Erzsébet Báthory / Elisabeth Bathory (*1560 - †1614) ist eine historische Gestalt, die es zu eher zweifelhafter Berühmtheit gebracht hat.
Die englischsprachige Wikipedia-Seite nennt die ungarische Gräfin eine Serienmörderin und behauptet, die Anschuldigungen, sie habe hunderte von jungen Frauen
gefoltert und getötet, seien durch Zeugenaussagen und den Fund misshandelter Opfer und entstellter…mehrErzsébet Báthory / Elisabeth Bathory (*1560 - †1614) ist eine historische Gestalt, die es zu eher zweifelhafter Berühmtheit gebracht hat.
Die englischsprachige Wikipedia-Seite nennt die ungarische Gräfin eine Serienmörderin und behauptet, die Anschuldigungen, sie habe hunderte von jungen Frauen gefoltert und getötet, seien durch Zeugenaussagen und den Fund misshandelter Opfer und entstellter Leichen bewiesen. Die deutsche Wikipedia-Seite ist da vorsichtiger und berichtet zwar ebenfalls von ihrer Verurteilung als Serienmörderin, unterscheidet aber zwischen unbestrittenen Fakten und solchen, die aus heutiger Sicht durchaus anzuzweifeln sind - wie zum Beispiel Zeugenaussagen, die durch Folter erpresst wurden und daher fragwürdig sind. Daher werden im deutschen Artikel zu Erzsébet Báthory zwei verschiedene Theorien präsentiert: Báthory als grausame Serienmörderin, oder Báthory als Opfer einer politischen Intrige.
Daher war ich sehr gespannt, wie Tereza Vanek über die "Blutgräfin" schreiben würde, und war freudig überrascht davon, wie überzeugend, vielschichtig und glaubhaft sie diese Frau in ihrem Buch zum Leben erweckt.
Erzsébet ist hier ohne Zweifel eine harte, unnachgiebige Frau, die auch vor Grausamkeiten nicht zurückschreckt. Aber sie ist auch eine zutiefst verwundete Frau, die vom Leben gebrochen und bis zur Unkenntlichkeit verzerrt wurde. Man kann als Leser immer wieder erahnen, dass sie eigentlich sogar die Veranlagung zu Wärme und Mitgefühl in sich trägt: in einem Lächeln, in einer Geste des Großmuts oder Vergebens blitzt dieses Potential immer wieder auf, und das macht sie zu einem Menschen aus Fleisch und Blut - und einer tragischen Gestalt.
Ob sie sich am Schluss des Romans als Monster erweist oder als missverstandene, von Intrigen verunglimpfte Frau (oder gar eine Mischung aus beidem), das möchte ich hier natürlich noch nicht verraten, aber ich fand das Ende auf jeden Fall schlüssig.
Die Geschichte wird aus Sicht der jungen Emilia erzählt, einer frei erfundenen und dennoch nicht weniger glaubhaften Frauengestalt. Ich habe mich öfter bei dem Gedanken ertappt, dass sie Erzsébets Spiegelbild ist, denn wo Erzsébet dunkel ist, ist sie Licht. In meinen Augen ist sie, was Erzsébet hätte sein können. Sie ist mitfühlend, hilfsbereit und selbstlos, und dennoch ein komplexer Charakter, der auch mal falsche oder dumme Entscheidungen trifft. Ihre große Leidenschaft ist das Entwerfen und Schneidern prächtiger Gewänder, und mit Kreativität, Intelligenz und Entschlossenheit schafft sie es, die Aufmerksamkeit der Gräfin zu gewinnen und in ihren Dienst zu treten - und das, obwohl sie nach einer Verkettung tragischer Umstände eigentlich schon gezwungen war, mittellos mit einem Hausierer durchs Land zu ziehen.
Gemeinsam haben Emilia und Erzsébet, dass sie sich nicht mit der Rolle zufrieden geben, die die Gesellschaft der damaligen Zeit ihnen zuweist. Während Erzsébet wenigstens noch den Vorteil hat, dass sie eine adlige Frau ist, wird von Emilia eigentlich erwartet, dass sie den Hausierer heiratet, den ihre Tante ihr (aus rein egoistischen Gründen) ausgesucht hat, ihm jederzeit für Sex zur Verfügung steht, ihm in allem untertan ist und seine Kinder austrägt. Doch sie lehnt sich entschlossen dagegen auf, auch wenn das nicht ganz ungefährlich ist.
Der Schreibstil lässt die damalige Zeit wunderbar lebendig vor dem inneren Auge auferstehen, in all ihrer Pracht und all ihrem Elend. Das ist wirklich lebendige Geschichte, originell und spannend erzählt. Mir ist das Buch nie langweilig geworden, und ich fand es auch nie vorhersehbar, weil ich bis zum Schluss nicht wusste, wie sich nun alles auflösen würde.
Eine Liebesgeschichte gibt es natürlich auch, aber die fand ich erfreulicherweise kein bisschen kitschig. Im Gegenteil, sie schraubt die Spannung der Geschichte sogar noch hoch, denn sie bringt Emilia in Gefahr...