patrick Modiano, einer der großen zeitgenössischen ...
Paris in den 60er Jahren: Schon als Mädchen ist Louki aus der Wohnung der Mutter, einer Garderobiere im Moulin Rouge, immer wieder weggelaufen. Den Vater hat sie nie gesehen. Ihren Mann, einen reichen Immobilienmakler, verließ sie ein Jahr nach der Heirat wieder. Mit ihrem Geliebten, dem angehenden Schriftsteller Roland, der in einer zwielichtigen Buchhandlung arbeitet, streift sie tagelang durch die große Stadt. Im Café Condé, dem "Café der verlorenen Jugend", glaubt Louki Zuflucht zu finden ... Mit wunderbarer Leichtigkeit erschafft Patrick Modiano, einer der großen zeitgenössischen Autoren aus Frankreich, eine unvergleichliche Atmosphäre. Eine Atmosphäre, die süchtig macht.
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Patrick Modiano, 1945 in Boulogne-Billancourt bei Paris geboren, ist einer der bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den großen Romanpreis der Académie française, den Prix Goncourt, den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur und 2014 den Nobelpreis für Literatur. Bei Hanser erschienen unter anderem die Romane Place de l'Étoile (2010), Im Café der verlorenen Jugend (2012), Der Horizont (2013), Gräser der Nacht (2014), Damit du dich im Viertel nicht verirrst (2015), der Prosatext Schlafende Erinnerungen (2018), das Theaterstück Unsere Anfänge im Leben (2018) sowie zuletzt die Romane Unsichtbare Tinte (2021) und Unterwegs nach Chevreuse (2022).
©Catherine Hélie / Editions Gallimard
Produktdetails
- Verlag: Carl Hanser Verlag
- Seitenzahl: 160
- Erscheinungstermin: 26. Februar 2012
- Deutsch
- ISBN-13: 9783446239647
- Artikelnr.: 37089897
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ingeborg Waldinger geht auf eine Zeitreise ins Paris der frühen sechziger Jahre, genauer: in ein Café der Bohème, in das, neben vielen realen Autoren, auch die Heldin aus Modianos "feinem" Roman, eine Frau, die bald jeder "Louki" nennt, aufschlägt. Nicht, dass man sie voll und ganz kennenlernen würde, "ihre Konturen bleiben unscharf", bemerkt die Rezensentin. Dies dürfte wohl an den vier, von Waldinger ausführlich beschriebenen Erzählperspektiven liegen, die Louki in je einzelnen Kapiteln umkreisen, die letzte davon, in ein Alter Ego gespiegelt, die des Autors selbst, der sich auf Spurensuche nach dem verschütteten, kaum mehr rekonstruierbaren Bohème-Paris begibt. Damit gelinge Modiano ein "Chanson triste" auf das alte Paris, seufzt die Rezensentin, die nun ihrerseits die Welt ein Stück weit mehr als im stetigen Vergehen begriffen sieht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Nirgends wird Paris so wehmütig, so schön und so französisch besungen wie bei Patrick Modiano." Alex Capus "Modianos Wortwelt wirkt wie ein Magnet, dem man sich nicht entziehen kann." Martina Meister, Literaturen, 03/2012 "Die Erinnerung ist die Arbeit, die nie fertig wird. Im Falle von Modiano liegt darin zugleich das Glück des Lesers." Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11.03.12 "Ein mitreißend melancholischer Roman" Ina Hartwig, Die Zeit, 15.03.12 "Modiano erinnert mit diesem Roman, der vielleicht sein reinster und schönster ist, daran, was Literatur einmal war und immer wieder sein kann." Helmut Böttiger, Süddeutsche Zeitung, 15.03.12 "Ein vollkommen einzigartiger Genuss." Tilman Krause, Literarische Welt, 07.04.12 "Auch sein neues Werk wird seine Leser begeistern, die Figuren schweben elegant durch den Roman, der die Pariser Bohème und die Melancholie feiert." Leoni Jessica Hof, Bolero, 06/12 "Die Atmosphäre des Buches ist melancholisch, sehnsüchtig, geiheimnisvoll- und verzaubert von der ersten Seite an." Freundin, 27.06.12 "In 'Im Café der verlorenen Jugend' erzählt Modiano eine sehr persönliche, bezaubernde Geschichte von Liebe, Verlust und der Flüchtigkeit der Jugend." Margarete von Schwarzkopf, NDR1 Niedersachsen, 17.07.12
