Die Dissertationsschrift von Verena Kopp kann in einem bereits sehr ausführlich in der wissenschaftlichen Literatur behandelten Themenkomplex verortet werden, und zwar in der Literatur zu Corporate Social Responsibility (CSR). Der besondere Fokus auf die Schnittstelle zu Familienunternehmen grenzt das Gebiet etwas ein und behandelt damit auch einen weniger erschlossenen Forschungsbereich. Der konkrete Forschungsfokus ist dagegen noch nie in der wissenschaftlichen Literatur zu Familienunternehmen und CSR adressiert worden: Die Frage nach der Arbeitsmarktinklusion Geflüchteter in Familienunternehmen im Vergleich zu Nichtfamilienunternehmen. Das Thema, dem sich Verena Kopp in ihrer Dissertationsschrift widmet, ist eines, welches sie seit der so genannten Flüchtlingskrise des Jahres 2015 auch beruflich beschäftigt: Seit Mai des genannten Jahres ist die Autorin Leitung der Koordinierungsstelle für Flüchtlingsangelegenheiten der Stadt Paderborn. "Mir aus meiner praktischen Tätigkeit heraus aufgefallen, dass kleinere und mittlere Unternehmen bei der Beschäftigungsförderung Geflüchteter eine elementare Rolle zu spielen scheinen. Ausgehend von dieser Beobachtung bemerkte ich bei der Suche nach Antworten in Theorie und Praxis, dass das Thema der Arbeitsmarktionklusion Geflüchteter in kleinen und mittleren Familienunternehmen aus CSR-Perspektive in der wissenschaftlichen Forschung nicht erforscht ist," so die Autorin. Neben dem soziologischen Gehalt der vorliegenden gegenstandsbezogenen Theorie zum Komplex der Arbeitsmarktinklusion in Familienunternehmen bergen die Ergebnisse wegweisende Handlungsimplikationen für die Akteure aus den Feldern der Politik, des Sozialwesens und natürlich der Wirtschaft auf. Diese Arbeit behandelt die Teilhabe Geflüchteter in familiengeführten Unternehmen (FU) kleiner und mittlerer Größe (KMU) aus der Warte von Corporate Social Responsibility (CSR). Es handelt sich um einen phänomenbezogenen Diskurs - ausgelöst durch die sogenannte Flüchtlingswelle 2015. Aus der Praxis ist zu beobachten, dass sich viele Familienunternehmen mit der Arbeitsmarktinklusion (AI) Geflüchteter beschäftigen. Die Kernfrage, wie sich Arbeitsmarktinklusion in Familienunternehmen im Unterschied zu Unternehmen, die nicht in Familienhand sind, gestaltet, ist in der qualitativen Studie methodentriangulativ, durch elf teilnehmende Beobachtungen, 22 leitfadengestützte Interviews und das ergänzende Instrument der Dokumentenanalyse beantwortet worden. Durch die Oszillation zwischen fallbezogenen und fallübergreifenden Auswertungsaktivitäten gewinnt die Studie sowohl an Kontext- als auch an Fallbezug. Als Herzstück der Studie ist das CSR-Säulen-Diagramm entstanden. Es fußt auf vier Säulen und beinhaltet 14 CSR-Typen. Fallübergreifend wird Aufschluss über die Kontextbedingungen gegeben, in welchen sich AI vollzieht. Bereits an dieser Stelle kann festgehalten werden, dass bei der Arbeitsmarktinklusion Geflüchteter nicht die Haltungen, sondern die sich aus der Unternehmensform ergebenen Möglichkeitsräume entscheidend für die nachhaltige Beteiligung von Familienunternehmen sind. Die CSR-Aktivitäten sind als eine hybride Mischung von normativem und strategischem Engagement emergiert, wobei das Engagement von kleinen und mittleren Unternehmen eher implizit, als strategisch und konzeptionell ausgerichtet, praktiziert wird. Die Arbeit verknüpft wirtschaftliche Aspekte und soziales Engagement jeweils aus einer systemtheoretischen und einer lebensweltorientierten Teilhabeperspektive und greift weiter auf die aus der Familienunternehmensforschung bekannten Begriffe des Familiengedächtnisses (als Engagement-Zünder) und der Kümmerer-Funktion (als Engagement-Umsetzungsmöglichkeit) zurück, um diese Begriffe kontextangemessen auszuweiten und zu spezifizieren.
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