Auf nur 157 Seiten eröffnet sich dem Leser einen fabelhafte Dichtung, leise und still mit einer einzigartigen Atmosphäre. Einem Puzzle gleich erzählen vier Stimmen von und über Louki (einschließlich sie selbst) und dem Pariser Condé Café. Viele Stammgäste …
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Auf nur 157 Seiten eröffnet sich dem Leser einen fabelhafte Dichtung, leise und still mit einer einzigartigen Atmosphäre. Einem Puzzle gleich erzählen vier Stimmen von und über Louki (einschließlich sie selbst) und dem Pariser Condé Café. Viele Stammgäste bevölkern dieses Café und jeder trägt sein Päckchen mit. Eigentlich ist die Handlung eher spärlich, es passiert nicht wirklich viel, doch dies Wenige entführt den Leser in die nächtliche Pariser Szene der 60er Jahre. Vieles wir nur wage angedeutet und dadurch lässt der Autor dem Leser Raum und Gelegenheit sich seine eigene Gedanken über die Geschehnisse zu machen. Eine wundervolle Stimmung hinterließ dieser Roman in mir und mit Sicherheit werde ich ihn mal wieder lesen.
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Antworten 24 von 25 finden diese Rezension hilfreich
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Durch die Schattentür
«Wer morgens einen Roman von Patrik Modiano zu lesen beginnt, hat ihn mittags schon gelesen und kann mitreden», hat ein Spötter mal gesagt. Und so ist denn auch der 2012 auf Deutsch erschienene Roman «Im Café der verlorenen Jugend» …
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Durch die Schattentür
«Wer morgens einen Roman von Patrik Modiano zu lesen beginnt, hat ihn mittags schon gelesen und kann mitreden», hat ein Spötter mal gesagt. Und so ist denn auch der 2012 auf Deutsch erschienene Roman «Im Café der verlorenen Jugend» mit seinen 158 Seiten quantitativ ein Leichtgewicht, dessen qualitative, sprich literarische Bedeutung allerdings eher schwergewichtig ist, wie die weltweit positive Rezeption des schmalen Bändchens eindrucksvoll belegt.
Das Nachspüren zieht sich als Thematik durch viele Werke des Autors, und so steht auch hier eine junge Frau im Mittelpunkt, deren Lebenslinien nachzuspüren die Thematik dieses Romans bestimmt, der zeitlich in den 1960er Jahren angesiedelt ist. Ungewöhnlich ist dabei die von Modiano erstmals verwendete Aufteilung der Erzählperspektive auf nicht weniger als vier Ich-Erzähler, die er in getrennten Kapiteln zu Wort kommen lässt. Mit diesem Kunstgriff stellt er analog vier unterschiedliche Formen des Erinnerns nebeneinander. Da ist zunächst ein Student, der den Leser in die Boheme des Pariser Café Condé einführt, welches einen nicht nur örtlichen Fixpunkt der Erzählung markiert. Eines Tages taucht dort eine geheimnisvolle junge Frau auf, der Leser erfährt zunächst sehr wenig von Louki, wie sie von den illustren Stammgästen genannt wird. Im zweiten, typografisch unzureichend markierten Kapitel ist der Ich-Erzähler plötzlich ein älterer Detektiv, der sich als Kunstbuchverleger ausgibt. Er hat im Auftrag ihres verlassenen Ehemannes dessen Frau Jaqueline im Café Condé aufgespürt. Jaqueline/Louki selbst erzählt aus eigner Perspektive im dritten Abschnitt von ihrer Jugend mit ihrer alleinerziehenden Mutter, die als Platzanweiserin im Moulin Rouge arbeitete. «Als ich fünfzehn war, konnte man mich für neunzehn halten», folglich nutzte sie die nächtliche Abwesenheit ihrer Mutter für Streifzüge durch die Umgebung. Dabei lernt sie Jeanette kennen, macht erste Erfahrungen mit Rauschgift und heiratet Jahre später dann einen deutlich älteren Mann. Ihre Erinnerungen an diese Zeit sind äußerst nebelhaft. Die folgenden beiden Abschnitte sind aus der Perspektive des Schriftstellers Roland erzählt, der Louki bei einer Seance kennengelernt hat. Für ihn verlässt sie ihren Mann, ihr Glück jedoch währt nicht lange, schließlich springt Louki im Beisein ihrer Freundin vom Balkon, «Es ist so weit. Lass dich fallen» sind ihre letzten Worte, bevor sie der Sinnlosigkeit entflieht und sich der ersehnten Schwerelosigkeit überantwortet.
Ich war nach der Lektüre des Romans geneigt, ihn gleich noch einmal zu lesen, denn vieles bleibt unklar und vage, man weiß nicht so recht, wann was genau passiert ist. Damit ist allerlei Deutungsversuchen, um nicht zu sagen wilder Spekulation, und Tür und Tor geöffnet, eine Wirkung, die Modiano bewusst anstrebt mit seinem ebenso poetischen wie kryptischen Roman. Die Wahrheit über das Geschehene jedenfalls erweist sich hier als pure Illusion, es gibt sie nicht, da kann man den Roman lesen, so oft man will. Präzise sind nur die örtlichen Details von Paris, wie immer bei diesem Autor. Der rätselhaften Aura von Louki entspricht das nicht näher zu verortende Unbehagen, das sich bei der Lektüre einstellt und den Leser bis zum Schluss nicht mehr verlässt. Melancholie ist die vorherrschende Stimmung, die über der meisterhaft erzählten Geschichte liegt, eine seltsame, mutlos machende Leere, wie sie auch für die Lost Generation im Paris nach dem ersten Weltkrieg typisch war.
Es ist eine Nebentür, im Roman Schattentür genannt, durch die Louki das Café Condé immer betritt, um sich möglichst abseits von den anderen Gästen einen Platz zu suchen, auf dem sie dann im Hintergrund traumverloren dasitzt. Ganz ähnlich mutet Modianos nostalgische Spurensuche an nach einer Boheme, die es längst nicht mehr gibt und die es so auch nie mehr geben wird. Es ist vor allem seine hervorragend eingefangene, wie schwebend wirkende Atmosphäre, die diesen poetischen Roman auszeichnet.
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Ich habe mich durchgebissen, weil ich die ersten 30 Seiten nicht umsonst gelesen haben wollte, aber das Buch hat mich beinahe depressiv zurückgelassen. Die Sprache ist sehr schön, wie ich zugeben muss. Doch die Atmosphäre, die die Erzählung verbreitet ist mehr als melancholisch. …
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Ich habe mich durchgebissen, weil ich die ersten 30 Seiten nicht umsonst gelesen haben wollte, aber das Buch hat mich beinahe depressiv zurückgelassen. Die Sprache ist sehr schön, wie ich zugeben muss. Doch die Atmosphäre, die die Erzählung verbreitet ist mehr als melancholisch. Der Autor Patrick Modiano betrachtet das Leben einer Café-Bekanntschaft aus dem Blickwinkel von drei männlichen Gästen eines Cafés in Paris und der observierten jungen Frau selbst. Modiano schlüpft dabei jeweils in die Rolle seiner Protagonisten als Ich-Erzähler, wie dies viele französischen Autoren tun. Tatsächlich hat mir das Kapitel, als er die junge Frau Louki selbst ihr Leben erzählen lässt, am besten gefallen, weil es wenigstens etwas Gefühl transportierte.
Im Großen und Ganzen bleibt der Autor an der Oberfläche und seine Erzählung geht nicht unter die Haut. Die Protagonisten und ihre Handlungen haben keinerlei Tiefgang und scheinen einzig ihre Lebenszeit totschlagen zu wollen. Der Freiheitsdrang Loukis ist nichts anderes als ein Weglaufen vor Beziehung. Alle Protas sind Egoisten ohne Interesse an ihren sogenannten Freunden. Die Beschreibung von Paris beschränkt sich auf die Benennung von Straßen, Plätzen und Metrostationen. Ich konnte nur graue Pflastersteine, dunkle Straßenecken und nachtschwarze Häuserfassaden vor meinem inneren Auge sehen. Zu Nebel gewordene Gefühlskälte und verschwendete Jugend. Der Autor scheint selbst den "Schnee" eingeatmet zu haben und zu keinen großen Gefühlsregungen fähig zu sein. Denn am Ende des Buches fragt man sich, weshalb es überhaupt geschrieben wurde.
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